- Nach dem Ende der Lebenszeit landen viele Solarmodule in der Müllverbrennungsanlage, obwohl sich noch wertvolle Rohstoffe daraus recyceln ließen.
- Um Stoffe wie Silber, Silizium und Kupfer extrahieren zu können, sollen Recycling-Strecken gebaut werden.
- Im großen Stil kann trotzdem noch nicht recycelt werden, da selbst Billig-Module länger halten als gedacht.
Anne Schmiedel gibt alten Solarmodulen ein neues Leben. Für die Missile Group sammelt sie in Görlitz ausgediente Exemplare ein, um sie gebraucht wieder zu verkaufen.
Zunächst aber, erzählt Schmiedel, gehe jedes Solarmodul in ihr Prüflabor, wo die Leistung des Moduls bestimmt werde: "Dann wird eine Elektro-Lumineszenz-Prüfung durchgeführt. Damit können Mikrorisse in den Solarzellen festgestellt werden. Und über verschiedene andere elektrische Tests wird dann noch die elektrische Sicherheit geprüft, die natürlich wesentlich für die Wiederverwendung ist."
Viele ausgediente Module landen in Müllverbrennung – trotz wertvoller Rohstoffe
Schmiedel sagt, jedes Jahr könne ihr Unternehmen bis zu 30.000 Module überprüfen. Gebraucht würden diese dann halb so viel kosten wie Neuware. Diese Nachnutzung ist die ökologischste Form, alte Module wiederzuverwerten.
Denn darüber hinaus hapert es am Recycling. Der Fraunhofer-Institutsleiter Peter Dold erzählt, was an Solartechnik ausgedient habe, ende oft in der Müllverbrennung. Wertvolle Rohstoffe wie Silber gingen so verloren: "In einem Modul ist der Silberanteil bei zehn bis fünfzehn Gramm Silber. Ja, das ist nicht so viel. Aber wenn man sich überlegt, wie viele Millionen Module wir in Deutschland haben – ich habe das mal abgeschätzt –, dann komme ich auf etwa 2.000 Tonnen Silber, die hier in Deutschland, auf den Dächern, auf den Feldern in Photovoltaik verbaut sind."
Silber, Silizium, Kupfer: Große Recycling-Strecken geplant
Neben Silber stecken auch Silizium und Kupfer in Solarmodulen. Dold forscht deshalb am Aufbau großer Recycling-Strecken. Wolfram Palitzsch hat schon eine gebaut – zu Versuchszwecken.
Der Chef von LuxChemtech aus dem sächsischen Freiberg erzählt, die interessanten Materialien klebten zwischen den Glasplatten wie in einem Sandwich. Die Herausforderung sei, sie abzulösen aus einer Verklebung, die über Jahrzehnte Wind und Wetter standgehalten hat: "Wir arbeiten mit sehr hohem Wasserdruck. Wasser ist bei uns im Prinzip das Werkzeug. Das hat den Vorteil, dass wir an der Stelle keine Chemie einsetzen. Und dieser Wasserstrahl mit dem hohen Druck funktioniert wie ein Schneidwerkzeug. Wir schneiden praktisch durch jede Schicht einzeln durch und ein zweiter Strahl hebt die angeschnittene Schicht ab."
Lange Haltbarkeit: Zu wenig ausgediente Module für Recycling vorhanden
Palitzsch erzählt, in seiner Demonstrationsanlage habe er 99,9 Prozent reines Silber zurückgewinnen können. Und warum macht er das dann nicht im großen Maßstab? Die Antwort: Es fehle schlicht an ausreichend ausgedienten Modulen: "Es ist in den letzten Jahren richtig schwierig gewesen, so eine Zielgröße zu sichern, dass man eine notwendige Input-Masse generiert, die eine Investition rechtfertigen."
Weil selbst chinesische Billig-Module länger halten als gedacht, fällt bislang nicht genug fürs Recycling an. Dabei spielt auch eine Rolle, dass viele Module als Gebrauchtware ein zweites Leben bekommen. Dennoch würden die ausrangierten Mengen steigen, prognostiziert Fraunhofer-Forscher Peter Dold. Dieses Jahr würden schon mehr als 10.000 Tonnen alter Module anfallen: "Und das wird dann auf 100.000 bis 200.000 Tonnen pro Jahr ansteigen. Da kann ich ein richtiges Geschäftsmodell machen. Da rentiert sich das auch."
Dold ist überzeugt: In Zukunft werde es ausreichend Material für große Recyclingstrecken geben – für die Rückgewinnung von Silizium, Silber und Kupfer. Denn auch für Solarmodule gilt: Jede Nutzung ist endlich.
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