Stundenlang mussten die Menschen auf der iberischen Halbinsel am Montag ohne Strom auskommen. Die Ursache ist bislang nicht abschliessend geklärt. Diese Theorien stehen im Raum:
Technisches Versagen
Am späteren Montagnachmittag (Schweizer Zeit) sprach der Chef des portugiesischen Stromnetzbetreibers REN von einem «seltenen atmosphärischen Phänomen» als Ursache. Starke Temperaturschwankungen innerhalb Spaniens hätten zum Unterbruch geführt. Am Dienstag erklärte der spanische Wetterdienst Aemet allerdings, dass man keine ungewöhnlichen atmosphärischen Phänomene oder starken Temperaturschwankungen festgestellt habe.
Schon früh am Montag hiess es aus Portugal, dass ein «grösseres europäisches Problem» hinter dem Stromausfall stecke. Der spanische Ministerpräsident Sánchez erklärte am Montagabend, vor dem Stromausfall sei es innerhalb von Sekunden zu einer massiven Reduzierung der verfügbaren Leistung im spanischen Stromnetz gekommen. Ebenfalls am Montagabend erklärte der Chef der spanischen Netzbetreiberin Red Eléctrica, dass eine abrupte Unterbrechung der Stromverbindungen zwischen Frankreich und Spanien in den Pyrenäen zum Kollaps geführt habe.
Am Dienstagmittag erklärte das Unternehmen zudem, man habe zwei Vorfälle festgestellt, die wohl von Solaranlagen im Süden des Landes ausgingen und einen Unterbruch der Verbindungen zu Frankreich verursachten.
Ein Cyberangriff
Rasch machten am Montag Spekulationen die Runde, wonach der massive Stromausfall durch einen Hackerangriff verursacht worden sei. Erhärten liess sich dies aber auch über die kommenden Stunden nicht. EU-Ratspräsident António Costa sagte bereits relativ früh am Montagnachmittag, dass es keinen Hinweis auf einen Cyberangriff gebe.
An seiner Medienkonferenz am frühen Montagabend erklärte der spanische Premier Sánchez, man schliesse zwar nichts aus, gehe aber nicht von einem Hackerangriff aus. Auch in Portugal sehen die Verantwortlichen bislang keine Anzeichen für einen Cyberangriff.

Am Dienstag sagte der Direktor für den Systembetrieb des spanischen Netzversorgers Red Eléctrica, Eduardo Prieto, anhand der bisher durchgeführten Analysen werde ein Cybersicherheitsvorfall ausgeschlossen. Die spanische Justiz eröffnete dennoch eine Untersuchung. Würde sich der Verdacht der Sabotage bestätigen, wäre das Terrorismus, hiess es in einer Erklärung des Obersten Gerichtshofes.
Der spanische Energiemix
In Spanien wurde die Suche nach der Ursache auch schnell politisch. Spanien setzt so stark auf erneuerbare Energien wie kaum ein europäisches Land. Kritiker aus den Reihen der rechtspopulistischen Oppositionspartei Vox warfen dem sozialistischen Premier Sánchez daher vor, fehlender Atomstrom habe zur Panne geführt. Dieser wies dies am Montagabend vehement zurück. Die Verbindungsprobleme im System hätten auch vor dem Atomstrom nicht Halt gemacht. Die Stromverteilung sei das Problem gewesen.

Der grösste Stromausfall in der jüngeren Geschichte Europas gibt weiterhin Rätsel auf. Es wird noch einige Zeit dauern, bis alle Informationen über die Panne aus den verschiedenen Ecken des spanischen und portugiesischen Energiesystems zusammengetragen sind. Die spanische Regierung hat eine Untersuchungskommission eingesetzt. Der portugiesische Premierminister Montenegro fordert sogar eine Untersuchung des Stromausfalls in Brüssel.
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