Bullerbü wird oft als Sinnbild für die nahezu sorgenfreie Gesellschaft im Schweden der Vergangenheit bemüht. Das scheint lange vorbei. Das Land kämpft mit Kriminalität und Gangs. Für deren Mitglieder reichen die Gefängnisse kaum noch aus. Deshalb will Stockholm Haftplätze anmieten - in Estland.
Die Regierung im bandengeplagten Schweden plant, Hunderte Straftäter in einem Gefängnis in Estland unterzubringen. Eine entsprechende Übereinkunft zwischen den beiden EU-Staaten soll Mitte Juni in Stockholm unterzeichnet werden, wie der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer auf einer Pressekonferenz bekannt gab. Das schwedische Parlament muss dem Schritt vor dem geplanten Inkrafttreten am 1. Juli 2026 noch mit Dreiviertelmehrheit zustimmen.
Schweden will den Angaben zufolge eine Haftanstalt im südestnischen Tartu anmieten, in deren 400 Zellen insgesamt bis zu 600 Häftlinge untergebracht werden können. In Betracht kommen dafür volljährige Männer, die etwa für Mord, Sexual- oder Wirtschaftsverbrechen verurteilt wurden, wie der Vorsitzende des parlamentarischen Justizausschusses, Henrik Vinge von den rechtspopulistischen Schwedendemokraten, sagte. Seine Partei sitzt nicht in der liberal-konservativen Regierung von Ministerpräsident Ulf Kristersson, hat als deren Unterstützerpartei aber erhebliches politisches Mitspracherecht.
Straftäter, die ein höheres Sicherheitsrisiko darstellen, wird Schweden demnach nicht nach Estland schicken. Dazu zählte Vinge unter anderem solche, die wegen Terrorvergehen oder schwerer organisierter Kriminalität verurteilt wurden. Das lässt sich so deuten, dass Schweden verurteilte Gangmitglieder überwiegend weiter in einheimischen Haftanstalten belassen will, dort aber mehr Platz schaffen will, indem andere Straftäter nach Estland verlegt werden.
Schweden hat seit mehreren Jahren ein erhebliches Problem mit kriminellen Gangs. In dem Zuge sind zuletzt auch die Plätze in den Strafvollzugsanstalten im Land immer knapper geworden. Für die Gefängnisplätze in Estland wird Schweden nach Strömmers Angaben monatlich 8500 Euro pro Platz bezahlen.
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