Ungeachtet großer Kritik an der geplanten Abschaffung der Familienreservierung hält die Deutsche Bahn an ihrem Vorhaben fest. „Die Familienreservierung werden wir ab dem 15. Juni nicht mehr anbieten“, teilte eine Konzernsprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. Es bleibe jedoch dabei, dass Kinder und Jugendliche bis einschließlich 14 Jahren in Begleitung kostenfrei reisen.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Familienreservierung von diesem Sonntag an wegfällt. Dann müssen alle Reisenden – auch Kinder – für eine Sitzplatzreservierung zahlen. Zusätzlich steigt der Preis für eine Reservierung in der zweiten Klasse um 30 Cent und liegt dann bei 5,50 Euro. In der ersten Klasse kostet der feste Platz dann 6,90 Euro statt 6,50 Euro.

Für Familien wird das Bahnfahren mit reservierten Plätzen dadurch deutlich teurer. Anstelle der 10,40 Euro für eine Familienreservierung in der zweiten Klasse sind es mit zwei Kindern künftig 22 Euro. Für Hin- und Rückweg kommen 44 Euro zusammen.

Unverzüglich wurden Rufe laut, die Bahn solle den Schritt rückgängig machen. Kritik an den Plänen gab es unter anderem von Greenpeace, dem Sozialverband Deutschland sowie vom Fahrgastverband Pro Bahn. Aber auch Politiker von CDU, SPD, Grünen und Linken forderten ein Umdenken der Bahn. Der Vorwurf lautete unter anderem, dass die Bahn Familien ins Auto treibe. Eine Familienreservierung für 10,40 Euro ist bislang für bis zu fünf Personen möglich.

„Gerade für Familien mit Kindern wird der Sommerurlaub in Zeiten hoher Preise zunehmend zum Luxus“, sagte Katharina Dröge, Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Entscheidung der Bahn, ausgerechnet jetzt auch noch die Reservierungsgebühren zu erhöhen, sei ein „schwerer Fehler“.

„Wer den Umstieg auf die Schiene will, muss ihn einfacher und bezahlbarer machen – nicht komplizierter und teurer“, kritisierte Dröge weiter. Das sei auch ein klarer Auftrag an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Das Geld aus dem sogenannten Sondervermögen im Bundeshaushalt müsse genutzt werden, um die Bahn zu modernisieren. „Es darf nicht für Haushaltskonsolidierungen und Wahlgeschenke genutzt werden“, so die Politikerin.

Bahn will „Angebote wirtschaftlich tragbar gestalten“

Erst vor wenigen Monaten hatte eine Ankündigung der Bahn heftige Kritik ausgelöst. So war im November bekannt geworden, dass die Aushänge der Ankunftspläne ab 15. Dezember in den Bahnhöfen wegfallen sollten. Der Schritt wurde vor allem damit begründet, dass Reisende Informationen in Echtzeit benötigten. Nach Kritik von Sozial- und Fahrgastverbänden lenkte die Bahn zwei Tage später ein. Man nehme „die Kritik von Öffentlichkeit und Verbänden ernst“, hieß es.

Die Gründe für die Abschaffung der Familienreservierung sind andere. Der Konzern schreibt tiefrote Zahlen, mit dem Sanierungsprogramm S3 sollen unter anderem die Finanzen wieder auf Vordermann gebracht werden.

„Wir wollen die Mitnahme von Kindern und Jugendlichen auch weiterhin kostenfrei anbieten“, sagte die Bahn-Sprecherin. „Klar ist aber auch: Angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage, in der wir uns aktuell befinden, müssen wir unsere Angebote wirtschaftlich tragbar gestalten.“

Der Effekt auf die Finanzen durch den Wegfall der Familienreservierung dürfte jedoch begrenzt sein. 2024 machte die Bahn unterm Strich ein Minus von 1,8 Milliarden Euro.

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