Berufstätig mit eigenem Einkommen - und trotzdem keine Wohnung. Die Wohnungslosenhilfe spricht von einem besorgniserregenden Trend und stellt konkrete Forderungen an die Bundesbauministerin.
Die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe werden immer öfter von erwerbstätigen Menschen aufgesucht. In einem Bericht der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) heißt es, gut 13 Prozent der Klientinnen und Klienten der Wohnungsnotfallhilfe seien erwerbstätig. Im Vergleich zu 2015 ist das ein Anstieg um fast zwei Prozentpunkte. Das sei ein besorgniserregender Trend, so der Verband.
Zehntausende Beratungsgespräche ausgewertet
Die BAGW stützt sich dabei auf die Auswertung von mehr als 43.000 Beratungsgesprächen in 237 Einrichtungen aus dem Jahr 2023. Laut Statistik waren knapp drei Viertel der Klienten "von Wohnungslosigkeit betroffen", verfügten also über keinen "abgesicherten Wohnraum". Fast jeder Zehnte war "unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht".
3,3 Prozent der Beratungen betrafen "unzumutbare Wohnverhältnisse". Hinzu kamen Beratungen, bei denen kein aktueller Wohnungsnotfall vorlag.
Auch Familien betroffen
Beunruhigend ist laut BAGW zudem der anhaltend hohe Anteil von Familien in der Wohnungsnotfallhilfe. So lebten elf Prozent aller erfassten Personen mit mindestens einem Kind im Haushalt.
Dem Bericht zufolge sind insbesondere Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit von Wohnungsnot betroffen. Demnach verfügten gut 38 Prozent aller Klienten über keine deutsche Staatsangehörigkeit. Dies sei ein neuer Höchststand.
"Die Krise war absehbar"
Für die Vorsitzende der BAGW, Susanne Hahmann, liegt auf der Hand, was gegen die Wohnungslosigkeit zu tun ist. Die Politik müsse dringend den Ausbau des sozialen Wohnraums vorantreiben. "Zentrale Stellschraube ist der bezahlbare Wohnraum", sagte Hahmann dem Evangelischen Pressedienst. "Die Anzahl der Wohnungen mit Sozialbindung muss wieder steigen. Wir befinden uns heute in einer Krise, die absehbar war, und vor der wir schon vor 20 Jahren gewarnt haben."
Auch mehr Prävention muss es Hahmann zufolge geben. Beispielsweise müssten Zwangsräumungen vermieden werden und es müsse höhere Mietobergrenzen in den Jobcentern geben. Außerdem fordert Hahmann einen uneingeschränkten Zugang zu Hilfen, unabhängig vom Aufenthaltsstatus der betroffenen Personen.
Das Europäische Parlament und der Bundestag haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Obdach- und Wohnungslosigkeit abzuschaffen. Laut Hahmann ein unrealistisches Vorhaben. Sie appelliert an Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD), den Nationalen Aktionsplan zur Beseitigung der Wohnungslosigkeit mit finanziellen Mitteln und konkreten Maßnahmen zu untermauern.
Zahl der Wohnungslosen um acht Prozent gestiegen
Im Juli hatte das Statistische Bundesamt einen erneuten Anstieg der Wohnungslosenzahlen in Deutschland gemeldet. Demnach waren zum 31. Januar 2025 etwa 474.700 Menschen in überlassenem Wohnraum, bei Freunden, in Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht. Acht Prozent mehr als im Vorjahr.
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