Nach einem weiteren Gefangenenaustausch kehren erneut ukrainische und russische Soldaten in ihre Heimat zurück. Während der Austausch lebender Kriegsgefangener funktioniert, stockt die Rückgabe der Leichname gefallener Soldaten - Hunderte sollen weiter in Kühllastern an der Grenze liegen.

Die Ukraine und Russland haben eine zweite Gruppe von Kriegsgefangenen gemäß den Vereinbarungen von Istanbul ausgetauscht. Diese bestehe aus schwerkranken und schwerverletzten Soldaten, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei Telegram schrieb. Allen werde sofort medizinische Hilfe zuteil. Unter den Ausgetauschten seien Angehörige der Armee, der Nationalgarde, des Grenzschutzes und der Transportdienste. Selenskyj kündigte eine Fortsetzung der Austausche an. Während der Austausch lebender Soldaten inzwischen funktioniert, hakt es jedoch bei der Rückführung der Toten. Hunderte Leichen sollen weiter in Kühllastern an der Grenze lagern.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Austausch an der belarussisch-ukrainischen Grenze. Die russischen Soldaten werden demzufolge nach einer medizinischen Untersuchung nach Russland gebracht. Über die Zahl der ausgetauschten Kriegsgefangenen machten beide Seiten keine Angaben. Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands und stellt unter anderem Infrastruktur für militärische Zwecke zur Verfügung.

Bereits am Vortag waren kriegsgefangene Soldaten ausgetauscht worden. Selenskyj hatte zunächst geschrieben, dass auch unter diesen Heimkehrern Schwerverletzte seien. Der ukrainische Stab für Belange von Kriegsgefangenen stellte hingegen später klar, dass bei diesem ersten Austausch nur Soldaten im Alter unter 25 Jahre freigekommen seien.

6000 Leichen wären für Kiew eine Last in mehrfacher Hinsicht

Vergangene Woche hatten Russen und Ukrainer bei Verhandlungen in Istanbul die Rückkehr von mindestens jeweils 1.000 Gefangenen vereinbart. Ebenso sollen bis zu 6000 Leichen gefallener Soldaten an die Gegenseite überstellt werden. Bei der Umsetzung dieser Vereinbarung hakt es aber. Es gebe zwar Kontakte, Zahlen würden zusammengestellt, aber noch fehle eine abschließende Übereinkunft, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Sowie diese abschließende Übereinkunft steht, wird - das hoffen wir - der Austausch stattfinden", sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.

Peskow wies darauf hin, dass an der belarussischen Grenze mehr als 1200 Leichen ukrainischer Soldaten in Kühlwagen auf die Rückgabe warteten. Zu dem Problem hat der ukrainische Koordinierungsstab erklärt, dass die russische Seite die Übergabe ohne genaue Terminabsprache eigenmächtig begonnen habe. Alle toten Soldaten würden heimgeholt, heißt es.

Sollten indes bis zu 6000 Soldatenleichen heimkehren, wäre dies für die Ukraine nicht nur ein Trauerfall von bislang ungekanntem Ausmaß, es wäre auch eine schwere finanzielle Bürde für das angegriffene Land. Wird der Tod eines Soldaten im Kampfeinsatz anerkannt, bekommen Angehörige in Summe 15 Millionen Hrywnja ausgezahlt, umgerechnet mehr als 300.000 Euro. Davon gibt es 60.000 Euro sofort und den Rest in 40 Monatsraten. 6000 Leichname wären eine Belastung für den Staatshaushalt von mehr als 1,9 Milliarden Euro.

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