Moskau schmückte sich dieser Tage mehr als zu Weihnachten und Silvester zusammen. Überall rote Fahnen, Plakate. «Sieg» steht da in grossen Lettern. Auf dem Roten Platz wurde kürzlich pompös der 80. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland gefeiert.

Auch Russlands Krieg gegen die Ukraine soll eigentlich zu Ende gehen. US-Unterhändler wollen den Kreml von einem Friedensdeal überzeugen. Wie sehen das die Menschen in Moskau? Glauben Sie, dass Donald Trump Frieden schaffen kann?
Hoffen auf amerikanische Diplomatie
SRF hat auf den Strassen der russischen Hauptstadt nachgefragt. Alexei sagt: «Trump versucht es – aber er ist ja nicht allein. Es gibt noch andere einflussreiche Leute, andere Länder.»

Wir treffen Alexei vor einer ehemaligen McDonald's-Filiale. Die US-Fastfoodkette hat nach Kriegsbeginn Russland verlassen, inzwischen verkauft hier ein russisches Unternehmen Burger und Pommes Frites. Der American Lifestyle ist nicht mehr in Mode, die Russen besinnen sich auf selbst.
Alexei traut den USA nicht – obwohl er Trump eigentlich mag. «Wir sind für die Amerikaner keine Freunde. Sie werden uns weiter bedrängen.»

Viele in Moskau hoffen darauf, dass die amerikanische Diplomatie Erfolg hat, doch die Hoffnung ist klein. «Das alles liegt in den Händen der Mächtigen. Wir einfachen Leute wollen einfach Frieden», sagt Anna, die mit ihrer Tochter soeben im ehemaligen McDonald's essen war.
Die Russen sind langsam enttäuscht von Trump
Den Eindruck der Strassenumfrage bestätigt der Meinungsforscher Denis Volkov vom unabhängigen Levada-Institut. Trump sei bei den Russen beliebt, weil er den Krieg beenden wolle. «Doch seit zirka einem Monat lässt sich eine gewisse Enttäuschung feststellen: weil Trump zwar redet und redet, aber nichts passiert.»

Der Meinungsforscher macht auch klar: Die Russen haben eigene Vorstellungen, wie der Krieg in der Ukraine enden soll. «Die russischen Eliten und mit ihnen die öffentliche Meinung wollen ein Ende – aber zu russischen Bedingungen.»
Tatsächlich hält der Kreml weiter an seinen Maximalforderungen fest: Die Ukraine soll eine neue – idealerweise prorussische – Regierung bekommen und das Land soll seine Armee massiv verkleinern. Zudem will der Kreml, dass die Weltgemeinschaft die illegal annektierten Gebiete als russisch anerkennt.
Für die Ukraine sind diese Forderungen naturgemäss nicht akzeptabel.
Geheimdienst will Allianz mit USA – gegen Europa
Allerdings könnten die Russen in Trump einen Verbündeten gefunden haben. Der US-Präsident vertritt immer wieder Kreml-Positionen. So hat er etwa schon die Ukrainer dafür verantwortlich gemacht, dass der Krieg nicht endet – oder Verständnis für die russische Besetzung der Halbinsel Krim gezeigt.
Der russische Auslandsgeheimdienst SVR hat diesen Ball kürzlich aufgenommen. In einem Artikel präsentierten Moskaus Spione ihre ganz eigene Interpretation von Geschichte und Gegenwart: «Wie vor 80 Jahren ist der europäische Faschismus der gemeinsame Feind von Moskau und Washington», lautet der Titel des Textes.

Illustriert wird die Publikation mit einer Karikatur, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen als Hakenkreuz-Monster zeigt, welches von Russen und Amerikanern in die Zange genommen wird.
Kein Wunder also, dass in diesen Tagen viel von «Sieg» die Rede ist in Moskau. Von Frieden dagegen weniger.
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