In den VW-Werken Zwickau und Dresden ruht die Arbeit - zunächst für eine Woche. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sorgt sich nicht nur um die Zukunft der Standorte, sondern um die Zukunft der ganzen Region. Er legt Volkswagen einen Forderungskatalog vor.
In Sachsen steht seit dem Morgen die Produktion in den VW-Werken Zwickau und Dresden still. Grund ist nach Angaben des Unternehmens die zu geringe Nachfrage nach den hier gebauten Elektromodellen. Für eine Woche ist die Pause angesetzt, dann sollen die Bänder wieder anlaufen. Die Sorge um die Standorte wird allerdings bleiben - ebenso der Streit zwischen der sächsischen Landesregierung und dem Volkswagen-Management.
Zwickau ist das größte und modernste E-Auto-Werk von Volkswagen in Europa. Mehr als 9000 Menschen umfasst die Stammbelegschaft. Der Standort sollte eine tragende Säule in der Elektrostrategie des Konzerns sein. Doch diese Strategie wackelt. Die Nachfrage reicht schon jetzt nicht aus, um das Werk auszulasten. Die politische Debatte um eine mögliche Wende beim für 2035 geplanten Verbrenner-Aus in der EU weckt langfristig Zweifel an den Absatzchancen. Zudem hat sich der Volkswagen-Konzern angesichts der mageren Geschäftsentwicklung einem drastischen Sparprogramm unterworfen. In den kommenden Jahren sollen Zehntausende Arbeitsplätze abgebaut werden. Weitere Werksschließungen sind mittelfristig nicht vom Tisch. Das endgültige Aus für die Produktion in dem als Gläserne Manufaktur Dresden (GMD) bekannten Standort zum Jahreswechsel ist bereits beschlossen.
Derzeit arbeiten in der Manufaktur nur noch 280 Menschen, gerade einmal 5500 Autos sollen hier in diesem Jahr noch produziert werden. Darüber, was dann mit dem Werk passiert und mit wie viel Geld Volkswagen sich daran beteiligen soll, gehen die Vorstellungen jedoch weit auseinander. Wie das "Handelsblatt" berichtet, hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer in einem Brief an VW-Chef Oliver Blume weitreichende Forderungen erhoben - und eine klare Abfuhr erhalten.
1,5 oder 100 Millionen Euro?
Für das Werk in Zwickau fordert der Landeschef demnach eine garantierte Mindestproduktion von 250.000 Fahrzeugen pro Jahr. Das ist mehr als der für dieses Jahr erwartete Output des Standorts. Den 2000 Mitarbeitern des Motorenwerks in Chemnitz soll VW eine Jobgarantie geben und zudem in Sachsen noch ein Receycling-Zentrum mit 200 zusätzlichen Stellen schaffen. Für das bald ehemalige Werk in Dresden soll Volkswagen nach Vorstellung des sächsischen Regierungschefs 100 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren bereitstellen, um den Aufbau eines "Innovationscampus" der Technischen Universität Dresden auf dem Gelände zu unterstützen.
Kretschmer appelliert in seinem Schreiben an die "gesamtgesellschaftliche Verantwortung" von VW. Er führt an, dass nicht nur die Arbeitsplätze bei dem Autobauer direkt betroffen seien, sondern auch bei vielen Zulieferbetrieben. Es gelte "Domino-Effekte" zu vermeiden, "die eine ganze Region in eine industriepolitische Krise stürzen".
Dem "Handelsblatt"-Bericht zufolge fiel die Antwort aus Wolfsburg eindeutig aus - und zwar negativ. Die Themen Produktionsvolumen, Werkbelegung und Beschäftigung seien bereits "mit der Arbeitnehmervertretung eindeutig vereinbart". Für Nachforderungen bestehe "keine Notwendigkeit". Wie weit der Ministerpräsident und die Manager auseinanderliegen, wird besonders bei der Zukunft der gläsernen Manufaktur deutlich. Statt der von Kretschmer geforderten 100 Millionen Euro über zehn Jahre will Volkswagen lediglich die bisher in Aussicht gestellte Summe zahlen: 1,5 Millionen Euro für die kommenden sieben Jahre.
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