Im ersten Jahr nach Einführung der Chancenkarte für die Fachkräfteeinwanderung wurden mehr als 12.000 Anträge bearbeitet und mehr als 10.000 Visa erteilt. Das geht aus einer Analyse des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung hervor, über die der Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwoch) berichtet. Die Zeitung beruft sich dabei auf Zahlen des Auswärtigen Amts.

Die Idee der Chancenkarte ist, dass Einwanderungswillige auch ohne feste Jobzusage ins Land kommen dürfen, um direkt in Deutschland einen Job zu suchen. Dazu müssen sie entweder einen Berufs- oder Hochschulabschluss vorweisen oder sich in einem Punktesystem über Berufserfahrung, Sprachkenntnisse und Alter qualifizieren. Nach Ansicht vieler Fachleute braucht Deutschland diese Menschen angesichts des Fachkräftemangels dringend – je nach Schätzung ungefähr um die 300.000 pro Jahr aus Nicht-EU-Staaten.

Eingeführt wurde die Chancenkarte zum 1. Juni 2024. Seitdem wurden bis einschließlich 9. Mai 2025 der Analyse zufolge 12.177 Anträge auf ein Chancenkarte-Visum bearbeitet und 10.148 Visa erteilt. Das sind deutlich weniger als die 30.000 pro Jahr, die die frühere Bundesregierung als Ziel nannte.

Marcus Engler, Co-Autor der Analyse, sieht das Ergebnis dennoch positiv: „Die Chancenkarte ist noch recht neu. Gemessen daran sind die Zahlen durchaus ein Achtungserfolg und eine gute Nachricht für das Einwanderungsland Deutschland“, sagte er der Zeitung.

Schicksal der Eingereisten bleibt unklar

Trotzdem halte er das System noch nicht für ausgereift. Denn was passiert, nachdem jemand eine Chancenkarte bekommt, verfolgen die Behörden offenbar wenig bis gar nicht: „Wir wissen nicht, ob die Menschen tatsächlich einen Job finden, ob der Wechsel zu einem längerfristigen Aufenthaltstitel klappt oder ob sie am Ende enttäuscht wieder ausreisen.“

Und nicht einmal, wer genau kommt, sei für die Behörden auszuwerten: „Es ist nicht bekannt, wie viele Menschen durchs Punktesystem gehen und wer von vornherein als Fachkraft die Chancenkarte bekommt. Wie viele Männer und Frauen sind es, welche Qualifikationen haben sie – all das wird nicht systematisch ausgewertet“, so Engler weiter. Genau das sei aber sehr wichtig, „denn die eigentliche Idee hinter einem Punktesystem ist es, damit gezielt steuern zu können“.

Bekannt ist immerhin, aus welchen Ländern die Menschen kommen. Bei den bearbeiteten Visa liegt Indien mit sehr weitem Abstand und mehr als 4600 Fällen vorne. Auf Platz zwei steht mit knapp 900 Fällen China, es folgen Pakistan, Russland und die Türkei.

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