Vertreter der Ukraine und Russlands trafen sich am Mittwochabend in der türkischen Hauptstadt Istanbul zu Verhandlungen. Nach weniger als einer Stunde konnten sich die beiden Länder auf einen Austausch von Gefangenen sowie Zivilisten einigen.

Solche Vereinbarungen gab es auch in der Vergangenheit bereits. Einer, der von einem Kriegsgefangenenaustausch profitieren konnte, ist Yevhen. Er ist nach drei Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft zwar mittlerweile wieder in der Ukraine.

Man hat uns versprochen, dass wir nach drei, vier Monaten freigelassen würden. Aus vier Monaten sind drei Jahre geworden.
Autor: Yevhen Ukrainischer Kriegsgefangener

Doch Yevhen ist gezeichnet von seiner Kriegsverletzung – und der langen Gefangenschaft. Er hat zu Beginn des Krieges in der Schlacht um das ostukrainische Mariupol gekämpft. Die Russen hatten die Stadt eingekesselt, da wurde er schwer an den Beinen verletzt.

Schwere Zeit in Gefangenschaft

Im Mai 2022 mussten sich die ukrainischen Verteidiger ergeben. Yevhen erzählt: «Man hat uns versprochen, dass wir nach drei, vier Monaten freigelassen würden. Aus vier Monaten sind drei Jahre geworden.» Umgehend hätten die Russen angefangen, die Kriegsgefangenen zu verhören.

Yevhen habe versucht, so wenig wie möglich preiszugeben, denn: «Dort gilt die Regel, je weniger du sagst, desto eher überlebst du.» Obschon er sich nur als einfacher Nachrichtensoldat ausgegeben habe, warteten furchtbare Jahre auf ihn. Besonders vor Verhören sei er gefoltert worden: «Sie haben mich heftig geschlagen. Einmal haben sie mich zwei Wochen auf ein Verhör vorbereitet. Jeden Morgen und jeden Abend wurde ich geschlagen – mein Rücken, meine Beine wurden ganz schwarz.»

Legende: Yevhen braucht einen Gehstock, um zu laufen. Hier im Gespräch mit SRF-Korrespondent David Nauer. SRF

Dennoch habe es auch Momente der Menschlichkeit gegeben. Einige Wärter hätten sich milde verhalten. Aufgrund seiner Beinverletzung kann Yevhen nicht gut gehen, daher hätten ihn manche als Ersten zum Essen geschickt, damit er es rechtzeitig schaffte. Dazu durfte er sich teilweise an den Wänden abstützen. Das Essen in Haft sei streng rationiert, erklärt Yevhen: «Es gab nicht viel zu essen, aber immerhin regelmässig. Dreimal am Tag. Ich habe 26 Kilo abgenommen.» Erst kurz vor der Freilassung habe es deutlich mehr gegeben.

Beim Gefangenenaustausch habe er sich so gefreut und dachte: «Endlich bin ich zurück in der Heimat. Drei Jahre habe ich davon geträumt und jetzt sind diese Qualen endlich vorbei.»

Gut 1000 Ukrainer und 1000 Russen kamen in den vergangenen Monaten frei. Es ist das Resultat der russisch-ukrainischen Verhandlungen, die US-Präsident Trump angestossen hatte.

Rückkehr in das normale Leben

Yevhen befindet sich zurzeit in einer Reha-Klinik. Seine Frau sagt über ihn: «Sein Charakter, seine Seele – sind immer noch gleich. Aber körperlich muss er sich wiederherstellen.» Es ist eine langsame Rückkehr in ein Leben in Freiheit.

Yevhen selbst will jetzt erstmal Zeit mit seiner Familie verbringen und gesund werden. Dann, so sagt er, werde er an die Front zurückkehren, um erneut gegen die russischen Angreifer zu kämpfen.

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