Über Private-Markets-Fonds können Anlegerinnen und Anleger in Firmen investieren, die nicht an der Börse notiert sind - mittlerweile auch mit wenig Geld. Wie funktioniert das? Und was sind die Risiken?
"Erhalte zwölf Prozent Rendite, investiere in Hidden Champions und bekomme mehr Stabilität für dein Portfolio" - so bewirbt der Online-Broker Trade Republic sein neuestes Angebot: Private-Equity-Fonds für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger. "Das bringt dir Rendite und mehr Vielfalt in deinem Portfolio", sagt auch der Rapper Luciano in einem Werbevideo auf YouTube. Worum geht es dabei? Und wie sehen die Risiken aus?

Till Bücker, HR, mit Details zu "Private Equity" für Kleinanleger
tagesschau24, 01.10.2025 10:00 UhrGesetzgeber hat Regeln gelockert
"Private Markets" oder "Privat Equity" umfassen verschiedene Anlageklassen, die nicht an der Börse gehandelt werden. Das können kleine und mittelständische Firmen, Familienunternehmen, Immobilien, nachhaltige Projekte, Infrastruktur oder Start-ups sein. Lange Zeit waren aktive Fonds, die in nicht-börsennotierte Produkte investieren und in das Unternehmen eingreifen, nur für Vermögende oder institutionelle Anleger zugänglich. Denn um einzusteigen, musste man mindestens 10.000 Euro investieren und ein Vermögen von 100.000 Euro nachweisen.
Doch im vergangenen Jahr hat der Gesetzgeber die Regeln gelockert. Seitdem sind sogenannte ELTIFs (European Long-Term Investment Funds) in Europa auch für Kleinanlegerinnen und Kleinanleger mit weniger Kapital zugelassen. Das sorgte für einen Schub am Markt: Einer Studie des Analysehauses Scope zufolge wurden 2024 55 neue ELTIFs aufgelegt - ein Rekord. Auch die Deutsche Bank brachte im September zusammen mit ihrer Tochter DWS einen Privatmarkt-Fonds auf den Markt.
An einem Mindestanlagebetrag von 10.000 Euro oder mehr halten viele Anbieter laut Scope aber noch fest. So auch bei den beiden ELTIFs der Private-Equity-Firmen Apollo aus den USA und EQT aus Schweden, mit denen Trade Republic zusammenarbeitet. Und trotzdem können Kleinanleger hier wie bei passiven Indexfonds (ETFs) schon ab einem Euro teilhaben - über einen Einmalkauf oder einen monatlichen Sparplan.
"Das Innovative an dem Angebot von Trade Republic ist, dass sie das Geld von verschiedenen Anlegern einsammeln, die sich sonst alleine keine Anteile erwerben könnten, weil sie einfach nicht genug Geld aufbringen", erklärt Timo Halbe, Experte für Geldanlage beim Geldratgeber Finanztip. Der Broker trete also als eine Art Vermittler auf und teile die Anteile nach dem gemeinsamen Kauf den einzelnen Kleinanlegern zu.
Breitere Streuung, aber finanzielles Risiko
"ELTIFs und damit die Möglichkeit, langfristig in Instrumente zu investieren, die eben nicht börsengehandelt sind, sind eine gute Idee", sagt Andreas Hackethal, Professor für Finanzen an der Goethe-Universität in Frankfurt. Es vervollständige das Anlageuniversum für Privatanleger und sorge für Diversifizierung. "Die Private Markets machen vielleicht fünf bis zehn Prozent aus und dieser Anteil fehlte bisher in den Portfolios." Auch Halbe sieht die zusätzliche Anlageklasse erst einmal positiv: "Wir bei Finanztip empfehlen ja auch immer möglichst breit gestreut zu investieren." Das Problem sei aber, dass die Nachteile überwiegen.
"Sie müssen sehr aufpassen, denn hinter diesen vielen Instrumenten verbergen sich auch sehr riskante und sehr teure", meint auch der Experte Hackethal. Weil viele Transaktionen mit Krediten "hochgehebelt" seien, stecke viel finanzielles Risiko darin. Außerdem sei die Bewertung von nicht-börsennotierten Unternehmen schwieriger und damit auch ihre Entwicklung unvorhersehbarer. Anlegerinnen und Anleger sollten also vorsichtig sein, denn wie immer in der Geldanlage sind auch Verluste möglich.
Auf die Risiken weist auch Trade Republic hin: "Sie sollten nicht deine einzige Anlageklasse sein, aber in Kombination mit anderen Anlagen können sie dein Portfolio stärken. Und wie bei jeder Anlage geht ein höheres Renditepotenzial mit einem höheren Risiko einher, so dass die Werte schwanken können und nicht jedes Unternehmen erfolgreich sein wird."
"Marktzielrendite" von 12 Prozent realistisch?
"Wenn man schon so viel Risiko nimmt, dann muss man viel mehr Rendite als bei Weltaktien haben", sagt Hackethal und verweist auf eine wissenschaftliche Studie von zwei Forschern aus New York. Demnach liegt die erwartete Rendite pro Jahr für Private-Equity-Fonds langfristig je nach Bereich bei knapp sechs bis knapp zehn Prozent - und damit nur begrenzt höher als beim Weltaktienindex MSCI World mit acht Prozent.
Trade Republic wirbt sogar mit einer "Marktzielrendite" von zwölf Prozent nach Abzug aller Kosten. Sie basiere auf der historischen Wertentwicklung sowie den Zielrenditen vergleichbarer Fonds mit ähnlicher Strategie, Kostenstruktur und Laufzeiten, so der Broker gegenüber tagesschau.de. "Das ist ein Wert, der bei Private Markets schon erreicht wird", sagt auch Halbe. Allerdings beziehe er sich auf den Gesamtmarkt und nicht auf konkrete Ergebnisse der angebotenen ELTIFs. Diese seien abhängig vom jeweiligen Fondsmanagement, das die Investments auswähle. Und schneiden sie gut ab, lassen sie es sich in der Regel über die sogenannte Performance Fee auch bezahlen.
Das ist laut Hackethal das größte Problem an den ELTIFs: die Kosten. "Hohe Gebühren sorgen bei den meisten Fonds dafür, dass die Rendite pro Risikoeinheit geringer ausfällt als für Aktien", sagt er. Bei den ELTIFs von Trade Republic betragen allein die geschätzten laufenden Kosten der Anbieter mindestens 2,8 beziehungsweise 2,35 Prozent pro Jahr. "Bei ETFs bist du dagegen tendenziell weit unter einem Prozent mit den Kosten pro Jahr", sagt Finanztip-Experte Halbe. Diese Kostenunterschiede müsse sich ein Privatanleger klar machen, denn am Ende müsse die Rendite das wieder einbringen, damit es sich lohnt.
Wenig Transparenz
Ein weiterer Unterschied zu ETFs oder auch aktiven Aktien-Fonds ist die Intransparenz. "Wenn ich mein Geld in einen Private-Equity-Fonds investiere, dann muss ich mich darauf gefasst machen, dass ich nicht genau weiß, was mit dem Geld geschieht", erklärt Hackethal. Das liege in der Natur der Sache, denn der Fonds müsse im Wettbewerb mit anderen Anbietern interessante Unternehmen finden. "Ich muss dem Manager oder der Managerin viel vertrauen, dass sie genau weiß, was sie macht." Es gebe keine Preise, die durch Handel entstehen. "Erst am Ende erfahre ich, ob sich das Ganze gelohnt hat."
Auch bei den Fonds über Trade Republic wird der Preis nur einmal monatlich festgestellt. Dazu kommt noch ein gewisses Klumpenrisiko. "Ein Punkt, den man sich natürlich auch klar machen muss, ist, dass diese ELTIFs in der Regel natürlich auch nur einen Ausschnitt des Private-Equity-Marktes abbilden und nur zum Teil diversifiziert sind", sagt Halbe. Im Gegensatz zum MSCI World-ETF hätten sie beispielsweise keine Streuung über die gesamte Weltwirtschaft und teilweise seien einzelne Branchen höher gewichtet. "Das zeigt auch noch einmal, dass man individuell auch von dem einzelnen ELTIF abhängig ist."
Nicht jederzeit handelbar wie an der Börse
Darüber hinaus haben es Anlegerinnen und Anleger oft schwer, wenn sie ihre Anteile während der Laufzeit verkaufen wollen. Weil die ELTIFs in Firmen investieren, die selbst nicht handelbar sind und deren Wert nicht so einfach zu bestimmen ist, haben viele solcher Fonds langjährige Mindesthaltepflichten, Austrittskosten oder beschränken das Volumen, das zurückgegeben werden kann. Üblicherweise ist der Verkauf außerdem nur vierteljährlich möglich.
Trade Republic will diese mangelnde Liquidität umgehen, indem der Broker auf einem internen Marktplatz in der App Verkäufer und Käufer zusammenbringt und dabei Summen aus den Transaktionen gegenrechnet. So soll man einmal im Monat verkaufen können. Wollen aber viele Anlegerinnen und Anleger gleichzeitig Fondsanteile loswerden, haben sie keine Garantie, dass immer ein Käufer gefunden wird. Dann wird der Verkauf nur teilweise ausgeführt oder auf den nächsten Monat verschoben. Daneben haben sie noch die Möglichkeit, direkt an den ELTIF-Anbieter zu verkaufen. Doch dann gelten deren Rückgabekonditionen.
"Selbst wenn eine Plattform es anbietet: kaufen, verkaufen und damit eine Liquidität schafft. Darauf sollte man sich nicht verlassen", mahnt Finanzprofessor Hackethal. Denn wenn alle aus dem Fonds herauswollen, gebe es auf der anderen Seite wahrscheinlich zu wenige Käufer. Kurzfristiges Handeln sei aber ohnehin nicht das Konzept von Private-Markets-Investments. "Die Idee ist, dass man sein Geld langfristig hineinlegt, abwartet und hoffentlich eine große Rendite erzielt. Die Idee ist eben nicht, dass man kauft und gleich wieder verkauft und vielleicht damit handelt und gar tradet", so Hackethal.
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