Kein Tag vergeht an der Wall Street derzeit ohne neue Rekorde. Getragen von großer Zinshoffnung laufen die US-Aktienindizes weiter von einem Hoch zum anderen. Der DAX tut sich deutlich schwerer.

Es war kein Feuerwerk, was die Wall Street heute abgebrannt hat, dafür fast schon ein Stück Normalität. Die großen Aktienindizes setzten ihren Rekordlauf wie nahezu selbstverständlich fort und erreichten im Verlauf allesamt neue Rekordstände. Auch der Leitindex Dow Jones, der zunächst etwas zurückgeblieben war, markierte bei 46.335 Punkten im Verlauf eine neue Bestmarke. Der Index schloss letztlich bei 46.315 Punkten, ein Plus von 0,37 Prozent.

Stabile Gewinne verzeichneten auch die anderen großen Indizes. Der S&P 500, der schon gestern nur knapp unter Tages- und Allzeithoch geschlossen hatte, entwickelte sich heute ähnlich. Nicht spektakulär, dafür stetig, gewann der Index 0,49 Prozent auf 6.664 Punkte. Die neue Bestmarke liegt nun bei 6.671 Punkten.

Die Technologielastige Nasdaq blieb ebenfalls im Höhenflug. Der Composite-Index gewann 0,72, der Auswahlindex 0,7 Prozent. Beide Indizes markierten bei 22.645 beziehungsweise 24.641 Zählern im Verlauf neuen Allzeithochs und schlossen leicht darunter.

Zinsfantasie und kein Ende

Getragen wird der Aufschwung an den US-Börsen weiter von der neu entfachten Zinsfantasie, nachdem die Notenbank Federal Reserve am Mittwoch erstmals in diesem Jahr die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt hatte. Anleger erhoffen sich nun eine weiche Landung der Wirtschaft, nachdem der Arbeitsmarkt zuletzt geschwächelt hatte. Das Ganze begleitet von weiteren Zinssenkungen, was an der Börse immer gut ankommt.

Analystin Birgit Henseler von der DZ Bank erwartet in den kommenden Monaten weitere geldpolitische Lockerungen. Denn der jüngste Zinsschritt dürfte kaum ausreichen, um die wachsenden konjunkturellen Risiken am Arbeitsmarkt vollständig aufzufangen. Angesichts der wieder leicht anziehenden Inflation jedoch dürfte die Notenbank behutsam vorgehen und die geldpolitischen Schritte sorgfältig dosieren.

Trump trifft XI

US-Präsident Donald Trump wird Chinas Staatschef Xi Jinping nach eigenen Angaben in diesem Herbst beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) in Südkorea treffen. In seinem Telefonat mit Xi habe er zudem vereinbart, dass er Anfang nächsten Jahres nach China reisen werde, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Zudem werde Xi zu einem geeigneten Zeitpunkt zu einem Besuch in die USA kommen. Genauere Details dazu nannte Trump nicht. 

FedEx überrascht positiv

Unter den US-Einzelwerten sorgte zum Wochenschluss der Paketzusteller und DHL-Konkurrent FedEx für Impulse. Ein Quartalsergebnis über Markterwartungen und ein optimistischer Ausblick ermunterten Anleger zum Einstieg. Die Aktien gewannen heute 2,32 Prozent, waren aber zuvor nicht gut gelaufen. Die vorgelegten Zahlen seien angesichts der schwächelnden Konjunktur eine angenehme Überraschung, schrieben die Analysten der Bank JPMorgan. "Allerdings lag die Latte relativ niedrig."

DAX kann Anfangsgewinne nicht halten

Dem DAX ist heute nach zunächst flottem Start die Puste ausgegangen. Nach dem Tageshoch am Vormittag bei 23.785 Punkten fehlten bei einer sehr übersichtlichen Nachrichtenlage die Anschlusskäufe, so dass der Index ins Minus drehte.

Am Ende ging der deutsche Leitindex bei 23.639 Punkten aus dem Handel, ein leichter Tagesverlust von 0,15 Prozent. Im Wochenvergleich bewegte sich der DAX damit kaum. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab deutlicher um 0,9 Prozent auf 30.195 Punkte nach.

Der Verfall von Aktien- und Indexoptionen an den Terminbörsen sorgte nur für moderate Bewegungen. An den vier Verfallstagen im Jahr können Aktienkurse und Indizes ohne wesentliche Nachrichten spürbar schwanken.

Kann der DAX seine Lethargie überwinden?

Anders als gestern sprang der Funke der Wall Street damit heute nicht auf den heimischen Markt über. Gestern hatte der DAX bei 23.674 Punkten um 1,35 Prozent höher geschlossen.

Zuletzt habe sich der DAX von der Euphorie an der Wall Street anstecken lassen, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Der Leitindex werde zwar nur mitgezogen, das verhindere aber eine Ausweitung der Korrektur. Der Widerstand bei 23.854 Punkten rücke wieder in Reichweite.

"Jetzt hängt für den DAX viel davon ab, ob weitere Käufer in den Markt kommen", konstatierte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Einige Schnäppchenjäger seien bereits am Werk gewesen.

Porsche-Umbau belastet auch Volkswagen

Ein Paukenschlag kam kurz nach XETRA-Schluss. Angesichts neuer milliardenschwerer Belastungen geht der Sportwagenbauer Porsche AG in diesem Jahr von noch weniger Gewinn aus als ohnehin schon. Weil die Volkswagen-Tochter unter anderem Verbrennermodelle länger im Programm halten will als bislang angenommen, fallen in diesem Jahr erhebliche weitere Sonderlasten in Höhe von rund 1,8 Milliarden Euro an, wie das Unternehmen in Stuttgart mitteilte. Insgesamt summieren sich die Kosten für den Unternehmensumbau in diesem Jahr nun auf 3,1 Milliarden Euro.

Der Mutterkonzern VW wird wegen der Milliardenlasten ebenfalls vorsichtiger. So gehen die Wolfsburger in diesem Jahr wegen geschätzter Abschreibungen und Folgekosten von 5,1 Milliarden Euro Belastung aus. Sowohl die Prognosen für den Cashflow als auch die operative Marge wurden zurückgenommen. Für Europas größten Autobauer heißt das, dass er nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von zwei bis drei Prozent kalkuliert. Auch die Dachgesellschaft Porsche SE der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kappte in der Folge ihre Prognose. Porsche und VW-Aktien geben nachbörslich nach.

Französische Renditen wieder auf dem Vormarsch

Für Nervosität unter den Anlegerinnen und Anlegern sorgte heute ein Blick auf den Börsenkalender: Am Abend gibt die Ratingagentur DBRS ihre Einschätzung zur Kreditwürdigkeit Frankreichs bekannt. In der vergangenen Woche hatte bereits die Ratingagentur Fitch die Bonitätsnote auf "A+" von "AA-" gesenkt.

Zuletzt waren die Renditen für französische Staatsanleihen wegen der Sorgen um die hohe Staatsverschuldung des Landes wieder gestiegen. Gestern rentierten die zehnjährigen Titel vorübergehend erstmals höher als ihre italienischen Pendants. Zuletzt rentierten zehnjährige Papiere der beiden Länder bei 3,55 Prozent. Zum Vergleich: Deutsche Bundesanleihen werfen 2,75 Prozent ab.

Euro im Minus

Der Euro ist heute leicht unter Druck geraten. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zuletzt im US-Handel bei 1,1746 Dollar um rund 0,3 Prozent tiefer gehandelt.

Nach der Sitzung der US-Notenbank konnte sich der Greenback etwas stabilisieren. Fed-Chef Powell hatte aggressiven Zinssenkungen, wie von der Regierung gewünscht, eine Absage erteilt. Dass US-Präsident Donald Trump im Streit um die Entlassung von Fed-Vorständin Lisa Cook vor den Supreme Court zieht, bewegt den Euro-Dollar-Kurs allerdings nicht. Am Markt war ein solcher Schritt erwartet worden.

Daimler Truck verkündet Zusammenarbeit bei Militär-Lkw

Der Nutzfahrzeughersteller Daimer Truck und der US-Rüstungskonzern General Dynamics Land Systems wollen bei Militär-Lastwagen enger zusammenarbeiten. Die beiden Unternehmen hätten dazu eine strategische Partnerschaft vereinbart, teilte Daimler Truck heute mit. Dabei gehe es um eine Kooperation bei der Entwicklung, Produktion und Wartung von militärischen Logistikfahrzeugen.

Continental-Chefaufseher Reitzle tritt ab

Der langjährige Continental-Chefaufseher Wolfgang Reitzle tritt ab. Seine Amtszeit endet laut Unternehmensangaben nach 16 Jahren an der Spitze des Aufsichtsrats planmäßig mit der Hauptversammlung 2026. Als Nachfolger soll die ehemalige Siemens-Managerin Sabrina Soussan in das Gremium nachrücken und dort den Vorsitz übernehmen.

Ströer kappt Jahresprognose

Deutschlands größter Außenwerber Ströer kappt seine Jahresprognose. Es werde 2025 nun nur noch mit einem Umsatz (vor Zukäufen) und einem Ergebnis (Ebitda) auf dem Niveau des Vorjahres gerechnet, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Grund für die Anpassung seien die weiter anhaltenden geopolitischen und volkswirtschaftlichen Unsicherheiten.

Scout24-Zukauf in Spanien kommt weniger gut an

Die Anleger von Scout24 reagierten verschnupft auf eine angekündigte Übernahme des Immobilienplattform-Betreibers. Am Ende des Tages notierten die (noch) im MDAX notierten Papiere rund 5,8 Prozent leichter. Scout24 übernimmt die spanischen Online-Immobilienplattformen Fotocasa und Habitaclia. Der Unternehmenswert der Transaktion liegt bei 153 Millionen Euro. Ab Montag wird die Scout24-Aktie im Rahmen der jüngsten Änderungen des Indexbetreibers Deutsche Börse im DAX notiert.

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