Schwindende Friedenshoffnungen und eine anhaltende Zinsdiskussion machten den Börsen zur Wochenmitte zu schaffen. Während der DAX einknickte, zeigten sich die US-Börsen unentschlossen.
Weder ist eine Zinssenkung der US-Notenbank im September sicher, noch ein Ende des Ukraine-Krieges absehbar. Die New Yorker Börsen präsentierten sich vor diesem Hintergrund uneinheitlich. Der Standardwerteindex Dow Jones, der am Dienstag zunächst noch ein Rekordhoch markiert hatte, ging mit einem minimalen Plus von 0,04 Prozent bei 44.938 Punkten aus dem Handel.
An der Technologiebörse Nasdaq hielt die Verkaufswelle bei den Tech-Werten an. Der Nasdaq 100 büßte 0,58 Prozent auf 23.249 Punkte ein. Schon am Dienstag hatte der Technologieindex deutliche 1,5 Prozent verloren. Anleger beginnen allmählich, an den hohen Bewertungen der Technologieaktien zu zweifeln. Hinzu kamen zuletzt Sorgen wegen möglicher staatlicher Eingriffe im US-Tech-Sektor.
Wohin geht der US-Leitzins?
Einen Einblick in die internen Diskussionen in der US-Notenbank Fed bot das am Abend veröffentlichte Protokoll der jüngsten Zinssitzung im Juli. Dieses zeigte, dass die beiden Ausschussmitglieder, die sich für eine Zinssenkung ausgesprochen hatten, kaum Unterstützung bei ihren Kollegen fanden. "Nahezu alle Teilnehmer hielten es für angemessen, den Zielkorridor für den Leitzins bei dieser Sitzung bei 4,25 bis 4,50 Prozent zu belassen", hieß es in den so genannten Fed Minutes. Aus dem Protokoll ging zudem hervor, dass die Notenbanker die Debatte über die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation fortsetzten.
Seither haben aber vor allem schwache Arbeitsmarktdaten den Zinsoptimismus geschürt. Aktuell rechnen laut dem Fed Watch Tool der CME Group 83 Prozent der Marktteilnehmer mit einem Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte nach unten, wenn die US-Geldpolitiker am 17. September erneut über den Leitzins entscheiden. Vor einer Woche waren es allerdings noch 94 Prozent gewesen. Die US-Notenbank steckt in einem Dilemma zwischen Inflationssorgen angesichts der US-Handelspolitik und den Schwächezeichen vom Arbeitsmarkt.
Mit Spannung wird daher eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf dem Fed-Symposium in Jackson Hole in Wyoming am Freitag erwartet, von der sich die Finanzmärkte mehr Klarheit über den weiteren Zinspfad erhoffen.
Trump attackiert Notenbanker weiter
Im Vorfeld des Notenbanker-Treffens macht Donald Trump einmal mehr Druck. Powell schade der Immobilienbranche "sehr schwer", schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. "Die Leute können wegen ihm keine Hypothek bekommen. Es gibt keine Inflation, und alle Zeichen deuten auf eine große Zinssenkung hin", so Trump weiter.
Zudem forderte der Präsident den Rücktritt von Fed-Gouverneurin Lisa Cook. "Cook muss zurücktreten, jetzt!!!", schrieb er auf Truth Social und verlinkte einen Medienbericht. Cook wird darin vorgeworfen, falsche Angaben gemacht zu haben, um bessere Kreditbedingungen bei Immobiliengeschäften zu bekommen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Bislang wurde keine Anklage erhoben.
DAX knickt ein
Auch am deutschen Aktienmarkt litt der Optimismus der vergangenen Tage. Der DAX verlor 0,6 Prozent auf 24.276,97 Punkte und schloss damit auf dem niedrigsten Stand seit vier Handelstagen.
"Der DAX bleibt in seiner Seitwärtsphase seit Juni gefangen, jederzeit mit der Chance auf ein neues Rekordhoch, aber auch dem Risiko eines Abrutschens in den saisonal eher schwachen Börsenmonaten August und September", erklärte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker CMC Markets. Anfang Juli hatte der DAX mit 24.639 Punkten einen historischen Höchststand erreicht.
Vage Hoffnungen auf Ukraine-Fortschritte
Jenseits der Geldpolitik stand aber auch die Geopolitik weiter im Fokus der Anleger. Nach dem Gipfel in Washington strebt US-Präsident Trump nun ein Zweiertreffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Kremlchef Wladimir Putin an.
"Die Markthoffnungen bleiben angesichts der fortgesetzten diplomatischen Bemühungen hoch", kommentierte Commerzbank-Anleiheexperte Christoph Rieger. Ob allerdings Russland von seinen Maximalforderungen Abstand nehmen werde, sei unklar, hieß es von den Experten der Dekabank. Bisher deutet trotz aller diplomatischer Initiativen wenig darauf hin.
Eurokurs zieht an
Der Kurs des Euro zog im Tagesverlauf wieder an. Am späten Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1656 Dollar gehandelt und damit 0,1 Prozent über dem Niveau vom Vorabend. Der Euro bewegt sich damit weiter in einer engen Handelsspanne zum Dollar.
Gold kostet deutlich mehr
Am Rohstoffmarkt setzte der Goldpreis im Zuge der wieder gestiegenen Unsicherheiten seine Erholung fort. Eine Feinunze Gold kostete am Abend 3.348 Dollar und damit ein Prozent mehr.
Ölpreise steigen kräftig
Die Ölnotierungen zogen im Tagesverlauf ebenfalls deutlich an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend 67,01 Dollar und damit 1,58 Prozent mehr. In den USA sind die Ölreserven in der vergangenen Woche stärker als erwartet gefallen. Die Rohölvorräte sanken um 6,0 Millionen auf 420,7 Millionen Barrel. Analysten hatten lediglich mit einem Rückgang um 0,9 Millionen gerechnet. Zuvor hatten Spekulationen über eine mögliche Einigung im Ukrainekrieg und eine damit verbundene Lockerung der Sanktionen gegen russisches Öl die Notierungen belastet.
Google will mit KI bei Pixel 10 punkten
Kurz vor dem erwarteten Start neuer iPhones fordert Google den Rivalen Apple mit einer KI-Offensive heraus. Die neue Modellreihe Pixel 10, welche die Alphabet-Tochter heute vorstellte, setzt etwa auf Übersetzungen bei Telefonanrufen und den "Kamera-Coach", der Vorschläge zur Foto-Komposition macht. Bei dem Pixel 10 Pro Fold, das sich zu einem kompakten Tablet aufklappen lässt, sollen die Nutzer beim Fotografieren vom zusätzlichen Bildschirmplatz profitieren. Die Alphabet-Aktie wurde von der Präsentation in dem schwachen Marktumfeld nur wenig gestützt.
Technologiewerte schwächeln
Technologiewerte hatten angesichts der anhaltenden Nasdaq-Schwäche auch hierzulande eher einen schweren Stand. So gehörten Papiere von Infineon zu den größten Verlierern im DAX. Die im SDAX notierten Titel von Suss Microtec rutschten sogar auf ein Jahrestief. Dabei lastete auch eine negative Analystenstimme der UBS auf den Aktien.
Porsche will Batterietochter weitgehend abwickeln
Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche will sein Batterie-Tochterunternehmen Cellforce weitgehend einstellen. Damit sind die Jobs von fast 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Gefahr. Übrig bliebe am Sitz von Cellforce im schwäbischen Kirchentellinsfurt allenfalls eine kleine Einheit für Forschung und Entwicklung, schrieb der Spiegel. Ende April hatte der Autobauer mitgeteilt, dass man die Batteriezelltochter nicht eigenständig weiterführen wolle. Zuletzt wurde noch nach Investoren gesucht.
Für die VW-Tochter ist das Ende von Cellforce ein einschneidender Schritt. Vorstandschef Oliver Blume wollte den Sportwagenhersteller zum Elektrovorreiter mit eigener Batteriefertigung machen. Der Wandel zur E-Mobilität läuft aber deutlich langsamer als erwartet.
TAG nach Kapitalerhöhung erholt
Im MDAX standen Papiere von TAG Immobilien nach einer Kapitalerhöhung zunächst unter Druck, drehten dann aber ins Plus. Der Immobilienkonzern nahm durch die Ausgabe neuer Aktien und Schuldverschreibungen rund 288 Millionen Euro ein. Mit dem Erlös will TAG unter anderem die Übernahme eines Wohnimmobilienportfolios in Polen finanzieren.
Doppelte Abstufung belastet K+S
Schwächster MDAX-Titel war K+S. Dahinter stand eine doppelte Abstufung von "Buy" auf "Sell" durch die Berenberg Bank. In einem Umfeld, das ab 2026 sinkende Preise für Agrarrohstoffe erwarten lasse, gebe es keinen plausiblen Grund mehr für eine Kaufempfehlung, so der Experte Sebastian Bray.
Active Ownership bei Gerresheimer eingestiegen
Bei Gerresheimer ist nach den jüngsten Turbulenzen ein aktivistischer Investor mit einem großen Anteil eingestiegen. Die luxemburgische Active Ownership hält direkt 5,31 und indirekt 1,88 Prozent an dem Spezialverpackungshersteller, wie aus nach Börsenschluss veröffentlichten Stimmrechtsmitteilungen hervorgeht. Laut Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg ist der Investor damit zweitgrößter Anteilseigner. Zuletzt hatte Gerresheimer mitgeteilt, sein Glasgeschäft separieren und anschließend verkaufen zu wollen. Die Entscheidung folgte auf das Ende von Übernahmegesprächen mit Finanzinvestoren. Seit Jahresanfang hat die Gerresheimer-Aktie fast 40 Prozent verloren.
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