Zum vierten Mal innerhalb einer Woche tauschen Kiew und Moskau Gefangene aus. Die Ukraine erhält zudem erneut Hunderte Leichen zurück. Präsident Selenskyj sieht die Abwehr der russischen Offensive in Sumy auf einem guten Weg. Den Angreifer vollständig stoppen kann seiner Ansicht nach nur ein Mann.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat militärische Erfolge seiner Armee in der Region Sumy gemeldet und sich in einem Telegram-Post zur Rolle der US-Regierung für ein mögliches Ende des russischen Angriffskriegs geäußert. "Niemand konnte Putin stoppen. Bleibt nur Trump", schrieb Selenskyj bei Telegram. Dafür müsse der Kreml jedoch finanziell geschwächt werden, denn nur so könne er seine Armee und den Militärsektor nicht weiter ausbauen.

Selenskyj forderte weitere Sanktionen gegen den Bankensektor, die russische Schattenflotte und insbesondere den Energiesektor. "Es ist sehr wichtig, die Preisobergrenzen zu senken, denn Öl ist die Haupteinnahmequelle", betonte er. Die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten hätten die Ölpreise zusätzlich in die Höhe getrieben - was sich direkt auf die Sicherheit Europas auswirke. Sanktionen seien "ein starkes Instrument", so Selenskyj weiter. Wenn man die Schlupflöcher stopfe, über die Russland trotz der bestehenden Maßnahmen weiterhin an Raketenteile gelange, könne man die Produktion tödlicher Waffen erheblich einschränken.

Russische Offensive in Sumy gestoppt?

Bei anderer Gelegenheit äußerte sich Selenskyj zudem erneut zu den Kämpfen im nordöstlichen Gebiet Sumy. "Wir sind dabei, die Position zu begradigen. Wichtig ist, dass es dort 53.000 Russen gibt", sagte Selenskyj nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Interfax Ukraina. "Die Kämpfe dort finden entlang der Grenze statt. Sie müssen verstehen, dass der Feind dort aufgehalten wird."

Seiner Darstellung nach sind russische Truppen erst sieben Kilometer über die Grenze vorgedrungen. Schon vor Tagen hatte er davon gesprochen, dass die Offensive gestoppt werde und ukrainische Truppen sogar Terrain zurückerobert hätten. Ukrainische Militärblogs sehen dafür keine Anhaltspunkte. Laut ihren Karten greifen die Russen weiter an. Der russische Präsident Wladimir Putin will eine "Pufferzone" in den Regionen Sumy und Charkiw schaffen.

Selenskyj äußerte sich den Angaben nach bereits am Freitag vor Journalisten, die Zitate wurden aber erst heute veröffentlicht. Im Osten des Landes versuche die russische Armee, aus Donezk mit kleinen Stoßtrupps in das bislang nicht von Bodenkämpfen betroffene Gebiet Dnipropetrowsk vorzudringen, sagte der Präsident. Er stellte aber fest: "Im Moment gibt es keinen Vorstoß in die Region Dnipro." Der ukrainische Militärblog "DeepState" verzeichnete an der Stelle einen erfolgreichen Gegenangriff der Ukrainer.

Ukraine erhält 3600 Leichen aus Russland

Derweil ging der Gefangenenaustausch zwischen den beiden Kriegsparteien weiter. Die Ukraine und Russland meldeten den vierten Austausch innerhalb einer Woche. Angaben zur Zahl der ausgetauschten Soldaten machten beide Seiten nicht.

Außerdem erhielt die Ukraine bei drei Rückgabeaktionen aus Russland binnen weniger Tage mehr als 3600 Leichen. Am heutigen Samstag wurden erneut 1200 Tote übergeben, wie der zuständige Koordinierungsstab für die Angelegenheiten von Kriegsgefangenen in Kiew mitteilte.

Vorsichtig sprach der Stab von "Leichen, bei denen es sich nach russischen Angaben um ukrainische Bürger handelt, vor allem um Armeeangehörige". Sie müssten nun genau gerichtsmedizinisch identifiziert werden.

Auf diese humanitären Gesten hatten sich die Kriegsparteien bei Gesprächen Anfang Juni in Istanbul verständigt. Von den Gefangenen sollen vor allem sehr junge sowie schwer verletzte oder kranke Soldaten heimkehren. Die Ukraine soll nach dieser Vereinbarung bis zu 6000 tote Soldaten zurückerhalten. Am Mittwoch waren 1212 und am Freitag 1200 Leichen übergeben worden. Die russische Seite erhielt wie am Freitag keine toten Soldaten zurück. Das sagte ein Moskauer Unterhändler der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.

Selenskyj hatte in Zweifel gezogen, dass alle aus Russland übergebenen Leichen tatsächlich Ukrainer seien. Er legte aber keine Belege dafür vor, dass der Ukraine Tote untergeschoben werden.

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