• Laut dem Bundesvorsitzenden der Zoll- und Finanzgewerkschaft werden gerade in Barbershops immer mehr Menschen illegal beschäftigt.
  • Die Gewerkschaft begrüßt auch die geplante Digitalisierung von Kontrollen, um große Datenmengen effizienter auswerten zu können.
  • Die Deutsche Steuer-Gewerkschaft vermutet, dass der Gesamtschaden durch Schwarzarbeit deutlich höher ist als die erwarteten zwei Milliarden Euro.

In der Leipziger Südvorstadt gibt es frische Haarschnitte in Barbershops und bunte Nägel im Salon. Aber auf die Frage nach Schwarzarbeit? Nichts. Niemand möchte reden.

Jörn Lüdecke ist Innungsobermeister der Friseurinnung Chemnitz-Mittelsachsen-Zwickau. Er meint: "Ich sehe uns nicht vorverurteilt, weil es den klassischen Friseurbetrieb nicht betrifft. Es geht jetzt wirklich um das Thema Barbershops und da ist es uns bekannt, dass ein Bürgergeld bezogen und nebenbei acht bis zehn Stunden irgendwo gestanden wird und dann ist die Person nicht angemeldet. Also sowas ist – man will fast sagen – ein offenes Geheimnis."

Hoher Preisdruck und minimaler Materialeinsatz begünstigen Schwarzarbeit

Das bestätigt auch Thomas Liebel, Bundesvorsitzender der Deutschen Zoll- und Finanzgewerkschaft. Er sagt, die Branche werde zunehmend auffällig bei illegaler Beschäftigung ohne Aufenthaltstitel. Dazu komme Geldwäsche, weshalb man sogar von schwerer, struktureller Kriminalität spreche.

Liebel will zwar keine gesamte Branche verunglimpfen, erklärt aber, dass "der Preisdruck dazu führt, dass das Friseurhandwerk generell einen hohen Anteil an Schwarzarbeit hat." Viele Kunden erwarteten günstige Preise, gerade in Barbershops. "Dazu kommt, dass Sie einen geringen Materialeinsatz haben. Das heißt, die Dienstleistungen im Barbershop lassen sich mit minimalem Materialeinsatz anbieten. Dadurch kann man auch sehr einfach Umsätze verschleiern, Einnahmen erleichtern und oft wird da übrigens auch bar bezahlt." Alles Faktoren, die Schwarzarbeit begünstigen, sagt Liebel.

Zollgewerkschaft befürwortet geplante Digitalisierung der Kontrollen

Deshalb jetzt der Vorschlag von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil. Mit dem Gesetz würde die Friseur- und Kosmetikbranche zunächst in den Katalog der von Schwarzarbeit besonders betroffenen Branchen aufgenommen. Geplant ist auch, dass Arbeitgeber sofort neue Mitarbeiter melden müssen. Diese müssten immer einen Ausweis dabeihaben.

Thomas Liebel von der Zollgewerkschaft findet gut, dass Kontrollen künftig digitaler ablaufen könnten. "Wir müssen ja beispielsweise die Lohnbuchhaltungen auswerten. Wir müssen die Arbeitszeitbescheinigungen auswerten, die zunehmend digital sogar über Apps in den Handys erfasst werden. Und da sprechen wir bei einem kleineren Unternehmen locker mal von bis zu zehn Millionen Datensätzen. Die können wir alle nicht mehr händisch auswerten. Da brauchen wir im besten Fall sogar KI-gestützte Instrumentarien."

Steuergewerkschaft vermutet deutlich höhere Schäden durch Schwarzarbeit

Von dem Gesetz verspricht sich die Bundesregierung auch deutlich mehr Einnahmen bei Steuern und Sozialabgaben. Laut einer Prognose geht es bis 2029 um rund zwei Milliarden Euro. Eine Summe, die Florian Köbler, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, realistisch findet.

"Ich hoffe, dass es insgesamt noch mehr als zwei Milliarden sind. Weil wir rechnen allein in der bargeldintensiven Branche damit, dass hier zwischen 30 und 50 Milliarden Euro durch die Schwarzarbeit hinterzogen werden." Da seien auf der einen Seite die Lohnsteuer und auf der anderen Seite auch die gesetzlichen Sozialabgaben. "Der Gesamtschaden dürfte weit jenseits der zwei Milliarden liegen. Und deshalb ist es ein gutes, ein wichtiges Zeichen, dieser Kriminalität, der organisierten Kriminalität, den Kampf anzusagen."

Doch die Reform spült nicht nur Geld herein, sondern kostet auch: In den kommenden vier Jahren will der Bund knapp 470 Millionen Euro ausgeben – vor allem für mehr Personal und IT-Technik.

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