Russland und Belarus sind enge Bündnispartner. Beide Länder haben ihre Zusammenarbeit im Nuklearbereich vertieft. Der belarussische Diktator Luka­schenko behauptet, über Atomwaffen seines Verbündeten Putin zu verfügen. Dem widerspricht nun der ukrainische Geheimdienst deutlich.

Belarus soll derzeit nicht über russische Atomwaffen verfügen. Der wichtige Verbündete Moskaus verfüge zwar über Trägersysteme für Atomwaffen, habe jedoch keine Sprengköpfe, sagt der Chef des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes (SZRU), Oleh Iwaschtschenko, in einem Interview mit der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform. Es gebe Flugzeuge und Iskander-Raketen, aber in Belarus seien keine Atomwaffen stationiert. "Das ist eine erwiesene Tatsache", fügt der SZRU-Chef hinzu.

Im Dezember 2023 hatte der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko behauptet, die Übergabe russischer Atomwaffen an Belarus sei Anfang Oktober desselben Jahres abgeschlossen gewesen. Zuvor hatten beide Länder im Mai 2023 ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet.

Der Aussage Lukaschenkos widerspricht Iwaschtschenko deutlich: "Sie richten Lager ein, bereiten sich vor und bauen. Lukaschenko sagt, sie würden bis Ende des Jahres ein Oreschnik-Mittelstreckenraketensystem stationieren. Aber das ist eher Wunschdenken. Bis heute gibt es nichts dergleichen, und es ist unwahrscheinlich, dass es dazu kommt", teilt der ukrainische Geheimdienstchef mit.

Russland und Belarus haben ihre Zusammenarbeit im Nuklearbereich seit dem Beginn des Einmarschs Moskaus in der Ukraine vertieft. Im Juni 2024 hielten sie nach Angaben des Kreml die zweite Phase taktischer Atomwaffenübungen ab. An der ersten Phase der Übungen, die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am 6. Mai 2024 angeordnet wurden, waren Raketeneinheiten im südlichen Militärbezirk Russlands beteiligt, der auch die besetzten Gebiete der Ukraine umfasst. Seit dem Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 wurden von Russland wiederholt nukleare Drohungen gegen die Ukraine und den Westen ausgesprochen.

Zweifel an Luka­schenkos Aussagen

Zweifel an der Stationierung russischer Atomsprengköpfe auf belarussischem Boden äußerte auch das Deutsche Institut für Internationale Politik und Sicherheit in Berlin. Belarus habe zwar Trägersysteme erworben, die Minsk die Fähigkeit zum Einsatz von Nuklearwaffen verschaffen würden, doch gesichert sei eine Sta­tionierung russischer Kernwaffen nicht. Manches würde sogar dagegen sprechen, führt das Institut in einer Mitteilung vom Juni 2024 aus.

Demnach hatte Luka­schenko im November 2021 Moskau erstmals öffentlich ermuntert, russi­sche Atomwaffen in Belarus zu statio­nieren. Fast gleichzeitig mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine schuf Minsk die rechtlichen Grund­lagen dafür. Russland habe schon die ersten Kern­waffen verlegt, verlautbarte es Mitte Juni 2023. Auch Lukaschenko behauptete, Atomwaffen be­fänden sich in Belarus. US-Geheimdienste und britische Mini­ster berichteten von Erkenntnissen, die dies bestätigen könnten.

Dennoch bleibe unklar, wie weit die Verlegung russischer Kern­waffen tatsächlich vorangeschritten sei, heißt es weiter in dem Bericht. Zwar deuteten Satellitenbilder darauf hin, dass an unterschiedlichen Stützpunkten Umbau­arbeiten stattfinden, dennoch ließe sich nicht mit Sicherheit fest­stellen, ob Nuklearwaffen sich schon dort befänden oder ob diese Umbaumaßnahmen der langfristigen Lagerung von Nu­klear­sprengköpfen dienten.

In seiner Analyse kommt das Berliner Institut auch zu dem Schluss, dass durch die Stationierung von Nuklearwaffen in Belarus sich Moskaus mili­tärische Optionen nur mar­ginal ändern würden. Bereits jetzt könne Russland mit seinen nuklearfähigen Systemen Ziele in ganz Europa bedrohen.

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