Nato-Generalsekretär Rutte streitet ab, US-Präsident Trump als "Daddy" bezeichnet zu haben, aber genau so hat Trump es verstanden. Der Vergleich gefällt ihm offenbar. Das Weiße Haus veröffentlicht ein Video, in dem "Daddy" nach Hause kommt - zu seinen "Ladys" in der Nato.

Nicht nur Nato-Generalsekretär Mark Rutte sieht Donald Trump als "Daddy" der Nato, auch der US-Präsident selbst scheint sich in dieser Rolle zu gefallen. Das Weiße Haus veröffentlichte in der Nacht zu Donnerstag ein kurzes Video über Trump beim Nato-Gipfel in Den Haag, das den Titel "DADDY'S HOME" trägt, selbstverständlich in den für Trump typischen Großbuchstaben.

Damit es auch wirklich jeder versteht, ist das Video durchgehend mit dem Song "Hey Daddy (Daddy's Home)" von Usher unterlegt. Unter anderem zeigt das Filmchen Trump im Gespräch mit dem Niederländer Rutte. Auftritte in dem Clip haben zudem US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und US-Außenminister Marco Rubio, kurz eingeblendet werden auch Bundeskanzler Friedrich Merz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Veröffentlicht wurde das Video nicht nur in den sozialen Medien, sondern auch auf der Homepage des Weißen Hauses.

Wenn man die Metapher aus dem Film ernst nimmt und ein bisschen weiterspinnt, dann wird es richtig skurril. Dann ist Trump nicht nur der "Daddy". Die anderen Nato-Staats- und Regierungschefs wären für ihn seine "Ladys", denn Usher singt darin von "all my ladies", also all seinen Damen, die ihn begrüßen würden - natürlich freudig-erregt. "Und ich weiß, dass ihr den ganzen Tag auf diese Liebe gewartet habt", heißt es in dem Ausschnitt aus dem Song dann noch, den das Weiße Haus für das gut einminütige Video gewählt hat.

"Manchmal muss Vati eine deutliche Ausdrucksweise benutzen"

Trump hatte bei einem gemeinsamen Auftritt mit Rutte Israel und den Iran mit streitenden Kindern verglichen, wie er das auch schon mit Blick auf die Ukraine und Russland getan hatte. "Sie kämpfen wie die Hölle, man kann sie nicht stoppen. Lass sie für zwei, drei Minuten kämpfen, dann ist es leicht, sie zu stoppen", sagte er.

Rutte sagte daraufhin lachend: "Und dann muss Vati ("Daddy") manchmal eine sehr deutliche Ausdrucksweise benutzen, damit sie aufhören." Am Dienstag hatte Trump gesagt, Israel und der Iran hätten "so lange und so hart gekämpft", dass sie nicht mehr wüssten, was sie da eigentlich tun. In diesen Satz hatte Trump einen Fluch eingebaut: "that they don't know what the fuck they're doing". Darauf bezog sich Rutte.

Der Daddy-Vergleich schien Trump zu gefallen. In einer weiteren Pressebegegnung fragte eine Journalistin ihn, ob er die Nato-Verbündeten als Kinder ansehe. Trump sprach in seiner Antwort zunächst nur über Rutte: "Ich glaube, er mag mich. Wenn nicht, dann lasse ich es euch wissen", witzelte er. Rutte habe "sehr lieb" gesagt: "Daddy, du bist mein Daddy."

Zu viel geschleimt? "Das glaube ich nicht"

Auf seiner eigenen Pressekonferenz wurde Rutte gefragt, ob er es mit den Schmeicheleien bei Trump übertrieben habe. "Nein, das glaube ich nicht", antwortete er. Dies sei aber "ein bisschen eine Geschmacksfrage". Erneut bezeichnete er Trump als "guten Freund", der es "endlich" geschafft habe, Europa zu höheren Verteidigungsausgaben zu bewegen.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters stellte Rutte es so dar, als habe er mit "Daddy" nicht Trump gemeint, sondern die USA. Wenn europäische Länder fragten, ob die USA an ihrer Seite bleiben würden, dann sage er immer: "Das klingt ein bisschen wie ein kleines Kind, das seinen Vati fragt: Bleibst du in der Familie?" So habe er es gemeint - "nicht so, dass ich Präsident Trump 'Daddy' genannt hätte".

Der Daddy-Vergleich war nur ein weiterer Höhepunkt in Ruttes Schmeicheleien. Schon vor dem Nato-Gipfel hatte Trump eine Textnachricht von Rutte an ihn veröffentlicht, in der dieser ihm für sein "entschlossenes Handeln im Iran" gratulierte, was sich "sonst niemand getraut hat zu tun".

Nach Informationen der Nachrichtenseite Politico fanden einige Vertreter europäischer Staaten Ruttes Verhalten höchst unangemessen. "Den Leuten ist das so peinlich", sagte ein europäischer Regierungsvertreter demnach. "Ja, der Gipfel insgesamt war ein Erfolg. Aber die Schleimerei war ziemlich drüber."

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