Zohran Mamdani hat gute Chancen, New York zu regieren - die größte Stadt der USA. Gegner warnen vor seinen Plänen. Doch Millionen Menschen haben ihn gewählt. Es könnte ein Signal für die Demokraten im ganzen Land sein.
Zohran Mamdani könnte bald Bürgermeister von New York sein, oberster Repräsentant von achteinhalb Millionen Menschen. Das endgültige Ergebnis der demokratischen Vorwahlen wird frühestens in einer Woche erwartet. Mamdani aber führt nach der ersten Auszählungsrunde so deutlich, dass sein Hauptkonkurrent noch am Wahlabend das Handtuch warf. Ein möglicher Grund für Mamdanis Erfolg: Dass er sich nicht wie ein klassischer Politiker benimmt. Ein Video zeigt, wie der 33-Jährige hemdsärmelig durch New York läuft und mit einem Mikrofon in der Hand Menschen anspricht. "Ich würde ihn seinem Konkurrenten jederzeit vorziehen", sagt ein Mann über Mamdani. Der fragt: "Ihn? Ich bin es, Bruder." Der Mann schaut fragend Richtung Kamera, weicht einen Schritt zurück, mustert Mamdani ungläubig und umarmt ihn. Ein Kandidat zum Anfassen.
Wenige Sekunden vorher erklärt Mamdami einem anderen Mann seinen Plan: "Wir wollen die Mieten einfrieren, kostenlose Busse einrichten, eine flächendeckende Kinderbetreuung und günstige, städtische Supermärkte." Der Mann nickt bei jedem dieser Punkte. Mamdani sagt: "Wir müssen die Stadt zu einer Stadt machen, die sich die Menschen auch leisten können." Der Mann muss nicht überzeugt werden: "So bald wie möglich", sagt er: "So bald wie irgend möglich."
Die bezahlbare Stadt - das ist Mamdanis Versprechen. Der Kampf gegen "üble Vermieter und gierige Unternehmen". Alle Augen sind auf Mamdani gerichtet, viele Hoffnungen, viele Ängste. New York City ist eine absolute Hochburg der Demokraten und nicht repräsentativ für die USA.
Aber ein Wahlsieg Mamdanis bei der ersten großen Abstimmung seit der verlorenen Präsidentschaftswahl im November könnte ihn zu einem Wegweiser für die Demokraten machen. Ein Hinweis darauf, wie weit nach links die Partei sich auch landesweit trauen darf.
Wahlkampf wie die Deutschen
Mamdani ist ein Gegenentwurf zu Präsident Donald Trump, aber auch zu seinem aussichtsreichen Widersacher in New York, Andrew Cuomo. Cuomo liegt bei den demokratischen Vorwahlen auf Rang zwei, gestand aber noch vor Bekanntgabe des Endergebnisses seine Niederlage ein und gratulierte Mamdani. Cuomo hält sich noch offen, als unabhängiger Kandidat bei den Bürgermeisterwahlen im November anzutreten. Er repräsentiert die Elite der Demokratischen Partei. Er gibt sich moderat und unternehmerfreundlich, hat millionenschwere Finanziers hinter sich, ist der Sohn eines Gouverneurs, bestens vernetzt.
Mamdani steht für eine neue Linke. Deren zwei bekannteste Figuren, Bernie Sanders und Alexandra Ocasio-Cortez, unterstützen ihn. Mamdani bezeichnet sich wie Sanders als demokratischen Sozialisten. Er ist jung, Muslim, macht eine gute Figur vor der Kamera. Mamdanis Kampagne hatte in Rekordzeit das Spendenlimit von acht Millionen Dollar erreicht - mit der Hilfe Zehntausender Kleinspender. Sein Team sagt, es habe an mehr als eine Million New Yorker Haustüren geklopft.
Diese Art des Wahlkampfs haben Mamdani und seine Leute sich möglicherweise in Europa abgeschaut. Ashik Siddique, Co-Vorsitzender der Democratic Socialists of America sagte im Gespräch mit ntv.de, der Ansatz der deutschen Partei "Die Linke" habe ihn sehr beeindruckt: In Arbeiterviertel gehen, dort plakatieren und die Menschen fragen, was sie umtreibt.
"So dramatisch, dass ein Sozialist Bürgermeister werden könnte"
In New York treiben viele Menschen die hohen Mieten um. Mamdani machte sie zu einem zentralen Thema und rollte das Bewerberfeld von hinten auf. Im Januar kam er in Umfragen noch auf ein Prozent Zustimmung. Ein halbes Jahr später titelte das konservative "Wall Street Journal": "New Yorks Wohnraumkrise ist so dramatisch, dass ein Sozialist Bürgermeister werden könnte."
Mamdani verspricht, die Mieten einzufrieren. Für vier Jahre, für zwei Millionen Menschen. Das wäre möglich. Knapp die Hälfte von New Yorks Mietwohnungen steht unter städtischer Aufsicht. Die Mieten dürfen nur im genehmigten Rahmen steigen. Mamdani will die zulässigen Mietsteigerungen für vier Jahre auf null setzen. Der Stadt würde das keine direkten Kosten verursachen. Mamdanis übriges Programm soll durch Schulden sowie höhere Steuern für Reiche und Unternehmen finanziert werden.
Mamdanis Kampage hat nicht nur Hoffnungen geweckt, sondern auch Argwohn, gar Furcht. Dazu dürften auch halbminütige TV-Werbeclips beigetragen haben, in denen Absperrbänder flattern, Polizeisirenen heulen, Menschen aus einer U-Bahn flüchten. Dazwischen immer wieder alte Bilder Mamdanis in einer Art Gewand, die Behauptung, er wolle die Polizei abschaffen. Am Ende der Slogan: "Mamdani - ein Risiko, das wir uns nicht leisten können". Finanziert wurde die Sendezeit der Clips von einem Zusammenschluss vermögender Immobilien- und Finanzunternehmer. Sie unterstützen Cuomo.
Mamdani befragte Trump-Wähler
Mamdanis Widersacher verspricht, fünftausend neue Polizisten einzustellen, um die Stadt in Ordnung zu bringen. Er will dem Immobiliensektor mehr Freiraum verschaffen, um so den Neubau anzukurbeln. Cuomo war von 2011 bis 2021 bereits einmal Bürgermeister, musste aber wegen mehrerer Missbrauchsvorwürfe zurücktreten. Viele Gewerkschaften unterstützen Cuomo, der sich als Macher präsentiert. In Umfragen vor der Wahl schnitt Cuomo besonders gut bei Schwarzen sowie Menschen aus Mittel- und Südamerika ab.
Mamdani dagegen überzeugte demnach überdurchschnittlich viele junge, besser ausgebildete Wähler. Sein Erfolg zeigt, dass linke Ideen in einer Metropole wie New York Millionen Menschen überzeugen können - in den USA nicht selbstverständlich. Das dürfte dem linken Flügel der demokratischen Partei Auftrieb verleihen.
Bei der Präsidentschaftswahl 2024 konnte Trump den Demokraten besonders viele Wähler ohne Hochschulbildung abwerben, besonders viele Schwarze und Latinos, auch in New York. Laut "New York Times" begann Mamdani seine Kampagne nach der verlorenen Wahl, er und sein Team fragten Menschen, ob sie Trump gewählt hätten und warum? Eine häufige Antwort: die hohen Mieten.
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