Zwei ausländische Bieter sind an der Mediengruppe ProSiebenSat.1 interessiert. Die Bundesregierung beobachtet den Bieterkampf genau - weil es auch um Medienvielfalt geht. Der Sohn von Italiens verstorbenem Premier Berlusconi führt deshalb Gespräche in Berlin.

Der Bieterkampf um ProSiebenSat.1 beschäftigt nun auch die Bundesregierung: "Ich habe Pier Silvio Berlusconi zu einem Gespräch ins Bundeskanzleramt eingeladen, um über seine Pläne zu sprechen", sagte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer der Nachrichtenagentur Reuters. Er sei mit den Verantwortlichen von ProSiebenSat.1 im Austausch über eine mögliche Übernahme durch die italienische Holding MediaForEurope (MFE), an der Berlusconi maßgeblich beteiligt ist.

"Deutschland braucht starke private, unabhängige Fernsehgruppen, sie sind für die Medien- und Meinungsvielfalt von zentraler Bedeutung", sagte Weimer zur Begründung für seine Einladung. "Ein Eigentümerwechsel bei einer Mediengruppe wie ProSiebenSat.1 wäre weit mehr als ein normaler Vorgang. Die mögliche Übernahme würde das mediale Machtgefüge unseres Landes beeinflussen", betonte er gegenüber Reuters. Weimer formulierte klare Bedingungen: "Ein Eigentümerwechsel darf nicht zu einer Einschränkung der journalistischen Unabhängigkeit führen. Medienmacht ist niemals neutral - wer sie kauft, trägt politische Verantwortung", fügte er hinzu.

Hintergrund ist nach Angaben aus Regierungskreisen, dass man sich um die Zukunft von ProSiebenSat.1 Sorgen macht. Weimer erwarte von allen beteiligten Investoren deshalb auch noch eine Standortgarantie bei ProSiebenSat.1 sowie den Verzicht auf politische Einflussnahme. Es werde erwartet, dass die europäische Medienplattform im Falle einer Übernahme ihren Hauptsitz in Deutschland haben müsse, idealerweise in München.

Bieterkampf zwischen zwei Gruppen

Die italienische Holding MFE hält bereits rund 30 Prozent an ProSiebenSat.1. Sie befindet sich im Bieterkampf mit der tschechischen PPF-Gruppe. Bis zum 13. August laufen ihre Kaufofferten parallel. Als strategisches Ziel von MFE gilt, ProSiebenSat.1 perspektivisch in einen paneuropäischen Fernsehkonzern einzubinden, der den US-Streaming-Riesen wie Netflix und Amazon Paroli bieten kann. Die Tschechen, die in Osteuropa und Skandinavien im Fernsehgeschäft aktiv sind, wollen ProSiebenSat.1 nach eigenem Bekunden dagegen unabhängig halten.

Dass die Bundesregierung nun aktiv wird, könnte auch einen politischen Hintergrund haben. Pier Silvio Berlusconi ist der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, dem gute Verbindungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin nachgesagt wurden. Die Bundesregierung hat der Regierung in Moskau wiederholt die bewusste Verbreitung von Desinformation in Europa vorgeworfen.

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