Die Chefin der Grünen Jugend nutzt die Aufregung um ihren Motto-Pullover, um einen Angriff auf die grüne Parteispitze zu fahren. Nicht sie müsse sich entschuldigen, sondern die Führung müsse das schlechte Wahlergebnis reflektieren. Nietzard formuliert das Ziel, 700.000 junge Wähler von der Linken zurückzuholen.

Die Vorsitzende des Jugendverbandes der Grünen lehnt nach dem "ACAB"-Eklat einen Rücktritt ab und geht in die Offensive: "Ich bin bis Oktober gewählt und habe bis dahin einen Jugendverband zu führen. Das werde ich auch tun", erklärte Jette Nietzard im Gespräch mit dem "Stern" und kündigte an: "Und ich werde bestimmt noch mal auffallen im nächsten halben Jahr." Denn: "Ich habe noch ein paar andere Pullis im Schrank, Sie dürfen also gespannt sein, über welche Botschaften wir noch diskutieren."

Auch eine Entschuldigung lehnt die 26-Jährige ab. "Nein, mich zu entschuldigen, fände ich übertrieben", sagte Jette Nietzard dem Magazin. Sie gab jedoch zu: "Der Sturm der Entrüstung hat mich wirklich überrascht. Das war naiv." Nietzard hatte auf Instagram kürzlich ein Foto von sich im Sweatshirt mit dem Aufdruck "ACAB" gepostet. Die Abkürzung steht für den radikalen Slogan "All cops are bastards".

Die Aufregung darüber kann Nietzard weiterhin nicht nachvollziehen. "Nicht jeder einzelne Polizist ist ein Schwein", räumte sie ein, aber: "Viele Menschen, die nicht weiß sind, haben Angst, wenn ein Polizeiwagen vorbeifährt; und nicht mal jede zehnte Frau, die sexuelle Gewalt erfährt, erstattet Anzeige, weil sie Angst hat, dass ihr nicht geglaubt wird. Diese Menschen haben Angst vor einem Staat, der sie schützen soll. Das können wir nicht hinnehmen."

"Unser Wahlprogramm war links, unsere Basis ist links"

Nach Debatten um ihre Person teilte Nietzard gegen die eigene Parteispitze aus. "Die Grünen sollten langsam mal überlegen, was für Konsequenzen sie aus der Wahlniederlage ziehen. Der Kurs der Mitte ist gescheitert, aber die Reflexion lässt weiter auf sich warten", sagte die 26-Jährige. "Unser Wahlprogramm war links, unsere eigene Basis ist links. Nur die grünen Stimmen, die man öffentlich wahrnimmt, die sind es nicht", kritisierte die Grüne-Jugend-Chefin. "So wie es ist, kann es nicht bleiben." Nietzard weiter: "Wenn die Grünen ernsthaft 700.000 Menschen von der Linkspartei zurückholen und wieder junge Menschen gewinnen wollen, dann sollten sie vielleicht mal die Sprecherin ihrer linken Jugendorganisation anhören."

Den Vorwurf, mit ihren Provokationen der Partei Schaden zuzufügen, weist die Grüne-Jugend-Chefin zurück. "Der Schaden entsteht eher durch den Umgang der Bundespartei mit mir. Das bleibt unseren Mitgliedern ja nicht verborgen. Am Ende kann das zur Entfremdung von Partei und Jugendorganisation beitragen."

Ihre Art der Kommunikation verteidigte sie gegen Kritik auch aus den eigenen Reihen: "Aufmerksamkeit ist das beste Mittel, das ich habe. Ich muss sie nur richtig einsetzen." Dass die Zahl der Mitglieder der Grünen Jugend um 3500 gestiegen ist, seit sie und Co-Chef Jakob Blasel den Jugendverband führten, wertete Nietzard im Gespräch mit dem "Stern" als Bestätigung für ihren Kurs.

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