Die Operation "Spinnennetz" verbucht der ukrainische Geheimdienst SBU als großen Erfolg. Mit Drohnenattacken auf russische Flughäfen zerstört er Anfang Juni im Hinterland mehrere Flugzeuge. Die Zahlen der getroffenen Bomber variieren. Experten sehen Moskau so oder so auf Jahre geschädigt.
Russland wird nach Einschätzungen westlicher Luftfahrtexperten viele Jahre für den Ersatz der bei einem ukrainischen Drohnenangriff getroffenen strategischen Kampfjets brauchen. Diese Verluste "werden eine zentrale Kraft der russischen Armee, die bereits mit maximaler Auslastung operierte, stark unter Druck setzen", sagte Justin Bronk, Luftfahrtexperte der Londoner Denkfabrik Rusi.
Vor einigen Tagen war der Ukraine ein spektakulärer Angriff auf russische Langstreckenbomber gelungen - teils tausende Kilometer von der Grenze entfernt. Auf Satellitenaufnahmen von Flugplätzen in Sibirien und im hohen Norden Russlands sind erhebliche Schäden zu erkennen, mehrere Flugzeuge sind vollständig ausgebrannt.
Über die Gesamtzahl der zerstörten oder beschädigten Maschinen durch die ukrainische Geheimoperation "Spinnennetz" gibt es unterschiedliche Angaben. Nach US-Einschätzung wurden bis zu 20 Kampfflugzeuge getroffen - etwa halb so viele, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj genannt hat. Rund zehn Maschinen seien zerstört worden, sagten zwei US-Vertreter. Die russische Regierung bestritt am Donnerstag, dass Flugzeuge zerstört worden seien. Sie erklärte, die Schäden würden repariert. Russische Militärblogger hingegen berichten von Verlusten oder schweren Schäden an etwa einem Dutzend Maschinen und werfen den Kommandeuren Fahrlässigkeit vor.
Die nukleare Schlagkraft des russischen Militärs dürften die Verluste nicht ernsthaft beeinträchtigen. Diese besteht hauptsächlich aus boden- und U-Boot-gestützten Raketen, wie die Experten erklären. Doch die getroffenen Bomber gehörten zu einer Langstreckenflotte, die Russland während des gesamten Krieges eingesetzt habe, um konventionelle Raketen auf ukrainische Ziele abzufeuern, erklärte Bronk. Dieselbe Flotte habe auch regelmäßig Patrouillenflüge in die Arktis, den Nordatlantik und den nördlichen Pazifik gemacht, um westliche Gegner abzuschrecken.
Modernisierung russischer Bomber stockt
Der Ersatz der Flugzeuge stellt Russland nun vor eine Herausforderung. Ein Großteil stammt aus der Ära der Sowjetunion, deren Produktion seit Jahrzehnten eingestellt ist, wie der Londoner Luftfahrtexperte Douglas Barrie sagte. Die vorhandenen Maschinen seien im Laufe der Jahre modernisiert worden. Ein identischer Neubau sei daher sehr unwahrscheinlich.
Experte Bronk zeigte sich skeptisch hinsichtlich Moskaus Chancen, den Bau neuer Bomber zu beschleunigen. "Russland wird Schwierigkeiten haben, das Programm in den kommenden fünf Jahren überhaupt umzusetzen, geschweige denn zu beschleunigen." Grund seien Budgetengpässe sowie Einschränkungen für die Industrie wegen der Sanktionen.
Das sieht auch Hans Kristensen vom Bund amerikanischer Wissenschaftler (FAS) so. Es wäre zwar logisch für Russland, die Pläne für einen Bomber der nächsten Generation zu beschleunigen, doch fehle möglicherweise die Kapazität dafür, sagte er. Russland stehe bei einer Reihe anderer großer Verteidigungsprojekte vor Verzögerungen, darunter die neue Interkontinentalrakete Sarmat.
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