Klaus K. machte keinen Hehl daraus, auf wessen Seite er steht. Noch im November 2024 erzählte der 74-Jährige bei einer Konferenz vor Russlandfreunden und DDR-Nostalgikern freimütig von seinen Aktivitäten.

Seit 2015 organisiere er die „Friedensbrücke Kriegsopferhilfe“ und liefere Hilfsgüter in den Donbass an prorussische Separatisten. Gerade erst vorige Woche habe er mit seinen Mitstreitern den 77. Lkw dorthin geschickt.

Bis 2022 habe man auch Produkte aus Deutschland in den Donbass geliefert. Seither sammle man nur noch Geld und kaufe die Waren in Russland ein. Man habe einen Weg gefunden, das Geld nach Russland zu bringen – auch das sei mittlerweile schwierig.

K. beschrieb sein Engagement so: Es gebe in der Ukraine Leute, die russlandfreundlich seien. Er arbeite mit diesen Ukrainern zusammen. „Es geht um die Frage: Was wird aus der Ukraine?“ Die Antwort gab K. selbst: „Es endet wahrscheinlich damit, dass es die Ukraine als Staat nicht mehr geben wird.“

Am Dienstag durchsuchten Polizisten in Berlin und Brandenburg mehrere Gebäude, die Unterstützern der „Friedensbrücke“ zugerechnet werden. Zuerst berichtete der „Tagesspiegel“ über die Razzia. Hintergrund sind Ermittlungen des Generalbundesanwalts gegen Klaus K. und seine Co-Gründerin Liane K., eine ehemalige Politikerin der Linken. Es soll um illegale Warentransporte in die prorussischen Republiken Donezk und Luhansk gehen. Zudem steht der Vorwurf einer Unterstützung ausländischer terroristischer Vereinigungen im Raum.

Angetroffen und festgenommen wurden die Vereinsgründer nicht. Sie sollen sich zurzeit in Russland aufhalten. Klaus K. hatte in der Vergangenheit öffentlich gesagt, er wohne im russischen Krasnogorsk, nördlich von Moskau.

WELT AM SONNTAG hatte bereits im Jahre 2022 über die Umtriebe der „Friedensbrücke“ berichtet. Die Recherchen legten nahe, dass der Verein aus Wandlitz bei Berlin gegen die Sanktionsbestimmungen der Europäischen Union verstößt. Laut diesen dürfen den Separatistenregionen Donezk und Luhansk „weder unmittelbar noch mittelbar Gelder oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden oder zugutekommen“.

Prorussische Separatisten hatten im Jahre 2014 die vermeintliche Unabhängigkeit der Region ausgerufen, die völkerrechtlich zur Ukraine gehört. 2022 fand ein Schein-Referendum statt, um die Annexion politisch zu legitimieren. Seit 2014 gelten EU-Sanktionen für die selbst ernannten Volksrepubliken.

„Wichtig, dass Russland siegt“

Laut der Internetseite der „Friedensbrücke“ ist der Verein in Deutschland sogar als gemeinnützig anerkannt, einen entsprechenden Freistellungsbescheid des Finanzamtes Eberswalde von 2017 veröffentlichten die Verantwortlichen im Netz. Demnach fördere der Verein „die Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte“ sowie Kriegsopfer und fördere den Völkerverständigungsgedanken.

Das jedoch steht in starkem Widerspruch zu weiteren Aussagen der Vereins-Hinterleute. Klaus K. etwa wirft der Ukraine vor, in Donezk Schulen und Krankenhäuser gezielt zu bombardieren und gegen „Völkerrecht und Kriegsrecht“ zu verstoßen. Die Medien jedoch würden solche Kriegsverbrechen nur „den Russen andichten.“ „Die machen das aber nicht, das kann ich hundertprozentig sagen“, erklärte K. bei der Konferenz im November.

Seine Mitstreiterin Liane K. betrieb öffentlich wiederholt Geschichtsklitterung, stellte die angebliche Aggression der Nato gegen Russland in eine geschichtliche Linie mit dem Nationalsozialismus. „Dort, im Donbass, berühren sich der Krieg, den die Nazis begannen, und der, den die Freunde der Nato heute dort fuhren, wie zwei einander überlagernde Bilder“, sagte sie bei einer Rede am Tag der Befreiung im Jahre 2021.

Auch sonst hat die 52-Jährige ihr Weltbild klar sortiert: Die EU sei eine profaschistische Diktatur, gesteuert von Deutschland. Deutschland sei „das Herz des Bösen“, erklärte die Ex-Linkenpolitikerin 2023 in einem Interview. Gefragt danach, was sie den Deutschen gerne sagen würde, erklärte K. im Mai 2024: „Im Moment ist für mich wichtig, dass Russland siegt.“

Dafür unternahm die „Friedensbrücke“ zuletzt offenbar erhebliche Anstrengungen. In einem Telegram-Kanal dokumentierte der Verein Lieferungen an russische Kämpfer. In einem Video vom Dienstag bedankten sich Artilleristen der 72. Brigade für Hilfsgüter. Zudem seien Tarnmaterial und ein Metalldetektor geliefert worden. Kurz zuvor präsentierte der Verein Funkgeräte, die ebenfalls gespendet worden seien. Auch Drohnen, Drohnenabwehr-Waffen und schusssichere Westen waren in der Vergangenheit offenbar unter den Lieferungen.

Am Montag dieser Woche sollte der 84. Lkw der „Friedensbrücke“ nach Donezk abfahren. So steht es auf der Internetseite des Vereins. Zumindest mit Reisen nach Deutschland müssen dessen Gründer in Zukunft vorsichtig sein: Gegen sie sollen Haftbefehle vorlegen.

Liane K. scheint mit ihrem Leben in Deutschland jedoch ohnehin abgeschlossen zu haben. Im April schrieben russische Mitstreiter der Deutschen bei Telegram: „Hurra!!!! Endlich hat unsere deutsche Freundin Liane, die in Deutschland verfolgt und vor Gericht gestellt wird, weil sie dem Donbass hilft und Russland liebt, einen russischen Pass erhalten! (...) Dafür hat sie alles geopfert, was sie in Deutschland besaß, hat ihre Töchter und Enkelkinder viele Jahre lang nicht gesehen, konnte nicht zur Beerdigung ihrer Mutter gehen.“ K. sei eine „politische Kämpferin für ihre Ideale, eine Kriegerin“. „Wir respektieren und lieben sie sehr.“

Wir sind das WELT-Investigativteam: Haben Sie Hinweise zu Missständen bei der Unido oder ähnlichen Themen? Dann melden Sie sich gerne, auch vertraulich – per E-Mail oder über den verschlüsselten Messenger Threema (X4YK57TU).

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke