• Die angekündigten 500 Milliarden Euro sind für die Baubranche ein Lichtblick, doch das Geld allein beendet nicht die Krise.
  • Sachsens Wirtschaftsminister Panter rechnet ab 2026 mit Bauprojekten aus dem Infrastrukturpaket – ein Bauboom sei zu erwarten.
  • Ökonom Holtemöller sieht das Infrastrukturpaket kritisch: Staatliches Geld könnte die Baukosten weiter steigen lassen.

In Deutschland werden marode Brücken gesperrt. Aber diejenigen, die sie reparieren könnten, die Beschäftigten des Brückenbaus, sind in Kurzarbeit. Tim-Oliver Müller erzählt diese Geschichte, um die absurde Lage zu beschreiben. Die Stimmung im Bau sei schlecht, klagt der Geschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

Doch vielleicht wird sie bald besser. Denn Geld für Brückenbau ist ja nun da, auch Geld für andere Baumaßnahmen – aus dem Infrastrukturpaket des Staates. "Die 500 Milliarden sind für uns eine wichtige Absichtserklärung. Damit die Bauindustrie und am Ende auch die Infrastruktur davon profitieren können, kommt es aber auf konkrete Aufträge an. Die werden wahrscheinlich nicht in diesem Jahr an den Markt kommen, sondern erst im nächsten Jahr", sagt Müller. An vielen Stellen müsse noch geplant werden, denn es fehle nicht nur Geld für Investitionen, sondern auch für die Planung.

Bauboom erst ab 2026 erwartet

Auch Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) erwartet, dass erst im kommenden Jahr konkrete Bauprojekte aus dem Infrastrukturpaket begonnen werden. Der Bundestag müsse erst noch das sogenannte Ausführungsgesetz beschließen.

Klar sei schon, wie viel Geld die Länder für sich und ihre Kommunen bekämen, sagt Panter: "Es gibt einen angepassten Verteilschlüssel. Das heißt für Sachsen: 391 Millionen Euro, die jährlich kommen werden. Wir werden dann mit den Kommunen sprechen, die werden ihren fairen Anteil kriegen."

Davon werde ein Teil übrigbleiben, erklärt Panter weiter: "Den wollen wir gern nutzen. Wir werden sicherlich einen Bauboom bekommen, denn die Millionen müssen erstmal unter und auf die Erde."

Holtemüller: Geld vom Staat könnte Preise weiter steigen lassem

Skeptischer blickt Oliver Holtemöller auf das Infrastrukturpaket und die Folgen für den Bau. Der Vizepräsident am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle misstraut dem Klagelied der Branche. Er sagt, vor der Krise hätten die Baufirmen sehr gut verdient. Selbst in der Corona-Pandemie seien die Preise stark gestiegen – und mit ihnen die Gewinne.

Deswegen wundert sich Holtemöller, dass es in der Baubranche nicht zu Rücknahmen von Preiserhöhungen komme: "Dort ist das Preisniveau nach wie vor sehr hoch. Solange die Unternehmen sich nicht veranlasst sehen, auch Zugeständnisse bei den Preisen zu machen, kann es der Branche nicht allzu schlecht gehen."

Der Ökonom befürchtet, das viele Staatsgeld werde die Preise weiter nach oben treiben. Die Nachfrage nach Bauleistungen werde wachsen, aber das Angebot nicht mithalten können. Denn auch im Bau fehle Personal.

Mehr Bauprojekte möglich

Verbandsgeschäftsführer Tim-Oliver Müller widerspricht. Man stehe für Projekte bereit: "Es gibt kein einziges Bauprojekt in Deutschland, das aufgrund von fehlendem Personal nicht gebaut worden ist. Heute ist es so, dass wir uns in einer Auslastung von um die 70 Prozent bewegen. Wir könnten ad hoc mehr bauen, 20 bis 30 Prozent sind auf jeden Fall drin."

An der Kapazität der Bauindustrie werde es nicht scheitern, sagt Müller. Und an überhöhten Preisen angeblich auch nicht. Müller sagt, der Staat werde seine Infrastruktur-Milliarden ja nicht auf einmal ausgeben. Wenn er das Geld über die Jahre klug verteile, könnten Preise stabil bleiben. Nur losgehen müsse es jetzt endlich mit den Investitionen.

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