Dass das Leben von Soldaten in der russischen Armee wenig Bedeutung hat, ist bekannt. Sturmangriffe auf ukrainische Stellungen - egal wie aussichtslos - sind nur ein Beispiel. Selbst Kämpfer mit schwersten Verletzungen sind davor nicht gefreit.

In sozialen Netzwerken verbreitet sich derzeit ein Video eines Soldaten, der Angehöriger eines motorisierten russischen Gewehrregiments sein will. Er berichtet, dass in seiner Einheit schwer verwundete Kämpfer in Sturmangriffe geschickt würden, teilweise sollen ihnen Arme oder Beine fehlen. Man habe die Männer aber trotzdem als gesund registriert, heißt es von dem Soldaten in dem Video auf dem X-Kanal des Militärblogs ChrisO-wiki. Er bittet den Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow, ihm zu helfen und vor dem Tod zu bewahren.

Die Angaben können zwar nicht unabhängig überprüft werden, sie ähneln jedoch anderen Videos und Berichten. So sind bereits mehrere wahrscheinlich von ukrainischen Drohnen aufgenommene Clips aufgetaucht, die schwer verwundete russische Soldaten auf dem Schlachtfeld zeigen.

In einem Video auf dem Telegram-Kanal des ukrainischen Journalisten Jurij Butussow ist beispielsweise ein russischer Infanterist zu sehen, der sich aus einem Rollstuhl heraushebt und auf dem Boden vorwärts robbt. Dahinter liegen Kämpfer in einem Busch, ob tot oder lebendig, ist unklar. Die Verifizierung von ntv.de stuft den Clip als authentisch ein. "Die heimtückische Taktik der Russen besteht darin, die Verwundeten aus den Krankenhäusern zu verkrüppelten Regimentern zu schicken und die Ukrainer zu zwingen, Drohnen zu verschwenden", behauptet Butussow.

Eine andere Begründung liefert laut dem Medium Zaxid der Leiter des ukrainischen Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation, Andrij Kowalenko: Das russische Militär versuche, die Feuerstellungen der Verteidigungskräfte zu identifizieren, indem es verwundete Soldaten auf Krücken in Angriffe schicke. Dazu zeigt Zaxid Aufnahmen eines Soldaten, der auf einem Feld von mehreren von Drohnen abgeworfenen Granaten getötet wird.

In einem weiteren Video auf dem Kanal des ukrainischen strategischen Kommandos Chortyzja ist ein russischer Kämpfer zu sehen, der sich auf Krücken an einer Barriere aus Stacheldraht entlang bewegt. Auch dieses Video stuft die Verifizierung von ntv.de als authentisch ein.

CNN verifizierte Anfang des Jahres zudem Aufnahmen, in denen Männer in Kampfanzügen aus einem Militärkrankenhaus in der südrussischen Stadt Jeisk in der Region Krasnodar herausgezerrt werden. "Was zum Teufel macht ihr mit mir? Warum? Ich wurde gestern operiert, verdammt", ist ein Soldat zu hören.

"Kämpfen, bis er wie der Terminator aussieht"

Das russische Exil-Medium Meduza veröffentlichte eine Recherche der Journalistenkooperative Bereg über einen russischen Soldaten, der erzählt, man habe ihn trotz Erblindung auf einem Auge zum Grenadierschützen machen wollen. Ein anderer habe im Kampf sein Bein verloren und sei nach einem Krankenhausaufenthalt dem sogenannten "Genesungsregiment" der 47. Panzerdivision zugeteilt worden. Dort werde jedoch nicht die Genesung der Kämpfer angestrebt, berichtet Bereg unter Berufung auf zwei Vertragssoldaten, sondern die Verwundeten würden "wie lebendes Fleisch" zurück an die Front gebracht.

"Die Leute werden hierher geschickt, mit dem Versprechen, dass sie eine Therapie bekommen. Aber in der Regel sind sie nicht lange genug dort, um eine Behandlung zu erhalten, und sie gehen einfach zurück in die militärische Sonderoperation", sagt eine weitere Person des Regiments. "Mit Hepatitis, mit HIV, ohne Arme, ohne Beine, mit Schrapnellen im Kopf. Ich kannte jemanden, dem drei Finger der linken Hand abgetrennt worden waren. Er wurde zurückgeschickt - und eine Woche später verlor er die Hälfte seines rechten Arms. Aber das ist kein Problem - sie werden ihm eine Prothese geben, und dann wird er wieder zurückgeschickt. Er wird so lange kämpfen, bis er wie der Terminator aussieht."

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