Der Deutsche Olympische Sportbund möchte mal wieder die Spiele nach Deutschland holen. Vier Bewerber gibt es, darunter NRW und München. So kündigt sich auch ein sportlicher Wettkampf darüber an, wer in der Union aufs Treppchen darf.
Olympia in Deutschland, das wäre mal wieder Zeit. Erstmals gastierten die Wettkämpfe 1936 in Berlin, in Nazi-Deutschland. Dann 1972, als sich der Welt ein anderes Deutschland präsentierte. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will die Olympischen und die paralympischen Spiele mal wieder ausrichten und plant eine Bewerbung. Noch ist unklar, wann genau das stattfinden soll - 2036, 2040 oder 2044 kommen infrage.
Klar ist aber schon: Das Interesse ist groß. Vier Städte oder Bundesländer wollen sich bewerben: Nordrhein-Westfalen, München, Hamburg und Berlin. Wobei die Hauptstadt sich im Verbund mit halb Deutschland unter dem Stichwort "Berlin+" bewirbt. Mit dabei sind auch Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Um erfolgreich zu sein, ist eines wichtig: Begeisterung an den Tag legen, den Rückhalt der Bevölkerung und der Politik zu haben.
Letzteren haben alle Bewerber, NRW und München allerdings ganz besonders. An diesem Mittwoch stellt Nordrhein-Westfalen seine Bewerbung in Köln im Deutschen Sport- und Olympiamuseum vor. Mit dabei ist auch Ministerpräsident Hendrik Wüst, der die Bewerbung schon lange unterstützt. Genau zuschauen wird dann auch sein Amtskollege aus Bayern, CSU-Chef Markus Söder. Das hat eine gewisse Ironie. Denn Wüst und Söder konkurrieren nicht nur im Sport.
Söder und Wüst wollen mehr
Beide sind auch die mächtigsten Ministerpräsidenten in Deutschland, führen die größten Bundesländer. Und sie stehen für unterschiedliche Richtungen innerhalb der Union. Söder steht für das Konservative, dafür, AfD-Wählern inhaltlich entgegenzukommen, um sie zur Union zurückzuholen. Wüst dagegen führt eine schwarz-grüne Koalition. Er, der früher ebenfalls ein sehr konservatives Image hatte, ist mittlerweile so etwas wie der inoffizielle Merkel-Nachfolger - auch wenn so ein Vergleich hinkt. Schwarz-Grün hatte der Bayer hingegen im Bundestagswahlkampf immer wieder ausgeschlossen. Damit brachte er Friedrich Merz in Erklärungsnot. Der wollte sich die Option offenhalten.
Natürlich sind Olympia-Bewerbungen Großprojekte, die eine ganze Stadt oder Region mittragen muss. Vorrangig geht es nicht um Karriere-Booster für Ministerpräsidenten. Aber in zweiter oder dritter Linie schon. Beide, Wüst und Söder, halten sich für kanzlertauglich. Und wenn der Amtsinhaber Friedrich Merz einmal nicht mehr kandidiert, wird sich die Frage stellen, wer auf ihn folgt. Dann dürften Wüst und Söder, der Liberale und der Konservative, wieder ihre Hände heben.
Olympia selbst, aber auch schon die Bewerbung allein, bieten viele Möglichkeiten, bundesweit Schlagzeilen zu machen, neue Sportstätten einzuweihen, sich mit Athleten zu zeigen und rote Bänder durchzuschneiden. Mal nicht über kaputte Schultoiletten und überfüllte Flüchtlingsheime zu reden, sondern sich lächelnd mit Sportlern ablichten zu lassen. Für Söder und Wüst ist es doppelt interessant. Denn die Aufmerksamkeit, die der eine bekommt, wird dem anderen fehlen.
"Ich tue alles für Olympia", sagte Söder, als er vergangene Woche die Bewerbung Münchens vorstellte. Der Clou der Initiative: Man will die alten Sportstätten von 1972 wieder nutzen und sich als Nachhaltigkeitsmeister präsentieren. Auch sollen neue Wohnungen für die Athleten gebaut werden, die später dann in den Wohnungsmarkt übergehen sollen. Auch mit schönen Kulissen, seien es Schlösser oder Berge können München und Umgebung punkten.
Damals, im September '24
Wobei, das kann NRW ebenfalls, Sportstätten gibt es im bevölkerungsreichsten Bundesland genug, sportbegeistert sind die Menschen ohnehin. Und das Ruhrgebiet mit seinen Industriedenkmälern oder der Rhein mitsamt Kölner Dom bieten tolle Kulissen. Aber auch hier gilt: Wüst und Söder stehen für jeweils andere Welten.
Der Graben zwischen diesen Welten ist spätestens seit dem vergangenen Spätsommer tief, genauer gesagt seit dem 16. September 2024. Da verzichtete Wüst auf die Kanzlerkandidatur - die er nie offiziell erklärt hatte - und stellte sich hinter Merz. Am Vormittag nach der Wüst-Auftritt lud Söder dann gemeinsam mit Merz in die bayerische Landesvertretung und verzichtete ebenfalls. Wüst hatte ihm ein Stück weit die Show gestohlen und sich geschickt im Gespräch gehalten. Obwohl eigentlich niemand ernsthaft gedacht hatte, Wüst könnte schon 2024 Kanzlerkandidat werden.
Wen der DOSB am Ende aufs Treppchen hievt, das ist noch offen. Eine Entscheidung soll erst im kommenden Jahr fallen. "Berlin+" sowie Hamburg wollen ja auch noch mitreden. Dabei sein ist alles, das alte olympische Motto, gilt hier aber nicht. Jedenfalls nicht für Söder und Wüst. Alles anderes als ein erster Platz kommt für sie nicht infrage.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke