- Laut Knut Bergmann vom Institut der Deutschen Wirtschaft gehen mit einem Erstarken der AfD wirtschaftliche Risiken für Familienunternehmen einher.
- Da die Ausgrenzung der AfD seines Erachtens bisher nichts gebracht hat, empfiehlt Bergmann eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Partei.
- Boos-John fordert die Unternehmen auf, sich aktiv in die Politik einzubringen statt Populisten zu unterstützen und die AfD salonfähig zu machen.
"Die Familienunternehmer" ziehen eine ernüchternde Bilanz: Trotz Brandmauer wachse die AfD kräftig, heißt es in einer Pressemitteilung. Daher will der Verband sich künftig offensiv mit den Inhalten der AfD auseinandersetzen – durchaus im direkten Kontakt. Wenn auch nicht ergebnisoffen: "Wir Familienunternehmer wollen keine Regierung mit AfD-Beteiligung!" Sprich: Uns nicht überzeugen lassen.
Denn "das Weltbild der AfD passt nicht zu unserer freiheitlichen und marktwirtschaftlichen Grundüberzeugung, weshalb wir Familienunternehmer die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen. Mit einem Andersdenkenden zu diskutieren, heißt nicht, seine Positionen zu akzeptieren."
Familienunternehmen auf offene Märkte angewiesen
Aber was heißt das? Sich mit der AfD auseinandersetzen, inhaltlich aber die Distanz beibehalten? Schwierig, meint Knut Bergmann. Er leitet das Hauptstadtbüro des Instituts der Deutschen Wirtschaft, kurz IW. "Die Distanzierung kommt ja in erster Linie aus den wirtschaftlichen Risiken, die mit einem Erstarken der AfD einhergehen. Wenn man sich mal das wirtschaftspolitische Programm der AfD durchguckt: Das ist ein Programm des Grauens."
So wird seit Jahr und Tag aus den Reihen nicht nur der mittelständischen Wirtschaft argumentiert, wie von Rainer Kirchdörfer, Vorstand der "Stiftung Familienunternehmen" bei NTV: "Wir sind darauf angewiesen, dass wir offene Märkte haben. Wir sind auf Handelsabkommen angewiesen. Wir brauchen Fachkräfte aus dem Ausland. Wir brauchen eine Einbindung in die Europäische Union. Wir brauchen das sicherheitspolitische Konzept der Nato. Und zwar als größere und mittlere Familienunternehmen. Und genau das sind Dinge, die mit der Programmatik der extremen Parteien einfach nicht übereinstimmen."
Inhaltliche Auseinandersetzung statt Ausgrenzung?
Trotz dieser vielfach vorgetragenen Bedenken sind AfD-Funktionäre von Grundsatzpositionen wie ihrer Euro-Skepsis nie abgewichen. Knut Bergmann vom IW empfiehlt daher, den Hebel woanders anzusetzen: "Ein Rat, den ich geben würde, ist, auch AfD-zuneigenden Menschen mit Empathie zu begegnen, was eine politisch sehr schwierig zu bewirtschaftende Ressource ist. Und erstmal zu verstehen versuchen, was die Menschen da umtreibt." Etwa die Frage zu stellen, wo AfD-Rezepturen tatsächlich die Lebenslage der Menschen verbessern.
Und dann meint Bergmann, dass schon ausgelotet werden sollte, wo genau die unverhandelbaren Unvereinbarkeiten liegen. Auf kommunaler Ebene werde ja längst gemeinsam mit der AfD für Freibäder und Umgehungsstraßen gestimmt. "Es führt kein Weg daran vorbei, sich mit der Partei inhaltlich auseinander zu setzen. Ob das dann Erfolg hat, ist eine andere Frage. Nur: Diese Ausgrenzungspolitik hat ja zu nichts geführt. Die AfD ist immer stärker geworden und möglicherweise hat da die Ausgrenzung was zu beigetragen."
Boos-John: Lösungsansätze statt Unterstützung von Populisten
Das beschäftigt auch Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John (CDU). Sie war zwischenzeitlich thüringische Landesvorsitzende des Familienunternehmer-Verbands. Dessen Klarstellung begrüßt Boos-John in einer schriftlichen Stellungnahme, aber: "Die Verbände sollten sich in die aktuelle Politik aktiv mit Lösungsansätzen einbringen, statt Populisten zu unterstützen. Dazu gehört natürlich auch, dass sich die Familienunternehmen damit auseinandersetzen müssen, ob sie die AfD wirklich salonfähig machen wollen."
Die Verbände sollten sich in die aktuelle Politik aktiv mit Lösungsansätzen einbringen, statt Populisten zu unterstützen.
Bereits im Frühjahr hatte der Verband der Familienunternehmer sein langjähriges "Kontaktverbot" zur AfD aufgehoben. Seither versucht er, mit einzelnen Fachpolitikern der AfD ins Gespräch zu kommen. Mit ersten Konsequenzen: Die Deutsche Bank verweigert dem Verband eine weitere Nutzung ihrer repräsentativen Räumlichkeiten für parlamentarische Abende – etwa jenem im Oktober, wo AfD-Vertreter auf der Gästeliste standen.
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