
Es sind herzzerreißende Momente. ''Immer wieder sitzen Mütter in Gesprächen vor mir und fragen mich: Was habe ich falsch gemacht? Wenn ich nicht einmal in der Lage bin, mein Kind zu ernähren, was kann ich überhaupt?'', erzählt Prof. Dr. Beate Herpertz-Dahlmann. 25 Jahre lang war sie Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Aachen. Bis heute sieht sie regelmäßig Patientinnen und Patienten mit Anorexia nervosa, das ist der medizinische Fachbegriff für die umgangssprachliche ''Magersucht''. Und sie sieht ihre Angehörigen. Immer wieder erlebt sie, wie Essstörungen und Schuldgefühle bei Eltern auf quälende Weise Hand in Hand gehen.
Hinter Essstörungen steckt nie nur eine Ursache
Herpertz-Dahlmann will diesen Teufelskreis durchbrechen: ''Wir wissen heute, dass Essstörungen nie nur eine Ursache haben'', sagt die C4-Professorin im stern-Podcast ''Die Boss – Macht ist weiblich'' mit Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne. ''Psychische und soziale Faktoren spielen eine Rolle, etwa beim Anstieg der Fallzahlen während der Pandemie. Aber auch Genetik ist ein entscheidender Faktor.'' Das ändert die Sicht auf die gefährliche Krankheit, Todesursache Nummer eins bei jungen Frauen und Mädchen. Und eröffnet neue Wege zur Heilung. Herpertz-Dahlmann beschreibt eine Methode, die Eltern in die Therapie einbezieht und die gängige Behandlung revolutioniert.

"Die Boss"-Newsletter
"Die Boss"-Gastgeberin Simone Menne und die Mitarbeiterinnen der "Die Boss"-Redaktion schreiben Ihnen im Wechsel zum Thema female leadership. Analysen, Tipps und Tricks. 14-tägig, immer zwischen den Podcast-Folgen. Abonnieren Sie hier den Newsletter.
Die Wissenschaft kann heute nicht nur erstaunliche Zusammenhänge zwischen Vererbung und der Neigung zum exzessiven Hungern belegen. Sie bringt auch Licht ins Dunkel, was typische Verhaltensmuster von Patientinnen und Patienten mit Anorexie betrifft. Etwa der enorme Bewegungsdrang.
Anorexie wurde lange missverstanden
Früher dachte man, Anorexie-Kranke würden sich bewusst selbst sabotieren, um nicht zuzunehmen. Heute weiß man, dass ein archaischer Überlebensdrang dahintersteckt, der auf bestimmte Hirnfunktionen zurückgeht. Wie das genau zu verstehen ist, beschreibt die Ärztin im Podcast.
Dass Beate Herpertz-Dahlmann heute entscheidend zu einem neuen Verständnis von Anorexie, ihrer Ursachen und Heilungschancen beiträgt, war ihr nicht in die Wiege gelegt. Ihr Vater, ein strenger Kinderarzt, hielt sie vor Jahrzehnten von einem Psychologiestudium ab – ''er hatte Angst, dass ich dann politisch in zu linke Kreise kommen würde.'' Im Gespräch erinnert sie sich, wie ein Kollege des Vaters den entscheidenden Wink gab, um ihre Berufung zu finden und ihren akademischen Weg zu gehen.
Sie möchten mehr wissen über aktuelle neurologische Erkenntnisse und neue Therapien zu Essstörungen? Sie interessieren sich für eine engagierte Frau, die sagt: Nicht nur ich konnte meinen Patienten viel geben, ich habe auch viel zurückbekommen? Dann hören Sie doch gleich rein! Oder, noch besser: Abonnieren Sie den Podcast und verpassen Sie auch künftig keine Folge mehr.
Bei "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem Siemens Energy und Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen.
Hinweis der Redaktion: Der stern gehört zu RTL Deutschland.
- Essstörung
- Schuldgefühle
- Psychiater
- Magersucht
- Trauma
- Simone Menne
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke