US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, ab dem 7. August Zölle in Höhe von 39 Prozent auf Importe aus der Schweiz zu erheben. Was das für die Schweizer Exportindustrie bedeutet und wen die Zölle besonders hart treffen würden, erklärt SRF-Wirtschaftsredaktorin Camilla Herrmann.
Was bedeutet dieser Zollsatz für die Schweizer Industrie?
In den letzten Monaten mussten die hiesigen Unternehmen bereits die Zusatzzölle von 10 Prozent hinnehmen. Einige Unternehmen berichteten, damit sei die Grenze bereits erreicht. Entsprechend ist der Schock über die neuen Zölle gross. Denn 39 Prozent werden die hiesige Exportwirtschaft enorm belasten. Die amerikanischen Importeure, die die Zölle schlussendlich bezahlen, können einen Teil über höhere Preise auf die Kundinnen abwälzen. Aber Schweizer Produkte werden unattraktiver. Die amerikanischen Unternehmen dürften auch versuchen, die Preise der Schweizer Hersteller zu drücken oder wenn möglich auf günstigere Anbieter auszuweichen. Für einige Unternehmen können Zölle in dieser Grössenordnung deshalb existenzbedrohend sein.
Welche Branchen sind besonders exponiert?
Hart treffen könnte es die Uhrenindustrie. Diese Firmen können die Zölle kaum umgehen, denn die Herstellung in der Schweiz ist ein wichtiges Merkmal. US-Konsumenten können aber ihrerseits reagieren, indem sie Schweizer Uhren nicht in den USA, sondern im Ausland kaufen. Ebenfalls vulnerabel sind Produzenten von Maschinen und Präzisionsinstrumenten sowie die Schweizer Lebensmittelindustrie. Unklar ist weiterhin, was für die chemisch-pharmazeutische Industrie gilt. Denn Pharmaprodukte waren aufgrund einer WTO-Regelung seit Jahrzehnten von Zöllen ausgenommen. Trump hat bereits mehrfach angetönt, dass Zölle auf Pharmaprodukte nur eine Frage der Zeit seien. Viel tun kann die Industrie nicht. Die Möglichkeit, im Ausland Produktionen auf- oder auszubauen, wäre ein Wagnis. Denn dies ist einerseits kostspielig und hat nur für grössere Unternehmen einen Sinn, andererseits wäre es mit grosser Unsicherheit verbunden, denn ob und wie lange diese Zölle tatsächlich in Kraft sein werden, ist offen.
Wie steht die Schweiz im Vergleich zur EU da?
Die Europäische Union hat sich mit den USA auf gegenseitige Zölle in Höhe von 15 Prozent geeinigt. Die europäische Industrie befindet sich seit längerem in der Krise und dürfte zusätzlich darunter leiden. Die Schweiz ist mit dem ungleich höheren Zollsatz nun doppelt gestraft. Denn Schweizer Produkte, die direkt mit Produkten aus der EU konkurrieren, haben in Zukunft einen deutlichen Wettbewerbsnachteil in den USA. Indirekt ist die Schweiz aber auch von den EU-Zöllen betroffen, denn Schweizer Unternehmen liefern sehr viele Vorprodukte in die EU, diese werden dort weiterverarbeitet und anschliessend in die USA exportiert. Zölle gelten als Gift für die Wirtschaft, sie dämpfen das Wirtschaftswachstum und drücken auf den Konsum.
Geht die Rechnung für die USA auf?
Bereits seit Monaten spricht Donald Trump von den Zöllen in Milliardenhöhe, die die USA jeden Tag einnehmen würden. Sein Berater Peter Navarro ging von 700 Milliarden aus. Doch obwohl Zölle die ausländischen Industrien belasten, müssen die amerikanischen Importeure diese Zölle bezahlen. Und die spüren die Zölle bereits jetzt. So hat der US-Autobauer Ford jüngst eine Gewinnwarnung herausgegeben; bis zu 2 Milliarden Dollar würden die Zölle in diesem Jahr zu Buche schlagen. Auch General Motors rechnet in diesem Jahr mit zusätzlichen Kosten von 1.1 Milliarden Dollar.
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