Inhalt des Artikels:
- Zuckerrübenernte beginnt Mitte September
- 2024 ein Viertel der Anbaumenge befallen
- Auch andere Gemüsesorten betroffen
- 2025 befristete Notfallzulassung von Pflanzenschutzmitteln bei Kartoffel und Zuckerrübe
Zuckerrübenernte beginnt Mitte September
Die Zuckerrübenbauern blicken ein wenig mit Sorge auf ihre Äcker, die ab Mitte September abgeerntet werden sollen. Grund dafür ist die Schilf-Glasflügelzikade. Hermann-Josef Keutmann von der ortsansässigen Zuckerfabrik in Könnern zeigt dem MDR-Magazin Umschau, wie der Schädling den Blättern der Pflanzen zusetzt. "Die sind ungleichmäßig geteilt. Sie sehen, die rechte Seite ist breiter als die linke Seite", erklärt er. Gesunde Zuckerrübenblätter wachsen in der Regel symmetrisch, befallene Pflanzen dagegen sehen eigenartig verformt aus.
Die knapp ein Zentimerter große Schilf-Glasflügelzikade breitet sich derzeit in Deutschland schnell aus. Die betroffenen Bauern sprechen von einer ernsthaften Bedrohung. "Die Zikade verbreitet wirklich Angst und Schrecken. Einerseits für den Anbau, andererseits natürlich auch für die verarbeitende Industrie. Wir haben nicht nur Ertragseinbußen zu befürchten, sondern natürlich auch Qualitätseinbußen", sagt Kevin Böttcher von der Pflanzenbau-Genossenschaft Bernburg-Nord.
2024 ein Viertel der Anbaumenge befallen
Das Insekt macht die Zuckerrüben krank, indem sie Bakterien auf die Pflanzen überträgt. Die Folge: Die Rüben verkümmern und werden weich wie Gummi. Auch der Zuckergehalt kann sich verringern. Das Ausmaß ist bereits enorm. Bundesweit waren bei Zuckerrüben 2024 schon etwa 75.000 Hektar betroffen, also etwa ein Viertel der Anbaufläche. Viele Landwirte haben mit erheblichen Verlusten zu kämpfen. "Wenn weniger Zuckergehalt drin ist, kriegt der Landwirt natürlich weniger Geld, weil weniger Zucker drin ist", erklärt Keutmann von der Zuckerfabrik Könnern.
Auch andere Gemüsesorten betroffen
Bedroht sind nicht nur Zuckerrüben. Die Schilf-Glasflügelzikade kann auch zahlreiche andere Gemüse unverwertbar machen. "Die Krankheit wird nicht nur in Zuckerrüben übertragen, sondern auch unter anderem in Kartoffeln und Möhren", so Keutmann. "Und da kann die Annahme verweigert werden", sagt er weiter. Das sind dann finanzielle Ausfälle für das Unternehmen.
Ähnlich wie bei Zuckerrüben werden auch die Kartoffeln bei Befall durch den Schädling gummiartig weich. Der Ertrag sinkt, Geschmack und Qualität leiden, wie Birgit Pölitz vom sächsischen Landesumweltamt erklärt: "Es gibt ja Industriekartoffeln, die dann für Chips und Pommes Frites im heißen Ölbad vorbereitet werden. Da reagiert dann der Zucker: Die Chips werden schwarz, die Pommes Frites werden schwarz. Da ist dann die komplette Charge unbrauchbar.“ Das sächsische Landesumweltamt hat jüngst auch den Spargel im Blick. "Auch hier gibt es erste Nachweise. Noch ist alles ganz entspannt, aber hier muss intensivst weiter kontrolliert werden, wie das weitergeht", sagt Birgit Pölitz.
2025 befristete Notfallzulassung von Pflanzenschutzmitteln bei Kartoffel und Zuckerrübe
Zur Bekämpfung der Schilfglasflügelzikade wurden dieses Jahr auch befristet Insektizide zugelassen. "Um Ernteausfällen durch die sich stark ausbreitende Glasflügelzikade vorzubeugen, hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eine zeitlich befristete Notfallzulassung für Pflanzenschutzmittel im Kartoffelanbau erteilt. Anfang April hatte das BVL bereits die Notfallzulassung für den Zuckerrübenanbau bewilligt", erklärt das Bundeslandwirtschaftsministerium auf seiner Homepage.
Auf landwirtschaftlichen Flächen wurde die Schilf-Glasflügelzikade erstmals 2009 im Raum Heilbronn entdeckt. Seit 2018 verbreitet sie sich massenhaft in Hessen, Rheinland-Pfalz, und im Rest von Baden-Württemberg. Seit etwa 2021 langsam, aber sicher auch in Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Die Schilf-Glasflügelzikade war bisher an schilfreichen Uferbereichen auch in Deutschland zu Hause. Seit einigen Jahren hat sie sich jedoch neue Wirtspflanzen gesucht, entwickelte sich so von einem harmlosen heimischen Tier zu einem Schädling. Begünstigt durch warmes Wetter breitet sie sich auf immer mehr Gemüsesorten aus.
Mit einem bundesweiten Monitoring wird das Flugverhalten der Schilf-Glasflügelzikade verfolgt. Dazu werden die sich an Gelbstickern mit Leimoberfläche verfangenen Insekte gezählt. Hier werden keine Lockstoffe verwendet, um das natürliche Flugvorkommen abzubilden.
MDR (cbr)
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