Der Prothesen-Hersteller Ottobock hat einen der wenigen Börsengänge des Jahres abgeschlossen. Die Aktien des Medizintechnik-Unternehmens wurden am oberen Ende der Spanne ausgegeben. Der Erlös von 808 Millionen Euro aus dem Börsengang geht zum größten Teil an die Eigentümerfamilie.
Der erste größere Börsengang des Jahres in Deutschland ist unter Dach und Fach. Der weltgrößte Prothesen-Hersteller Ottobock teilte bis zu 12,24 Millionen Aktien wie erwartet zum Preis von 66 Euro zu - am oberen Ende der Spanne, die von 62 bis 66 Euro gereicht hatte. Das Unternehmen aus Duderstadt bei Göttingen kommt damit zum Ausgabepreis auf einen Börsenwert von 4,22 Milliarden Euro.
Der Erlös von 808 Millionen Euro aus dem Börsengang geht zum größten Teil an die Eigentümerfamilie von Verwaltungsratschef Hans-Georg Näder. Der Nachfahre von Firmen- Mitgründer Otto Bock hält zusammen mit seinen beiden Töchtern weiterhin 81 Prozent der Anteile. 100 Millionen Euro fließen an das Unternehmen selbst, das in die Entwicklung neuer Produkte und mögliche Übernahmen investieren will.
19 Prozent des Grundkapitals sind künftig im Streubesitz. Dazu zählt auch der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne, der allein Aktien für 125 Millionen Euro zeichnete und damit auf knapp drei Prozent der Anteile kommt. Zweiter Ankeraktionär ist ein Fonds des US-Vermögensverwalters Capital Group, der für 115 Millionen Euro einsteigt. Organisiert wurde der Börsengang von BNP Paribas, der Deutschen Bank und Goldman Sachs.
Aufregung an der Frankfurter Börse
Ottobock feiert am Donnerstag sein Debüt an der Frankfurter Börse. Das Unternehmen ist das erste, das es in diesem Jahr mit einer Neuemission in den streng regulierten Prime Standard der Deutschen Börse geschafft hat. Der Medizintechnik-Hersteller Brainlab und der Auto-Ersatzteilehändler Autodoc hatten vor dem Sommer wieder einen Rückzieher gemacht. Neu an der Börse ist seit dem 20. September Aumovio. Der Reifenkonzern Continental hat sein Autozuliefer-Geschäft abgespalten. Die Aumovio-Aktien wurden aber an die Conti-Aktionäre verteilt, neue Papiere wurden nicht ausgegeben.
Mit dem Börsenwert des Streubesitzes ist Ottobock zum Ende des Jahres ein Kandidat für den Kleinwerteindex SDax. Zeitnah dürfte die Eigentümerfamilie aber weitere Aktien auf den Markt werfen. Sie hat für den Rückkauf von 20 Prozent der Anteile vom Finanzinvestor EQT im vergangenen Jahr einen hoch verzinsten Kredit aufgenommen, der bis 2030 getilgt werden muss. Auch nach dem Börsengang ist davon noch rund eine Milliarde Euro einschließlich aufgelaufener Zinsen übrig.
Laut Insidern will die Familie Näder insgesamt 25 bis 30 Prozent der Anteile abgeben. Im ersten halben Jahr nach der Erstnotiz darf sie allerdings nur mit Zustimmung der begleitenden Banken Aktien auf den Markt werfen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke