Die Steuerung von Drohnen aus der Ferne - durch Menschenhand - war ein bahnbrechender Schritt in der Kriegsführung. Die Ersetzung der menschlichen Steuerung durch KI scheint der nächste Schritt zu sein, wenn man jüngste Tests in der Türkei sieht. Gar bei Start und Landung.
Dass Soldaten aus der Ferne drohnen steuern und Gegner sozusagen "remote" töten können, war in den vergangenen Jahrzehnten eine der einprägsamsten Entwicklungen in der Kriegsführung. Heiß diskutiert wird seit jeher der US-amerikanische Einsatz von Drohnen in Afghanistan, der zahlreiche zivile Opfer mit sich brachte, im Militärsprech "Kollateralschäden". Die Bedeutung des Drohnenkriegs wurde nicht zuletzt auch mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine manifest. Für beide Seiten sind Drohnen immens wichtig. Jüngst führte die Ukraine mit solchen Angriffe auf russische Militärflughäfen durch - und zerstörte nach eigenen Angaben rund 40 Flugzeuge. Also Material, das jeweils viel teurer ist als eine Drohne.
Mittlerweile bahnt sich die nächste Entwicklung in der Drohnenkriegsführung an, nämlich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Hierfür lieferte die Ukraine jüngst selbst ein Beispiel mit Drohnensystemen, die Ziele mit Hilfe von KI autonom ansteuern können. Der türkische Rüstungskonzern Baykar legt nun anscheinend in einem Bereich nach, der hochkomplex ist: Start und Landung. Konzernchef Selcuk Bayraktar, der Schwiergersohn des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, teilte ein Video, das den "vollautonomen" KI-gestützten Start wie Landung einer Drohne des Typs Bayraktar TB3 zeigen soll.
Bei der TB3 handelt es sich um die Weiterentwicklung der Bayraktar TB2, die ein Exportschlager der Türkei ist, unter anderem vielfach eingesetzt von Seiten der Ukraine zur Verteidigung gegen Russland. Die Weiterentwicklung TB3 soll nun zum einen von Schiffen mit kürzerer Landebahn starten können. Außerdem könnte sie das Modell sein, mit dem ein signifikanter Schritt weg von der Steuerung durch Menschen und hin zur Steuerung durch KI gemacht wird.
Zu seinem Video schreibt Selcuk Bayraktar "Vollautomatische Start- und Landetests mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz". Mehr Details liefert die Beschreibung erst einmal nicht. In Bayraktars englischer Übersetzung ist statt "KI-Unterstützung" gar von "AI-powered" die Rede. Ob die Starts und Landungen wirklich vollumfängflich von der KI gesteuert wurden, ist schwer zu verifizieren.
Jedoch gibt das Video einige Hinweise, wie die Bayraktar TB3 arbeitet. Bei Sekunde [9] ist ein blauer Streifen im Video auf der Start- und Landebahn eines Flugzeugträgers visualisiert - offenbar aus der Perspektive der Drohne. Beschrieben wird das als "Visuelle Bahnverfolgung für autonomes Starten und Landen mit KI-Unterboden". Ähnliches ist bei Sekunde [35] für den Anflugwinkel visualisiert, bei Sekunde [37] für die ganze Pistenbreite oder bei Minute [1:05] für die Verortung des Flugzeugträgers aus der Ferne im Gewässer. Die Drohne arbeitet also offenbar mit einem visuellen KI-System.
All dies sind Entwicklungen, die im Angesicht immenser geplanter Rüstungsinvestitionen wohl auch in Europa anstehen dürften. Für das Milliardengeschäft mit Kampfdrohnen hat Baykar kürzlich mit dem italienischen Rüstungskonzern Leonardo eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Die beiden Unternehmen unterzeichneten in Rom nach mehrmonatigen Verhandlungen eine Vereinbarung zur Entwicklung unbemannter Technologien. Leonardo-Chef Roberto Cingolani bezifferte den Markt in Europa für unbemannte Kampfflugzeuge, bewaffnete Überwachungsdrohnen sowie Kampfdrohnen innerhalb des nächsten Jahrzehnts auf mehr als 100 Milliarden Euro. Leonardo ist mit Airbus und Dassault auch an der Entwicklung der europäischen Drohne Eurodrone beteiligt.
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