Schlechtes Weihnachtsgeschäft: "Menschen halten sich zurück im Konsum"

• Viele Händler sind unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft.
• Als Grund für die Kaufzurückhaltung werden Unsicherheit über das Einkommen und den Arbeitsplatz genannt.
• Im Online-Handel liefen die Geschäfte besser.

Der Einzelhandel hat auch nach dem vierten Advent eine negative Bilanz des Weihnachtsgeschäfts gezogen. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, sagte MDR AKTUELL: "Das Weihnachtsgeschäft ist sehr spät gestartet. Auch nicht richtig in Fahrt gekommen. Der Schwung fehlte insgesamt. Die meisten Menschen halten sich doch eher zurück im Konsum."

In einer Umfrage des Verbandes zum vierten Advent zeigten sich über 60 Prozent der Händlerinnen und Händler insgesamt unzufrieden. Nur 17 Prozent sind demnach mit dem Geschäft zufrieden. Wobei es Unterschiede je nach Sparte gebe. Bücher, Spielwaren, Uhren oder Schmuck seien durchaus "etwas besser gelaufen", sagte HDE-Chef Genth. Insbesondere Kleidungsgeschäften fehle es jedoch an Umsatz.

Größere Städte mit etwas besserem Weihnachtsgeschäft

Die Kaufzurückhaltung führt Genth auf eine Verunsicherung der Bevölkerung zurück. "Auch der fehlende Glaube nach vorne, die Zuversicht, was die eigene Arbeitsplatzsituation und Einkommenssituation anbetrifft, bestimmt das Konsum- und Ausgabeverhalten leider zu Weihnachten doch sehr stark", sagte er.

Regional gibt es nach Angaben des HDE, der einen Fokus auf den stationären Handel hat, deutliche Unterschiede. In den größeren Städten, die Menschen mit Weihnachtsmärkten anlocken, seien die Geschäfte besser gelaufen. Genth sagte dazu: "Die größeren Städte haben eine deutlich bessere Frequenz – das ist auch im Weihnachtsgeschäft festzustellen – als kleine Städte und Mittelstädte. Das gilt für ganz Deutschland, aber insbesondere für Ostdeutschland und Mitteldeutschland."

Der Geschäftsführer des HDE für Sachsen-Anhalt und Thüringen, Knut Bernsen, äußerte am Dienstag bei MDR AKTUELL die Hoffnung, dass die Umsätze nach Weihnachten noch anziehen. "Das Weihnachtsgeschäft ist ja noch nicht zu Ende", sagte er und verwies auf die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr. Für Umsätze könne sorgen, dass die Menschen immer häufiger Geld und Gutscheine verschenkten.

Online-Handel zu Weihnachten optimistischer

Bernsen erklärte außerdem, dass der Online-Handel dieses Jahr stärker habe zulegen können als der stationäre Handel. Dies zeigte sich auch schon in der Vorweihnachtszeit. So blickte der deutsche Onlinehandel zwischen dem zweiten und dritten Advent recht zuversichtlich auf das Weihnachtsgeschäft. Der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) teilte seinerzeit mit, dass die Verbraucher im Oktober und November 2,9 Prozent mehr ausgaben als im Vorjahreszeitraum. Zahlen für Dezember lagen gleichwohl noch nicht vor.

Der Onlineanteil am gesamten Umsatzvolumen im Einzelhandel lag 2024 bei 13,4 Prozent. Mit Ausnahme der Corona-Zeit, wo es zeitweise einen großen Sprung gab, steigt der Anteil langsam und beständig. So hatte der Online-Handel vor zehn Jahren lediglich einen Anteil von 8,4 Prozent. Jedoch ist der Anteil in einzelnen Sparten sehr hoch. Bei Elektronik oder Kleidung liegt der Online-Anteil zum Beispiel über 40 Prozent.

Nach BEVH-Angaben waren im Vorweihnachtsgeschäft vor allem Händler erfolgreich, die sich ausschließlich auf das Online-Geschäft konzentrieren. Martin Groß-Albenhausen, stellvertretender bevh-Hauptgeschäftsführer, sagte seinerzeit: "Die Online-Pureplayer verstehen es, sich im harten Wettbewerb mit den Marktplätzen zu behaupten und den Menschen bei der Geschenksuche die passenden Inspirationen und Produkte zu bieten." Besonders hohe Umsatzzuwächse hätten im Oktober und November die Bereiche Möbel und Einrichtung, Haushaltsgeräte sowie digitale Dienstleistungen gehabt. Zu letzteren zählen unter anderem Eintrittskarten und Reisebuchungen.

MDR/dpa/Reuters(ala)

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