Italien bringt ein Prestige-Projekt auf den Weg. Eine Brücke über die Meerenge von Messina soll die Insel Sizilien mit dem Festland verbinden. Die Kosten in Milliardenhöhe will die Regierung als Ausgaben für die Verteidigung verbuchen.

Für Matteo Salvini, Italiens Infrastrukturminister und Chef der Partei Lega, geht ein Traum in Erfüllung. Die Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni hat den Bau eines Projekts der Superlative genehmigt: eine mehr als drei Kilometer lange Brücke zwischen dem italienischen Festland und Sizilien. Auf 13 Milliarden Euro werden die Kosten für das Vorhaben geschätzt, das in Italien sehr umstritten ist. Um den Bau zu ermöglichen, bezeichnet die Regierung die Brücke nun als entscheidend für die nationale Sicherheit.

Davon war in den vielen Jahren des Hin und Her bis vor Kurzem keine Rede. Begründet wurde das Projekt damit, zwei strukturschwache Regionen Italiens zu beleben. Die Verbindung Siziliens mit dem Festland werde. Wirtschaft, Handel sowie Tourismus ankurbeln und zahlreiche Arbeitsplätze schaffen. Bislang kann man die Meerenge von Messina - an der Spitze des italienischen Stiefels - nur mit Fähren überqueren.

Dass die Brücke jetzt als Projekt der nationalen Sicherheit bezeichnet wird, hat einen entscheidenden Vorteil: Die Milliardenkosten erleichtern der Regierung, die Nato-Verpflichtungen zur Aufstockung der Militärausgaben zu erfüllen. Auf Druck von US-Präsident Donald Trump hatten sich die Nato-Staaten verpflichtet, bis 2035 mindestens 3,5 Prozent ihres jeweiligen Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Infrastruktur auszugeben. Das entspricht zusammen den von Trump geforderten fünf Prozent der Wirtschaftsleistung für die Verteidigung.

Konsequenterweise argumentiert die italienische Regierung damit, dass Russland seinen Einfluss im Mittelmeer ausbauen wolle. Das Bauwerk habe deshalb einen strategischen Wert für die Nato - auch wegen der Stützpunkte des Bündnisses in Süditalien. Denn die Straßen- und Eisenbahnbrücke werde die Mobilität der italienischen Armee und der Nato-Verbündeten erleichtern.

Römer legten vor

Ob die Brücke strategisch wirklich bedeutend ist, wird von Militärexperten angezweifelt. Alessandro Marrone, Leiter des Verteidigungsprogramms am Institut für Internationale Angelegenheiten in Rom, sagte der "Financial Times", dass die italienische Regierung das Argument der verteidigungsrelevanten Infrastruktur überstrapaziere. Denn die Hauptpriorität der Nato bestehe darin, die in Westeuropa stationierten Truppen im Falle eines Angriffs Russlands auf die Ostflanke der Nato schnell nach Osten verlegen zu können. Italien müsse sich daher auf die Modernisierung von Häfen, Flughäfen und Straßen in den Regionen konzentrieren, in denen seine Truppen stationiert sind: "Wenn man nach Osten muss, geht das entweder über die Adria, mit dem Flugzeug oder über die Alpen", so Marrone.

Die Idee, Sizilien mit dem Festland zu verbinden, gibt es seit der Antike. Der römische Historiker Plinius berichtet, die Römer hätten nach dem Sieg gegen Karthago 252 v. Chr. eine Brücke aus zusammengebundenen schwimmenden Fässern gebaut, um mehr als hundert Elefanten von der Insel zum Festland zu bringen.

Auch in der Neuzeit wurde eine Brücke immer wieder ins Gespräch gebracht - vor allem nach der Gründung des italienischen Nationalstaats im 19. Jahrhundert als Symbol der Einheit zwischen Sizilien und dem italienischen Festland. Doch technische sowie natürliche Herausforderungen - starke Strömungen, große Wassertiefe, Erdbebengefahr - und die hohen Kosten verhinderten eine Umsetzung.

In den 1960er Jahren wurden die Planungen konkreter. 1981 wurde für das Projekt die staatliche Gesellschaft "Stretto di Messina" gegründet, um Bau und Betrieb zu koordinieren. Sie wurde später aufgelöst und 2023 von der jetzigen italienischen Regierung wiederbelebt.

"Traum von Millionen"

Vorher hatten Premier Silvio Berlusconi und das Parlament im Jahre 2005 einen Bauauftrag vergeben, der Baubeginn wurde mehrfach offiziell angesetzt. Doch hohe Kosten, Kritik an den Folgen für die Umwelt und Regierungswechsel sorgten dafür, dass das Projekt nie gestartet wurde.

Im Frühjahr 2023 brachte die Regierung Meloni das Projekt erneut auf den Weg. Salvini behauptete damals, "das größte öffentliche Bauwerk auf dem europäischen Kontinent in diesem Jahrhundert" sei "der Traum von Millionen von Italienern seit Jahrhunderten".

Die Brücke soll 3666 Meter lang und 60 Meter breit werden. Die beiden Brückenpfeiler, auf denen die Fahrbahnen für Autos und Züge über Schrägseile hängen, werden 399 Meter hoch, wie der Plan vorsieht. Nach der Fertigstellung können demnach rund 6000 Autos pro Stunde und täglich 200 Züge über die Brücke fahren. Die Planer gehen von rund 11 Millionen Menschen aus, die jedes Jahr die Brücke nutzen. Eröffnet werden soll das Projekt in sechs Jahren.

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