Der italienische Medienkonzern MFE tauscht als neuer Mehrheitseigentümer die Führungsmannschaft der TV-Sendergruppe ProSiebenSat.1 aus. CEO Habets sowie Finanzvorstand Mildner müssen gehen. Das dürfte teuer werden. Der neue CEO kommt von der italienischen Holding.
Der italienische Medienkonzern MFE krempelt als neuer Eigner von ProSiebenSat.1 die Führungsmannschaft des deutschen Fernsehsenders komplett um. Der bisherige MFE-Finanzvorstand Marco Giordani übernimmt ab sofort den Vorstandsvorsitz von Bert Habets, wie das Unternehmen aus Unterföhring bei München zu Beschlüssen des Aufsichtsrats mitteilte.
Der 63-jährige Giordani ist seit 2000 Finanzchef von MFEMediaForEurope und gilt als rechte Hand von MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi. Habets, Finanzchef Martin Mildner und der für das operative Geschäft zuständige ProSiebenSat.1-Vorstand Markus Breitenecker verlassen alle den TV-Konzern unverzüglich - jeweils in gegenseitigem Einvernehmen, wie es hieß. Neuer Finanzchef wird vorübergehend der Sanierungsexperte Bob Rajan.
Die Holding MFE der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi hält nach ihrem Übernahmeangebot gut 75 Prozent an der bayerischen Senderkette. Die Italiener hatten zuletzt schon dafür gesorgt, dass ihre Vertreter die Mehrheit im Aufsichtsrat bekommen. In der Branche war es kein Geheimnis, dass MFE über kurz oder lang auch die Führungsspitze auswechseln würde, um damit quasi durchregieren zu können.
Dieser Schritt dürfte nun teuer werden. Denn der Vertrag von Mildner war erst Anfang September um drei weitere Jahre bis Mai 2029 verlängert worden. Im April hatte der Konzern den Vertrag von Habets bis Oktober 2028 verlängert. Der Niederländer und ehemalige RTL-Chef Habets soll seinen Nachfolger Giordani bis Jahresende bei ProSiebenSat.1 beraten, "insbesondere um einen nahtlosen Übergang sicherzustellen".
"Profitabilität des Unternehmens steigern"
Die neue Führungsspitze dürfte sich wohl daran machen, die hohe Verschuldung zu senken und weitere Randaktivitäten zu verkaufen - wie den Online-Kosmetik-Anbieter Flaconi und die Datingsparte ParshipMeet Group. Der Gegenwind wegen der Konjunkturschwäche sorgt zugleich für ein anhaltend maues Werbegeschäft. Vorigen Monat hatte ProSiebenSat.1 seine Gewinn- und Umsatzziele für 2025 gesenkt und erwartet ein Minus bei den Unterhaltungs-Werbeeinnahmen im mittleren einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr.
Sanierungsfachmann Rajan soll "vor allem den Reorganisationsprozess vorantreiben und die Profitabilität des Unternehmens steigern", teilte ProSiebenSat.1 mit. In der Branche hieß es, der Experte von Alvarez & Marsal, einem auf Restrukturierungen spezialisierten Unternehmensberater, werde einen "Aufräumjob" machen. Aufsichtsratschefin Maria Kyriacou sagte, Rajan werde einen wichtigen Beitrag leisten, "sodass sich ProSiebenSat.1 in Zukunft wieder voll auf Wachstum fokussieren kann". Offen bleibt, ob es weiteren Stellenabbau geben wird. Bei ProSiebenSat.1 waren in den vergangenen Jahren schon rund 800 Vollzeitarbeitsplätze weggefallen.
An der Börse lag die ProSiebenSat.1-Aktie am Nachmittag gut zwei Prozent im Minus bei 5,45 Euro. Das Papier hatte Ende August noch bei rund 8,40 Euro notiert - und im April 2021 sogar bei über 18 Euro. Giordani bleibt nach Angaben von MFE vorerst Finanzchef des italienischen Unternehmens. Aber weitere mögliche Änderungen in der Organisationsstruktur würden geprüft. Derweil soll der Posten von Breitenecker auf Vorstandsebene bei ProSiebenSat.1 nicht neu besetzt werden. Der gebürtige Wiener war rund 30 Jahre im Konzern und baute ProSiebenSat.1 in Österreich auf.
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