Viele Firmenbilanzen, schwache Konjunkturdaten und neue Wendungen im Zollstreit - die Anleger an der Wall Street hatten viel zu verarbeiten, aber wagten sich im Verlauf vorsichtig vor.

Die US-Börsen haben nach zunächst holpriger Eröffnung heute höher geschlossen. Der Leitindex Dow Jones baute seine leichten Gewinne vom Handelsstart aus und ging am Ende bei 40.527 Zählern um 0,75 Prozent höher aus dem Handel. Auch der S&P 500 und die Technologiebörse Nasdaq legten jeweils gut ein halbes Prozent zu, der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte 0,6 Prozent vor.

Zuletzt hatten sich die Aktienbörsen in den USA erholt und klare Rücksetzer waren ausgeblieben. "An den Märkten kehren langsam erste Anzeichen von Zuversicht zurück", schrieb Chefstratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck. Vier Wochen nach Trumps "Befreiungstag" mit der Ankündigung von Importzöllen schienen die heftigen negativen Marktreaktionen den US-Präsidenten zu einer etwas gemäßigteren Linie genötigt zu haben.

Zahlenflut im Fokus

Das Geschäft stand heute im Zeichen zahlreicher Quartalsberichte aus dem Standardwertesegment. Unter anderem Coca-Cola, die überraschend gut ins neue Jahr gestartet sind, Pfizer oder der Autobauer General Motors öffneten ihre Bücher. In dieser Woche stehen die Unternehmenszahlen von rund 180 S&P-500-Firmen an, darunter aus dem hochbewerteten Tech-Sektor Apple, Microsoft, Amazon und Meta. Schließlich kommen noch die Arbeitsmarktdaten am Freitag.

"Ihre Quartalszahlen heute und morgen nach Börsenschluss an der Wall Street könnten darüber entscheiden, ob die Märkte ihre Rezessionsängste weiter abschütteln", so Analyst Stanzl.

Trump will Autobauer entlasten und entschärft Zölle

Kein Tag aber ohne neue Wendungen beim Dauerthema Zölle. Heute waren die Autobauer betroffen. US-Präsident Donald Trump plant bei den Zöllen auf Autos eine Übergangsfrist, damit Hersteller in den USA ihre Produktion auf amerikanische Zulieferer umstellen können. Geplant seien Gutschriften von bis zu 15 Prozent des Wertes der in den USA montierten Fahrzeuge. Diese könnten auf importierte Einzelteile angerechnet werden, sagte Handelsminister Lutnick vor Journalisten.

Auf alle Autos, die zu mindestens 85 Prozent aus in den USA gefertigten Einzelteilen bestehen, sollen keine Zölle erhoben werden, sagte Lutnick weiter. Das werde auch für ausländische Autohersteller gelten, die in den USA produzieren.

GM setzt wegen Zöllen Prognose aus

Die Aktie des Autoriesen General Motors (GM) reagierte nicht, sie verlor 0,64 Prozent. "Die Zulieferer könnten zwar einen Teil ihrer Kosten wieder hereinholen, aber die Entlastung löst nicht das langfristige Problem: Die US-Autopreise steigen weiter, während die wirtschaftliche Dynamik nachlässt", erläuterten die Bernstein-Experten.

GM hat derweil wegen der US-Zölle auf Importe heute seine Finanzprognosen ausgesetzt und will seine milliardenschweren Aktienrückkäufe zum großen Teil einfrieren. Unternehmenschefin Mary Barra verschob zudem angesichts anstehender Änderungen bei Zöllen kurzerhand eine für heute geplante Telefonkonferenz mit Investoren und Analysten um zwei Tage, wie der Konzern in Detroit mitteilte.

Amazon macht Starlink Konkurrenz

Amazon hat derweil seine ersten Internet-Satelliten ins All gebracht und startet damit den Aufbau eines Rivalen für Elon Musks Starlink-System. Im ersten Schritt kamen 27 Satelliten in die Umlaufbahn. Das System zur Internet-Versorgung aus dem All mit dem Namen Project Kuiper soll in den kommenden Jahren auf rund 3.200 Satelliten ausgebaut werden. Der Tech-Milliardär und enge Trump-Berater Elon Musk ist mit den Starlink-Satelliten seiner Raumfahrtfirma SpaceX ein Vorreiter bei schnellem Internet aus dem All.

Kritik aus dem Weißen Haus

Das Weiße Haus hat derweil ungewöhnlich scharfe Kritik am Onlineriesen geübt. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, nannte es einen "feindlichen und politischen Akt", dass Amazon laut Medienberichten bei seinen Preisen künftig darauf hinweisen wollte, wie viel die Zölle von US-Präsident Donald Trump zum Preis beitragen.

Das wurde von Amazon kurz darauf dementiert. Es habe nur Überlegungen dafür bei Amazon Haul gegeben, dem Bereich für Billigangebote, nicht für die Hauptseite von Amazon. Der Onlinehändler bezieht viele Produkte aus China, das Trump mit Zöllen von 145 Prozent belegt hatte.

US-Konsumstimmung auf 13-Jahres-Tief

Die Konsumstimmung in den USA ist unter der Präsidentschaft von Donald Trump derweil auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren gefallen. Das Barometer für die Verbraucherlaune brach im April überraschend kräftig um 7,9 Zähler auf 86,0 Punkte ein, wie das Forschungsinstitut Conference Board heute zu seiner Umfrage mitteilte. Befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 87,5 Zähler gerechnet.

"Das Verbrauchervertrauen ist im April den fünften Monat in Folge gesunken, und zugleich so stark wie seit Beginn der Covid-Pandemie nicht mehr", sagte Ökonomin Stephanie Guichard vom Conference Board. Der Rückgang sei weitgehend auf die Erwartungen der Verbraucher zurückzuführen.

Als Alarmsignal gilt, dass die Inflationserwartungen der Verbraucher mit Blick auf die kommenden zwölf Monate nochmals stiegen: Die US-Bürger rechnen nunmehr mit einer Teuerungsrate von 7,0 Prozent, im März hatten sie 6,2 Prozent veranschlagt. Das ist das höchste Niveau seit November 2022.

Zahlenflut an der Börse - DAX legt weiter zu

Der Handelstag an der Frankfurter Börse stand heute primär im Zeichen einer Fülle von neuen Unternehmensergebnissen. Die Berichtssaison nimmt damit nun auch in Deutschland massiv Fahrt auf, nachdem diese in den USA wie üblich bereits früher begonnen hatte.

Aus dem Leitindex DAX legten gleich mehrere Unternehmen ihre Quartalszahlen vor, zudem gab es eine Reihe von Berichten aus der zweiten Reihe. Dabei haben sich die Unternehmen überwiegend gut geschlagen, auch wenn erste negative Zolleffekte in den Bilanzen durchaus zu erkennen sind.

DAX-Klettertour geht weiter

Der DAX präsentierte sich auch heute gut unterstützt und schloss letztlich bei 22.425 Punkten um 0,69 Prozent höher. Damit stand der deutsche Leitindex nahe seines Tageshochs bei 22.455 Punkten. Auch der MDAX der mittelgroßen Unternehmen legte um 0,44 Prozent auf 28.432 Zähler zu.

Gestern konnte der DAX einen Zuwachs von zeitweise knapp einem Prozent allerdings nicht halten. Im Sog einer schwächeren Wall Street ging er lediglich um 0,1 Prozent fester mit 22.272 Punkten aus dem Handel. Trotz erneut uneinheitlicher US-Börsen hielt er sich heute besser.

Der deutsche Leitindex war gestern in der Spitze bereits wieder auf 22.443 Punkte gestiegen und hatte sich damit von seinem Monatstief um gut 21 Prozent erholt.

"Die aktuelle Rally ist beeindruckend", so der Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Allerdings lasse die Kaufbereitschaft nach. "Das Handelsvolumen bei den 40 DAX-Aktien war am Vortag so niedrig wie zuletzt am US-Feiertag im Februar." Zudem bleibe die politische und handelspolitische Lage schwankungsreich.

Dass die Anleger weiter vorsichtig bleiben, zeigt auch die Tatsache, dass sich der DAX trotz der guten Unternehmensberichte nur in einer überschaubaren Bandbreite zwischen 22.319 und 22.455 Punkten bewegte.

Was wird aus den Autozöllen?

Allerdings scheint die Furcht vor weiteren Eskalationen in Sachen Zoll derzeit etwas nachzulassen. Im Fokus standen heute Autozölle, die auch für die US-Hersteller in Anbetracht globaler Lieferketten zu einem Problem werden können. Dies scheint nun auch der Trump-Regierung zu dämmern, die am Abend tatsächlich eine Teilentlastung beschloss, über die im Handelsverlauf bereits spekuliert worden war.

Update Wirtschaft vom 29.04.2025

Klaus-Rainer Jackisch, HR, Update Wirtschaft, 29.04.2025 09:00 Uhr

Lichtblick beim GfK-Konsumklima

Fundamental kam am Morgen Rückenwind vom GfK-Konsumklimaindex. Trotz Handelsstreit und mauer Konjunktur hellt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher überraschend auf. Das für Mai berechnete Konsumklima stieg um 3,7 Punkte auf minus 20,6 Zähler, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Damit verbesserte sich das Verbrauchervertrauen den zweiten Monat in Folge.

"Im Umfeld mit hoher Unsicherheit fassen Verbraucher überraschend Mut. Das kann auch an den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Einkommenserleichterungen liegen. Von einem grundsätzlich besseren Konsumklima kann aber noch keine Rede sein", kommentiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei Hauck Aufhäuser Lampe.

Euro wieder unter 1,14 Dollar

Der Euro hat heute um die Marke von 1,14 Dollar geschwankt und dabei einen Teil seiner zu Wochenbeginn erzielten Gewinne wieder eingebüßt. Die Bewegungen hielten sich aber insgesamt in Grenzen. Zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung im US-Handel bei 1,1389 Dollar gehandelt, nachdem sie am Montagabend bis auf 1,1425 Dollar geklettert war. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1373 (Montag: 1,1358) Dollar fest.

Lufthansa reduziert Verlust etwas

Im saisonal schwachen ersten Quartal konnte die Lufthansa den üblichen Verlust gegenüber dem Vorjahresquartal, als Streiks das Ergebnis stark schmälerten, reduzieren. Von Januar bis März belief sich das bereinigte Betriebsergebnis auf minus 722 Millionen Euro nach einem Defizit von 849 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz kletterte um zehn Prozent auf 8,1 Milliarden Euro, die Zahl der Passagiere lag mit gut 24 Millionen auf Vorjahresniveau. Die Zahlen kamen an der Börse nicht gut an. Im MDAX zierte die LH-Aktie das Indexende mit einem Minus von 4,7 Prozent.

Siemens Energy setzt Rekordlauf fort

Wie bereits an fünf der vergangenen sechs Handelstage haben die Aktien von Siemens Energy heute ein Rekordhoch erklommen. In der Spitze stiegen sie um knapp drei Prozent auf 70,22 Euro. Zuletzt notierten die Papiere des Energietechnikkonzerns gut 1,6 Prozent höher. Damit bauten sie ihr Kursplus im laufenden Jahr auf mehr als 38 Prozent aus und gehören damit zu den erfolgreichsten Werten im DAX.

Mitte April hatte Siemens Energy unerwartet gute Quartalszahlen vorgelegt und einen optimistischen Ausblick für das Gesamtjahr gegeben. Die Auftragsbücher des Unternehmens sind voll. Das Neugeschäft war im vergangenen Quartal deutlich stärker als angenommen gestiegen. Siemens Energy profitiert dabei weiter von einem starken Gas- sowie einem guten Netztechnikgeschäft. Auch die kriselnde Windkrafttochter Gamesa macht weiter Fortschritte.

Gewinnsprung für Deutsche Bank

Die Deutsche Bank ist mit einem deutlichen Gewinnplus ins Jahr gestartet und hat damit so viel in einem Quartal verdient wie seit 14 Jahren nicht. Deutschlands größtes Bankhaus verdiente dank florierender Geschäfte und seines Sparprogramms im ersten Jahresviertel unter dem Strich und nach Minderheiten 1,78 (Vorjahr: 1,28) Milliarden Euro. Die Erträge legten zudem um zehn Prozent auf rund 8,5 Milliarden Euro zu.

"Wir sind gut unterwegs", Christian Sewing, Vorstandsvors. der Deutschen Bank, zu Quartalszahlen der Deutschen Bank

tagesschau24, 29.04.2025 09:00 Uhr

Dämpfer für VW-Tochter Porsche

Der Sportwagenbauer Porsche ist angesichts der Probleme in China und dem geplanten Umbau des Unternehmens mit einem deutlichen Dämpfer ins Jahr gestartet. Der Umsatz lag im ersten Quartal mit 8,86 Milliarden Euro um 1,7 Prozent unter dem Vorjahreswert, wie das mehrheitlich zu Volkswagen gehörende Unternehmen mitteilte. Das operative Ergebnis brach um 40,6 Prozent auf 0,76 Milliarden Euro ein und fiel damit noch schwächer aus als von Experten ohnehin befürchtet. Die entsprechende Marge sackte von 14,2 auf 8,6 Prozent ab.

Porsche SE

Rheinmetall im Aufwind

DAX-Spitzenreiter waren Rheinmetall, die um über acht Prozent deutlich zulegten. Der Rüstungsboom hat Rheinmetall im ersten Quartal kräftige Zuwächse beschert. So dürfte der Umsatz vorläufigen Berechnungen zufolge um rund 46 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro gestiegen sein. Die Erlöse mit Militärtechnik seien um fast 73 Prozent nach oben gesprungen, hieß es. Das operative Ergebnis sieht Rheinmetall um fast die Hälfte höher bei 199 Millionen Euro. Dabei dürfte sich das Ergebnis aus dem Rüstungsgeschäft fast verdoppelt haben.

Kahlschlag bei UPS - 20.000 Stellen werden gestrichen

Der weltgrößte Paketzulieferer UPS hat den Abbau von 20.000 Arbeitsplätzen angekündigt und dabei auf schrumpfende Sendungen seines wichtigsten Kunden Amazon verwiesen. Der US-Logistikkonzern und DHL-Konkurrent müsse in unsicheren Zeiten die Kosten senken, sagte heute UPS-Chefin Carol Tome.

Laut UPS gingen im ersten Quartal die Amazon-Sendungen um 16 Prozent zurück. Im zweiten Quartal sei mit einem ähnlichen Rückgang zu rechnen. Der Onlinehandelsriese hatte im vergangenen Jahr einen Anteil von 11,8 Prozent am Umsatz von UPS. Die von US-Präsident Trump vorangetriebene Flut von Zöllen bremst derzeit den Handel, Firmen suchen daher nach Einsparmöglichkeiten.

Der Umsatz von UPS sank von Januar bis März infolge einer rückläufigen Nachfrage nach Postsendungen auf 21,5 (Vorjahr: 21,7) Milliarden Dollar, wie der DHL-Rivale weiter mitteilte. Der Vorstand erklärte zudem, aufgrund makroökonomischer Unsicherheiten keine Aktualisierung seines Jahresausblicks vorlegen zu können. Im Januar hatte er einen Umsatz von 89 Milliarden Dollar und eine operative Marge von 10,8 Prozent für 2025 prognostiziert.

In mehr als 100 Jahren habe es auf der Welt keine so großen potenziellen Auswirkungen auf den Handel gegeben, sagte UPS-Chefin Tome weiter.

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