Mit einem "Präventivschlag" attackiert Israel Ziele im Iran. Der massive Angriff richte sich gegen militärische Einrichtungen und Atomanlagen, heißt es. Wo liegen die Zentren des iranischen Atomprogramms? Ein erster Überblick mit Karten und Satellitenbildern.

Der Konflikt um das iranische Atomprogramm entwickelt sich zum offenen Krieg zwischen Israel und dem Iran: Mit einer Serie überraschender Luftangriffe geht Israel militärisch gegen den Iran vor. Die massiven Luftschläge treffen in der Nacht auf Freitag mehrere Ziele im Iran. Explosionen werden auch aus der iranischen Hauptstadt Teheran gemeldet.

Die Anlagen des iranischen Atomprogramms sind über das gesamte Land verteilt. Die bekanntesten Standorte sind neben dem Atomkraftwerk Buschehr an der Küste des Persischen Golfs vor allem das Nuklearforschungszentrum bei Isfahan und die Urananreicherung in Natans.

Urananreicherung am Standort Natans

Die Anlagen am Standort Natans stehen im Zentrum der iranischen Urananreicherung: Das Gelände wurde beim israelischen Angriff offenbar getroffen, wie die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) unter Berufung auf iranische Angaben bestätigt. Der mit Erdwällen, Zäunen und Kontrollposten abgeschirmte Komplex befindet sich auf einer Ebene zwischen Bergen und außerhalb der den Schiiten heiligen Stadt Ghom. Das fragliche Gelände befindet sich unweit der iranischen Fernstraße 7 Richtung Isfahan rund 230 Kilometer südlich von Teheran.

Natans beherbergt offenbar mehrere Einrichtungen der iranischen Atomprogramms, darunter zwei Anreicherungsanlagen: die riesige unterirdische Brennstoffanreicherungsanlage (Fuel Enrichment Plant, FEP) und die oberirdische Pilotbrennstoffanreicherungsanlage (Pilot Fuel Enrichment Plant, PFEP). Dort wird aus Uran waffenfähiges Material gewonnen.

Die iranischen Aktivitäten in Natans sind allgemein bekannt. Eine iranische Oppositionsgruppe berichtete bereits im Jahr 2002, dass der Iran dort heimlich einen Komplex zur Urananreicherung betreibe. Dies führte zu einem diplomatischen Patt zwischen dem Westen und dem Iran über dessen Atomabsichten, das bis heute anhält.

Dass es sich am Standort Natans um eine Anlage von großer militärischer Bedeutung handelt, ist auf den öffentlich verfügbaren Satellitenbildern leicht zu erkennen: Die Anlage ist von einem System mehrfach gestaffelter Zäune und Mauern umgeben. Nahe des äußeren Schutzwalls liegen ringsum Dutzende vorbereitete Luftabwehr-Stellungen. Wachtürme und ein beleuchteter Kontrollstreifen riegeln das Gelände gegen Eindringlinge ab. Südlich der Anlage führt eine offenbar viel befahrene Straße in die nahe gelegenen Berge zu mehreren Tunneleingängen.

Die FEP-Anlage wurde den Erkenntnissen westlicher Geheimdienste zufolge für die Anreicherung im kommerziellen Maßstab gebaut und bietet demnach Platz für 50.000 Zentrifugen. Derzeit sollen dort rund 16.000 Zentrifugen installiert sein, von denen etwa 13.000 in Betrieb sind und Uran auf eine Reinheit von bis zu fünf Prozent raffinieren. Diplomaten mit Kenntnissen über Natans zufolge liegt die aufwändig verbunkerte Anlage etwa drei Stockwerke unter der Erde.

Es wird seit langem darüber diskutiert, wie viel Schaden israelische Luftangriffe dort anrichten könnten. An den Zentrifugen der FEP kam es auch auf andere Weise zu Schäden, unter anderem durch eine Explosion und einen Stromausfall im April 2021, die laut Iran auf einen Angriff Israels zurückzuführen waren. Die oberirdische PFEP beherbergt nur mehrere Hundert Zentrifugen, doch der Iran reichert dort Uran auf eine Reinheit von bis zu 60 Prozent an. Wie schwer die Schäden in Natans infolge des israelischen Angriffs ausfallen, ist noch unklar. Radioaktivität trat offenbar nicht aus. Die Strahlungswerte dort seien nicht erhöht, teile die IAEA mit.

Zivile Nutzung: AKW Buschehr

Bisher nicht auf der Angriffsliste steht das Atomkraftwerk Buschehr im Süden des Iran. Der Atommeiler dort ist das einzige noch in Betrieb befindliche Nuklearkraftwerk des Landes. Anders als die verschiedenen Forschungsreaktoren an anderen Standorten dient die Anlage an der Küste des Persischen Golfs vor allem der Stromerzeugung.


Die Pläne zur zivilen Nutzung der Atomkraft im Iran reichen bis in die frühen 1970er-Jahre zurück. Baubeginn in Buschehr war 1975, ursprünglich sollte hier deutsche Kraftwerkstechnik verbaut werden. Ans Netz ging das AKW nach jahrzehntelangen Unterbrechungen jedoch erst 2013 und nur dank großzügiger Hilfe aus Russland.

Unter der Betonkuppel arbeitet ein einzelner Druckwasserreaktor russischer Bauart mit einer Nennleistung von 915 Megawatt. Beheizt wird das AKW mit Brennstoff aus Russland. Die bisherigen Vereinbarungen sehen vor, dass Moskau verbrauchte Brennstoffe zurücknimmt, um eine etwaige Weiterverwendung zu unterbinden. Weitere Meiler sind in Buschehr im Bau: Auf Satellitenbildern aus dem Mai 2025 sind die Baustellen weiterer baugleicher Kraftwerkskuppeln in unmittelbarer Nachbarschaft zum bestehenden Reaktor zu erkennen.

Anreicherungsanlage Fordo

In den Bergen nördlich der zentraliranischen Stadt Ghom befindet sich Fordo, eine fast komplett unter der Erdoberfläche liegende Anreicherungsanlage. Beobachter gingen daher bisher davon aus, dass der Komplex Fordo wohl besser vor möglichen Bombardierungen geschützt ist als die Anlagen in Natans. Der Iran behandelt die Anlage offiziell als Geheimsache.

Die auf den bisher verfügbaren Satellitenfotos erkennbaren Details belegen zumindest umfangreiche Bautätigkeiten in Fordo: In der abgelegenen Umgebung knapp 100 Kilometer südlich von Teheran gibt es abgesehen von einer Art Kaserne keinerlei Siedlungen. Eine einzelne Zufahrtsstraße führt von Westen zu dem Gelände, das offensichtlich massiv gesichert ist. Der gesamte Komplex ist wie in Natans von Erdwällen und Zäunen umgeben. Im Umfeld der Anlage finden sich zusätzliche Geschützstellungen. Im Inneren des Geländes führen mehrere Tunnelzufahrten ins Gebirge.


Das Problem: Das Atomabkommen von 2015 verbietet dem Iran eigentlich jegliche Anreicherung in Fordo. Dort sollen mittlerweile jedoch rund 2000 Zentrifugen in Betrieb sein, die meisten von ihnen moderne IR-6-Maschinen. Bis zu 350 davon reichern bis zu 60 Prozent an.

Die USA, Großbritannien und Frankreich erklärten 2009, der Iran baue Fordo seit Jahren heimlich aus und habe die IAEA nicht informiert. US-Präsident Barack Obama sagte damals: "Größe und Konfiguration dieser Anlage sind mit einem friedlichen Programm unvereinbar."

Nuklearzentrum Isfahan

Dass der Iran an einem umfangreichen Atomprogramm arbeitet, ist gut belegt. Am Stadtrand von Isfahan, der zweitgrößten Stadt des Landes verfügt das Mullah-Regime über ein allgemein bekanntes Zentrum für Nukleartechnologie. Das riesige Gelände umfasst eine Anlage zur Herstellung von Brennelementen und eine Uranumwandlungsanlage, in der Uran zu Uranhexafluorid verarbeitet werden kann, das in Zentrifugen eingespeist wird.

Diplomaten zufolge lagert der Iran in Isfahan auch angereichertes Uran. In den Hallen und Kellern der Einrichtung sollen auch Anlagen zur Herstellung von Uranmetall stehen, ein Verfahren, das besonders relevant für die Verbreitung von Atomwaffen ist, da es zur Herstellung des Kerns einer Atombombe verwendet werden könnte. Die IAEA erklärte, in Isfahan gebe es Maschinen zur Herstellung von Zentrifugenteilen und bezeichnete es im Jahr 2022 als "neuen Standort".

Das Nuklearzentrum liegt südöstlich des Stadtzentrums von Isfahan rund fünf Autostunden südlich der Hauptstadt. Die Anlage gleicht einem Stadtteil oder einem abseits der Hauptstraßen gelegenen Industriegebiet.

Die Führung in Teheran bestreitet die Existenz eines geheimen Atomwaffenprogramms. Im Gegenzug für die Aufhebung internationaler Sanktionen im Rahmen des Atomabkommens mit sechs Staaten aus dem Jahr 2015 stimmte der Iran Beschränkungen seiner Atomaktivitäten zu.

Diese Vereinbarung zwischen dem Iran, den USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland scheiterte jedoch 2018. Damals stiegen die USA unter Trumps erster Präsidentschaft aus dem Abkommen aus und verhängten wieder Sanktionen gegen den Iran. Daraufhin nahm der Iran seine Aktivitäten wieder auf - insbesondere auf dem Gebiet der Urananreicherung.

Im Rahmen der ersten Angriffswelle des israelischen "Präventivschlags" wurde Isfahan anscheinend nicht getroffen. Wie aus einer ersten Übersicht hervorgeht, konzentrierte sich der israelische Angriff zunächst vor allem auf Ziele im Stadtgebiet von Teheran, in Natans sowie an verschiedenen Standorten im Norden und Westen des Irans.

Schwerwasserreaktor Chondab

Mehrere Explosionen meldeten Beobachter aus der Umgebung der Stadt Arak im Westen des Landes. Dort befindet sich am Standort Chondab ein teilweise fertiggestellter Schwerwasser-Forschungsreaktor, der als kritisch für das iranische Atomwaffenprogramm gilt.

Schwerwasserreaktoren bergen ein Risiko für die Verbreitung von Atomwaffen, da sie leicht Plutonium produzieren können, das wie angereichertes Uran zum Bau des Kerns von Atomsprengköpfen verwendet werden kann. Berichte über das Ausmaß der angerichteten Schäden liegen noch nicht vor.

Der Zustand des Reaktors ist unklar. Im Rahmen des Atomabkommens von 2015 wurde der Bau gestoppt, der Reaktorkern entfernt und mit Beton verfüllt, um ihn unbrauchbar zu machen. Der Reaktor sollte umgestaltet werden, "um die Plutoniumproduktion zu minimieren und im Normalbetrieb kein waffentaugliches Plutonium herzustellen". Der Iran hatte der IAEA jedoch mitgeteilt, dass er plant, den Reaktor 2026 in Betrieb zu nehmen.

Die Atomaufsichtsbehörde geht davon aus, dass der Iran mittlerweile über atomwaffenfähiges Material verfügt, das - falls es weiter angereichert werden würde - für bis zu sechs Atombomben reichen würde. Die USA und Israel wollen erklärtermaßen verhindern, dass der Iran in den Besitz von Atomwaffen gelangt.

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