- Laut Institut der deutschen Wirtschaft steckt viel Vermögen der Superreichen in Betrieben – ob es aber wirtschaftlich wirkt oder nur geparkt wird, bleibt unklar.
- Ein Ökonom warnt, eine Vermögenssteuer könne investitionsschwache Firmen belasten und dem Standort schaden.
- Das Netzwerk Steuergerechtigkeit hingegen hält Vermögenssteuern für verkraftbar und verweist auf die Thiele-Erben, die ohne Firmenverkäufe Milliarden zahlten.
Superreiche schweigen meist über ihren Super-Reichtum. Für Wissenschaftler wie Martin Beznoska ist das ein Problem. Der Volkswirt forscht am arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) Köln zur Vermögensverteilung. Bei Erhebungen, bei denen private Haushalte nach ihrem Vermögen abgefragt werden, erreiche man meist keine Milliardäre, sagt er. "Da hat man schon Probleme, überhaupt Leute mit mehr als 10 Millionen zu bekommen. Deswegen muss man schätzen", erklärt Beznoska. Auch, wie viel ein Unternehmen genau wert ist, ist schwer zu sagen – sofern es nicht gerade verkauft wird.
IW: Kapital steckt in Familien-Unternehmen
Trotz dieser Unschärfen kam eine Studie des IW 2021 zu dem Schluss: Das meiste Kapital der reichsten ein Prozent steckt tatsächlich in deren Familien-Unternehmen. "Ungefähr 65 Prozent des gesamten Vermögens dieser Personen sind Betriebsvermögen. Insoweit stimmt die Aussage, dass ein Großteil dieses Vermögens Betriebsvermögen und Maschinen, Fabriken, die Grundstücke und die Unternehmen sind", sagt Beznoska.
Die Aussage von CDU-Politiker Middelberg sei im Grunde richtig, sagt Christoph Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit – aber nur zum Teil. Denn bei der Frage, ob Betriebsvermögen tatsächlich "wirtschaftliche Tätigkeit" finanziere, also beispielsweise neue Maschinen davon gekauft würden, sei diese Statistik blind.
Die großen Vermögen seien größtenteils in Betrieben investiert, sagt Trautvetter. Der Grund: Es mache keinen Sinn, das Vermögen als Bargeld unter dem Kopfkissen aufzuheben, auch die Wohnimmobilie falle bei sehr reichen Menschen kaum ins Gewicht. "Ob es aber tatsächlich wirtschaftliche Tätigkeit fördert und Investitionen oder Arbeitsplätze sichert oder ob es angespart und wieder am Finanzmarkt investiert wird, das sagen die Statistiken nicht", sagt Trautvetter.
Beznoska: Vermögenssteuer würde Unternehmen treffen
Bei gleicher Ausgangslage schätzen die beiden befragten Ökonomen völlig anders ein, wie eine Vermögenssteuer wirken würde. Laut IW-Forscher Beznoska würde sie Unternehmen hart treffen, deren Kasse gerade weniger voll ist. Zudem reduziere schon ein Prozent Vermögenssteuer den Gewinn und damit die Investitionsmöglichkeiten von Firmen um ein Vielfaches – weil Unternehmen ein Vielfaches ihres Gewinns wert seien.
Das sind laut Beznoska zwei Gründe, warum Vermögenssteuern relativ hohe Ausweichreaktionen haben: "Und wirklich das Unternehmensvermögen reduzieren in dem Land, das eine Vermögenssteuer erhebt. Das muss man bedenken, weil das für den Wirtschaftsstandort nicht unbedingt gut ist."
Trautvetter: Kaum Auswirkungen für Superreiche
Trautvetter führt als Gegenbeispiel die Erben des Industriellen Heinz Thiele an. Dessen Nachkommen zahlten gerade 4 Milliarden Euro Erbschaftssteuer an den Staat, weil sie ihr Vermögen nicht rechtzeitig steueroptimiert hatten.
Auswirkungen? Keine nennenswerten: Die Familie habe diese 4 Milliarden Euro Steuern dadurch finanziert, dass sie einen Teil ihrer Aktien verkauften, sagt Trautvetter. "Jetzt besitzen andere Menschen diese Aktien. Aber es gab weder große Kursstürze, noch irgendwelche Unternehmen, die verkauft werden mussten oder Betriebe, die schließen mussten. Und trotzdem sind 4 Milliarden Euro Steuern gezahlt worden."
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