Angesichts des bizarren Ego-Duells des mächtigsten und des reichsten Mannes der Welt ist Schadenfreude mehr als erlaubt. Und Angst leider mehr als berechtigt.
Immer, wenn man denkt, mehr geht nicht mehr - kommt von irgendwo das nächste her. Und das nächste Kapitel in der bizarren Ego-Show des reichsten und des mächtigsten Mannes des Planeten sprengt neuerlich alle Grenzen. Aber was heißt das schon? Das nächste Mal kann schon der nächste Tag bringen.
Auch wenn die Schadenfreude eindeutig zu den niederen Instinkten des Menschen zählt: Was Donald Trump und Elon Musk da aufführen, löst in jedem etwas aus. Schadenfreude ist mehr als erlaubt, wenn sich diese beiden Alpha-Hähnchen an den Kamm gehen. Angst macht das Ganze aber leider auch.
Die wütende Abkehr des Multimilliardärs von seinem Förderer, den er selbst maximal gefördert hat, ist wie eine schmutzige Scheidung, wie ein Rosenkrieg. Verletzte Gefühle, Hoffnungen, Eitelkeiten spielen eine Rolle. Aber ebenso die konkreten Machtmittel, dem anderen ohne Rücksicht zu schaden und ihm so den Verlust vor Augen zu führen.
Also: Elon Musk attackiert den Haushaltsentwurf Trumps: "Kill the bill!", killt das Gesetz. Trump antwortet: Wir streichen Tesla die E-Auto-Subventionen! Musk droht allen Abgeordneten, die ihm bei "Kill the bill!" nicht folgen, mit Geldentzug oder Wählerstress. Er lastet den Trump-Zöllen, die er bislang wacker verteidigte, nun die mögliche Rezession der US-Wirtschaft an. Dann wirft er mit dunklem Sex-Geraune die "Epstein-Bombe" ab, um Trump doppelt zu vernichten: politisch und charakterlich. Darum geht auch Trump zu "character assassination" über und unterstellt Musk, allein enttäuschte Liebe treibe ihn an und im Übrigen werde man ihm die Staatsaufträge streichen. Musk kündigt an, sofort das Raumfahrtprogramm zu stoppen, nimmt das aber kurze Zeit später wieder zurück. Aber eine Partei will er offenbar gründen, die auf die "80 Prozent in der Mitte" zielen soll.
Das Gras sind wir
Dann wird es Nacht in den USA, das Popcorn ist längst alle. Die emotionale Kraft des Schauspiels speist sich daraus, dass alle, wirklich alle Vorurteile und Klischees über die Macho-Milliardäre bedient werden - und sich endlich einmal eine frühe Prognose aus Deutschland und Europa bewahrheitet: dass es die beiden Groß-Egos Trump und Musk nicht lange miteinander aushalten werden. Im Kern ist die nicht zu verkennende Schadenfreude diesseits des Atlantiks vor allem die Freude, Recht behalten zu haben beim zuvor so oft gescheiterten Versuch, sich einen Reim auf die Doppelspitze der US-Politik zu machen.
Doch wenn eine solche Doppelspitze in verletzte Gegnerschaft umschlägt, bleibt das nicht ohne Folgen, die viel weiter reichen. Ein afrikanisches Sprichwort sagt: Wenn die Elefanten tanzen, seufzt das Gras. Und das Gras sind wir, Deutsche und Europäer zum Beispiel. So geriet Friedrich Merz' Besuch in den USA mit atemberaubender Geschwindigkeit in den Schatten der Schlammschlacht, obwohl Deutschland unter anderem der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine ist und bis dato eines der bevorzugten Ziele der Trump'schen Polit-Wut.
Gefährlicher, weil konkreter, sind andere mögliche Folgen: Was wäre, wenn Elon Musk, warum auch immer, der Ukraine die Starlink-Verbindungen kappt? Das angegriffene Land wäre militärisch so blind wie in den Momenten, als Donald Trump die Geheimdienst-Kooperation stoppte.
Und wie werden sich die Truppen hinter der bisherigen Doppelspitze sortieren? Gehen alle Tech-Milliardäre mit Musk, weil sie erkennen, dass Trump ihnen doch mehr schadet als nutzt? Sie könnten aber auch ihrer Angst folgen, dass ein Präsident, der nicht mit seiner (knappen) Parlamentsmehrheit regiert, sondern mit bald 150 Notverordnungen, jedes Unternehmen zerstören kann. Offen auch, was Vizepräsident JD Vance und der libertäre Milliardär Peter Thiel aus dem Zerwürfnis machen werden. Vielleicht nehmen sie den bald 80-jährigen Trump beiseite und versuchen, ihn zum Rücktritt zu bewegen. Dann wäre der Weg frei für die zwei, die eine wirklich verstörende Agenda der Ent-Demokratisierung und Re-Feudalisierung der amerikanischen Gesellschaft verfolgen. Aus der Soap-Serie Trump/Musk würde ganz schnell ein Horrorfilm für die ganze Welt.
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