Das ist passiert: Nestlé steht in Frankreich wegen des Einsatzes von verbotenen Filtersystemen in der Kritik. In diesem Skandal um die illegale Behandlung von Mineralwasser werden in einem Bericht des französischen Senats schwere Vorwürfe gegen den Staat erhoben: Es habe eine gezielte «Vertuschung» gegeben, um unzulässige Praktiken des Lebensmittelriesen Nestlé zu decken, schreiben die Verfasserinnen und Verfasser.

Die Kritik: Im Bericht wird zum einen die Intransparenz von Nestlé kritisiert. «Es lief schlecht», sagte Kommissionsberichterstatter Alexandre Ouizille zu den Anhörungen der Firmenspitze gegenüber Medien. Er sprach vom «Verweigern von Antworten» seitens der Unternehmensführung. Zum anderen kritisieren die Verfasser auch das Verhalten des Staates gegenüber Behörden und Öffentlichkeit. Fast vier Jahre nach den ersten Enthüllungen gebe es noch immer keine vollständige Aufklärung. Der Ausschuss wurde im November 2024 eingesetzt, nachdem Recherchen mehrerer Medien illegale Wasserbehandlungen aufgedeckt hatten.

Kritik auch an Machtverhältnis zwischen Staat und Industrie: Nestlé habe die Genehmigung der Mikrofiltration zur Bedingung für das Ende illegaler Praktiken gemacht – letztlich habe der Staat auf höchster Ebene zugestimmt, so steht es im Bericht. Demnach war der Elysée-Palast eng in den Fall eingebunden und bereits seit 2022 über die unzulässigen Methoden informiert. Alexis Kohler, Generalsekretär des Präsidenten, empfing Nestlé-Vertreter persönlich. Präsident Emmanuel Macron wies im Februar jegliche Kenntnis von sich. Nestlé konnte das Wasser weiter unter der profitablen Bezeichnung «Natürliches Mineralwasser» vermarkten.

Legende: Nestlé steht in Frankreich wegen des Einsatzes von verbotenen Filtersystemen in der Kritik. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Fehlende Kontrolle: Bis heute fehle eine flächendeckende Kontrolle an allen Produktionsstandorten, so der Bericht. Von insgesamt 28 Empfehlungen hebt die Kommission insbesondere die bessere Kontrolle der Wasserentnahmen, eine umfassende Qualitätsüberwachung der Grundwasservorkommen und eine verbesserte Kennzeichnung hervor.

Nestlé-CEO äusserte Bedauern: Im März musste sich Nestlé-CEO Laurent Freixe vor dem Senat rechtfertigen. Er äusserte vor dem Ausschuss sein Bedauern. «Im Namen des Nestlé-Konzerns möchte ich nochmals mein tiefstes Bedauern über diese Situation in der Vergangenheit zum Ausdruck bringen, die nicht im Einklang mit den Werten unseres Konzerns stand», sagte er. Nestlé Waters habe alles getan, um den beanstandeten Praktiken ein Ende zu setzen.

Legende: Nestlé-CEO Laurent Freixe an der Jahreshauptversammlung von Nestlé in Ecublens bei Lausanne (16.4.2025) Reuters / Pierre Albouy

Die Konsequenzen: Dieser Bericht wirft kein gutes Licht auf die Behörden und auch auf das Unternehmen, sagt die SRF-Korrespondentin in Frankreich, Zoe Geissler. «Es wird interessant zu sehen sein, wie die Öffentlichkeit darauf reagiert und ob nun vielleicht weniger Wasser von Nestlé gekauft wird.» Zudem hat die Kommission nun auch Forderungen: Alle Mineralwasserstandorte in Frankreich sollen besser kontrolliert und die Mineralwässer besser gekennzeichnet werden.

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