Der KI-Boom beschert auch der deutschen Internetwirtschaft ein kräftiges Wachstum. Die Branche warnt aber, dass eine unzureichende Infrastruktur das Wachstum erheblich zu bremsen droht.

Die deutsche Internetwirtschaft boomt: In den kommenden fünf Jahren dürfte sie jährlich um durchschnittlich 9,7 Prozent wachsen, prognostiziert eine Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little im Auftrag des Verbandes der Internetwirtschaft (eco). Der Umsatz der Branche würde damit von 245 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 389 Milliarden Euro im Jahr 2030 steigen.

Die Studie nennt zwei Hauptursachen für das Wachstum. Zum einen durchdringe die Digitalisierung sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche. Zum anderen nutzten Unternehmen und Verbraucher zunehmend KI-Technologien. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bilde die Grundlage der aktuellen Dynamik und schaffe neue Geschäftsmodelle.

Infrastruktur hinkt dramatisch hinterher

Trotz der positiven Prognosen warnt eco vor strukturellen Defiziten und dem Risiko, dass der Wachstumsboom durch politische Versäumnisse ins Leere laufen könnte. Ein zentrales Problem ist die massive Angebotslücke bei digitalen Infrastrukturen, insbesondere bei Rechenzentren.

Die Studienautoren prognostizieren, dass die IT-Anschlussleistung von Rechenzentren in Deutschland bis 2030 um rund 50 Prozent steigen wird, von 2,4 auf 3,7 Gigawatt. Sie berechnen jedoch gleichzeitig, dass die Nachfrage der Wirtschaft dann mindestens drei- bis zu fünfmal so hoch sein wird, nämlich bis zu zwölf Gigawatt. Damit droht Deutschland im internationalen Wettbewerb weiter zurückzufallen. Die USA verfügen bereits heute über die 20-fache Kapazität Deutschlands.

Ohne zusätzliche Kapazitäten würden Rechenlasten ins Ausland verlagert werden, was die digitale Souveränität Deutschlands gefährden würde, so die Studie. Der Internet-Verband macht vor allem einen schleppenden Glasfaserausbau, eine zögerliche Digitalisierung im Mittelstand und fehlende Plattformkompetenz für die Infrastrukturlücken verantwortlich.

"Strompreise gravierendes Standortproblem"

Ohne entschlossenes politisches Handeln könnte der Wachstumsboom ins Leere laufen, warnte eco-Vorstandsvorsitzender Oliver Süme. "KI und Automatisierung lassen die Nachfrage nach Rechenleistung und schnellen Netzen explodieren. Die aktuellen Bedingungen am Standort Deutschland erlauben es uns aber gar nicht, die entsprechenden Kapazitäten zeitgerecht dem Markt zur Verfügung zu stellen." Dies habe auch mit politischen Versäumnissen zu tun, sagte Süme.

Konkret fordert der Verband von der Politik, den Zugang zu bezahlbarem grundlastfähigem Strom sicherzustellen. Die hohen Industriestrompreise in Deutschland lägen mit rund 23 Cent pro Kilowattstunde 25 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Dies stelle ein gravierendes Standortproblem dar und mindere die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Betreiber.

Der eco-Verband der Internetwirtschaft e.V. vertritt die Interessen von rund 1.000 deutscher und ausländischer Unternehmen in Deutschland und in der EU.

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