So sieht man Kanzler Merz eher selten: Locker und amüsiert erzählt er in einem Interview von seinem ersten Telefongespräch mit US-Präsident Trump. Das sei ganz so verlaufen, wie man sich das bei Trump vorstelle - und liefert ein eindrückliches Beispiel.
Emotional, aufbrausend und fahrig: so kennt man Donald Trumps Fernsehauftritte seit seiner ersten Amtszeit. Daran hat sich auch seit Beginn seiner zweiten Präsidentschaftszeit wenig geändert. Wie es hinter den Kulissen hingegen aussieht, das wissen nur wenige. Einer von ihnen ist nun Bundeskanzler Friedrich Merz. Dieser hatte vor kurzem sein erstes Telefongespräch mit Trump - und verrät im Interview beim "WDR-Europaforum" in Berlin, wie die so ablaufen.
Viermal habe Merz mittlerweile mit Trump telefoniert. Zuletzt sei es dabei um den Zollstreit zwischen den USA und Europa gegangen. "Können Sie uns mal mitnehmen in so ein Telefonat?", fragt Moderator Markus Preiss Merz auf der Bühne vor Publikum. Der Kanzler lacht direkt auf und schüttelt den Kopf. "Wie detailliert wird das da besprochen?", hakt Preiss nach.
"Na ja, also ich sage mal so", beginnt Merz seine Antwort und hält sich grinsend das Mikro vor den Mund. "Ich will natürlich jetzt ein bisschen die Vertraulichkeit dieser Telefonate wahren. Auf der anderen Seite weiß jeder, der Trump mal im Fernsehen sieht und erlebt, wie die verlaufen könnten." Das Publikum lacht, Merz auch und schiebt mit hochgezogenen Augenbrauen hinterer: "Und da gibt es nicht viele Unterschiede."
"Chicago is a really great city"
Im Saal bricht Beifall aus. "Reden Sie ruhig weiter", ermutigt Preiss den Kanzler, was sowohl beim Publikum als auch bei Merz erneut für Gelächter sorgt. Merz versucht es zunächst noch einmal mit Ernsthaftigkeit: "Also ich sag' mal so, ich kann das jetzt nur aus mehreren 1000 Kilometern Entfernung beurteilen. Mein erstes Gespräch mit ihm war persönlich." Es gebe ein paar Leute, "die wir gemeinsam kennen" und er habe ihm zum amerikanischen Papst gratuliert. Auf Gelächter der Gäste hin fragt Merz in Richtung Publikum: "Na ja, kann man ja tun, oder? Ich meine, es ist der erste in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche."
Dann hätten Trump und er ein bisschen über Chicago, eine Stadt im Norden der USA, gesprochen. "Weil der Papst da herkommt und ich da häufig beruflich gewesen bin", erklärt Merz. Ein Auszug des Gesprächs macht ein sichtlich gelockerter Kanzler dann auch gleich nach: "Where do you know Chicago from?", imitiert Merz mit verstellter Stimme seinen Amtskollegen (z.D.: "Woher kennen Sie Chicago?"). "This is a great city, Chicago is a really great city ("Das ist eine tolle Stadt, Chicago ist eine richtig tolle Stadt")", gestikuliert Merz mit erhobener Hand dazu. Sowieso sei jedes zweite oder dritte Wort "great". "So, das war so ein bisschen der Ton des Gesprächs", schließt Merz grinsend ab.
Die Telefonate mit Trump nehme Merz aber trotzdem ernst. "Schon das, was er bisher getan hat, hat massive Auswirkungen auf die Wirtschaft in Amerika gehabt. Es hat auch massive Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und insofern nehme ich das ernst." Europa müsse Trump gegenüber geschlossen und einheitlich auftreten. "Und das tun wir."
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