Auch wenn etwa US-Präsident Trump kaum auf erneuerbare Energie setzt, schreitet der Ausbau voran. 2024 wird weltweit so viel Kapazität zugebaut, wie nie zuvor. Für das ambitionierte 1,5-Grad-Ziel reiche das aber nicht aus, sagen Experten.

Trotz Rekordwachstum beim Ausbau erneuerbarer Energien kommen die Staaten weltweit nicht schnell genug voran, um ihre selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Dies zeigt eine Zwischenbilanz der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena).

Die neu installierte Leistung aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Wasserkraft lag 2024 bei rund 582 Gigawatt - ein Rekord und ein Plus von gut 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies reicht aber trotzdem nicht aus, um das auf der UN-Klimakonferenz von Dubai 2023 vereinbarte Ziel zu erreichen, dass sich die Kapazität bis 2030 auf 11,2 Terawatt verdreifachen soll. Nötig wären nämlich ab sofort jährlich zusätzlich 1122 Gigawatt Kapazität. Ein Gigawatt entspricht einer Million Kilowatt.

Auch beim Ziel, bis 2030 die Energieeffizienz zu verdoppeln, ist das Tempo zu niedrig. Die jährliche Wachstumsrate liegt aktuell bei rund einem Prozent, nötig wären aber vier Prozent.

2025 könnte Rekord deutlich übertroffen werden

Trotz der Lücke ist das Ziel nach Ansicht von Irena-Generaldirektor Francesco La Camera noch erreichbar. "Wir könnten 2025 nahe an mehr als 700 Gigawatt, möglicherweise 750 Gigawatt herankommen, und das bedeutet, dass wir die Lücke schließen", sagte er. Die Energiewende sei nicht aufzuhalten. Es sei die günstigste Art, Strom zu erzeugen. US-Präsident Donald Trump hat in diesem Jahr zwar Steuergutschriften für Solar- und Windprojekte überarbeitet, was Investitionen in den USA behindern könnte. La Camera zufolge wird jedoch weltweit weiterhin mit einem Wachstum gerechnet.

Die Fortschritte bei der Energiewende sind auch Thema bei der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen, die am 10. November in Brasilien beginnt. UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, erneuerbare Energien seien nun schneller und günstiger verfügbar als die klimaschädlichen fossilen Brennstoffe Öl, Gas und Kohle. "Doch das Zeitfenster, um das 1,5-Grad-Limit einzuhalten, schließt sich rapide. Wir müssen die gerechte Energiewende vorantreiben, ausweiten und beschleunigen - für alle, überall."

1,5-Grad-Ziel rückt in immer weitere Ferne

Das 2015 auf dem Pariser UN-Klimagipfel beschlossene Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wird als kaum noch erreichbar betrachtet. Das Jahr 2024 hat bereits die 1,5-Grad-Grenze gerissen. Als verfehlt gilt das Ziel aber offiziell erst nach einer mehrjährigen Überschreitung.

In dem Irena-Bericht heißt es weiter, die G20-Staaten, also die größten Industrie- und Schwellenländer, müssten beim Ausbau der erneuerbaren Energie die Führung übernehmen. Sie würden bis 2030 voraussichtlich mehr als 80 Prozent der weltweiten Kapazität stellen. Zudem bedürfe es dringend massiver Investitionen in Netze, Lieferketten und in die Produktion von Technologien für Solar- und Windenergie, Batterien und sogenanntem grünen Wasserstoff.

Für Europa hatte die Allianz Trade den jährlichen Investitionsbedarf in Stromnetze und Energiespeicher im Sommer auf 95 bis 130 Milliarden Euro beziffert. Der höchste Investitionsbedarf besteht demnach in Deutschland.

Vergangene Woche hatte eine Studie der Denkfabrik Ember aufgezeigt, dass im ersten Halbjahr 2025 erstmals weltweit mehr Grünstrom als Kohlestrom produziert wurde. Der Anteil der Erneuerbaren am globalen Strommix habe sich auf 34,3 Prozent erhöht, der Kohleanteil sei auf 33,1 Prozent gesunken. Am Montag war eine Studie von 160 Forschern aus aller Welt mit dem Titel Global Tipping Points veröffentlicht worden, nach der die globale Erwärmung früher als erwartet gefährliche Schwellenwerte überschreiten wird.

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