Die USA verfügen über eine Superkraft: über den grössten Konsumgütermarkt der Welt. Präsident Donald Trump ist bereit, sie mit harter Hand einzusetzen, weit über die Handelspolitik hinaus: Einfuhrzölle sollen Geld in die Staatskasse spülen, Handelsdefizite vermindern und in den USA zu einer industriellen Renaissance führen.
Indien soll mit Zöllen belegt werden, weil das Land russisches Öl kauft, Brasilien wird bestraft, weil der ehemalige Präsident (und Trump-Verbündete) Jair Bolsonaro strafrechtlich verfolgt wird. Kein Land scheint sicher vor den Zöllen, die Trump «reziprok» nennt, die aber willkürlich wirken.
Trump hat guten Grund zu glauben, er habe Erfolg: Grosse Handelspartner beugen sich dem Druck und akzeptieren zweistellige Zollsätze. Zwei Schweizer Bundesräte flogen eilends nach Washington, um Trump mit neuen Zugeständnissen zu besänftigen. Einzig China schien bis jetzt bereit, einen umfassenden Handelskrieg zu riskieren. Die negativen Auswirkungen der Zölle auf die US-Wirtschaft sind bis dato nicht einschneidend – an den US-Finanzmärkten bleibt ein neuerlicher Einbruch bislang aus.
Welt bleibt sprunghaftem Präsidenten ausgeliefert
Den USA geht es um nichts Geringeres als eine Neuordnung des globalen Handels. In einer Kolumne für die «New York Times» legte der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer dar, weshalb: Die USA hätten für das System des Freihandels mit dem Verlust der eigenen Industrie und der ökonomischen Sicherheit bezahlt. Davon habe vor allem China profitiert.
Die Überzeugung, die USA würden von Handelspartnern über den Tisch gezogen, ist einer der wenigen Glaubenssätze, der sich bei Trump weit zurückverfolgen lässt. US-Bundesgerichte sind zwar daran zu entscheiden, ob Trumps Zölle legal sind. Aber wir müssen davon ausgehen, dass sie in irgendeiner Form in Kraft bleiben, vielleicht sogar über Trump hinaus. Die USA sind schwer verschuldet, das Haushaltsdefizit dürfte noch wachsen. Es wird vermutlich nicht einfach sein, die Staatskasse wieder von den Zoll-Einnahmen abzugewöhnen.
Das heisst nicht, dass die Unsicherheit damit endet. Die Welt bleibt dem sprunghaften Präsidenten ausgeliefert. Und schon getroffene Vereinbarungen, etwa mit der EU, müssen noch im Detail ausgearbeitet werden. Weitere Konflikte, weitere Drohungen sind absehbar. Sogar Mexiko und Kanada sehen sich mit hohen Zöllen konfrontiert, obwohl Trump selbst mit den beiden Nachbarländern ein ausgewachsenes Handelsabkommen unterzeichnet hatte.
Hohe Teuerung ist Gift an der Urne
Aber die wirtschaftlichen Folgen der Zölle beginnen sich erst abzuzeichnen. US-Konsumentinnen und Konsumenten werden wenigstens einen Teil der Zölle berappen, in der Form von höheren Preisen. Bereits scheint die Teuerung wieder anzuziehen, der Arbeitsmarkt zeigt Schwäche und das Wachstum ist gedämpft.
Im Konflikt mit China herrscht nur eine fragile Waffenruhe. Auch Trump kann sich diesen Realitäten nicht entziehen. Je näher die Kongresswahlen im November 2026 rücken, desto riskanter könnte seine Zollstrategie für die Republikaner werden – insbesondere, wenn sie von der Bevölkerung als Preistreiber wahrgenommen wird. Eine hohe Teuerung ist für die regierende Partei Gift an der Urne. Das mussten die Demokraten im letzten November schmerzhaft erfahren.
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