Die IWF-Vize-Chefin gibt überraschend ihren Posten auf. Das bietet Trump die Chance, einen ihm genehmen Nachfolger zu benennen - und seine ganz persönliche Agenda beim IWF voranzutreiben.

Die Nummer zwei beim Internationalen Währungsfonds (IWF), Gita Gopinath, gibt ihren Posten überraschend per Ende August auf - und verhilft damit US-Präsident Donald Trump zu einer unverhofften Chance. Traditionell schlägt nämlich das US-Finanzministerium Kandidaten für den Vize-Posten vor.

Gopinaths Abgang bietet der US-Administration damit die Gelegenheit, einen ihr genehmen Nachfolger zu empfehlen - und das zu einem Zeitpunkt, da Trump mit allen Mitteln versucht, die Weltwirtschaft nach seinem Willen umzustrukturieren.

Scharfe Kritik der Trump-Regierung am IWF

Trumps Handelspolitik hatte zuletzt für Spannungen zwischen der US-Administration und dem IWF gesorgt. IWF-Chefin Kristalina Georgieva warnte, Trumps Zölle könnten das Weltwirtschaftswachstum bremsen und das Risiko einer globalen Finanzkrise erhöhen.

Umgekehrt ist die aktuelle Politik des IWF der US-Regierung ein Dorn im Auge. "Die schleichende Ausweitung der Missionen" habe sowohl den IWF als auch die Weltbank vom Kurs abgebracht, erklärte Finanzminister Scott Bessent bereits anlässlich der Frühjahrstagung der beiden Institution. Er warf dem IWF vor, sich zunehmend in politischen "Buzzwords" wie Klimaschutz, Gendergerechtigkeit und sozialen Fragen zu verirren.

Der IWF und der Klimawandel IWF-Chefin Kristalina Georgieva hat mehrfach betont, dass der Klimawandel eine tiefgreifende Bedrohung für Wachstum und Wohlstand darstellt. Entsprechend führte der IWF 2022 den Resilience and Sustainability Trust ein: Dieser hilft armen und verwundbaren Staaten mit günstigen und langlaufenden Krediten, resilienter gegen externe Schocks wie etwa dem Klimawandel oder Pandemien zu werden.

Klimapolitik des IWF erzürnt Trump

Die US-Regierung fordert eine radikale Neuausrichtung des IWF - doch welche Ziele verfolgt sie konkret? Schaut man auf die jüngsten Äußerungen der US-Regierung, so zeichnen sich drei Kernreformen ab, die Trump für den IWF anstrebt.

Erstens: die Rückbesinnung auf makroökonomische Kernaufgaben. Man wolle "den IWF wieder zum IWF machen", so Finanzminister Bessent. Der IWF soll sich danach auf die Sicherung der Stabilität des internationalen Währungssystems konzentrieren - und Themen wie Klimapolitik außen vor lassen.

Zweitens: die Stärkung der US-Führungsrolle im IWF. Bessent hat deutlich gemacht, dass die USA künftig noch stärker bei Personal, Kreditvergaben und strategischen Ausrichtungen mitentscheiden wollen. Das sei denn auch im Interesse aller nach dem Motto: "America First does not mean America alone" - "Amerika zuerst bedeutet nicht Amerika allein".

Drittens: eine härtere Gangart gegenüber China. Die US-Regierung wirft dem IWF vor, zu nachgiebig gegenüber Chinas intransparenten Kreditvergaben und Exportüberschüssen zu sein.

Klimawandel und globales Wirtschaftswachstum

Doch wie sehen Experten diese Forderungen der Trump-Regierung? Viele Ökonomen wie Nobelpreisträger Joseph Stiglitz sind überzeugt, dass der IWF Klimarisiken nicht ignorieren kann, haben diese doch direkte Auswirkungen auf Währungsstabilität, Schuldenquoten und Wachstum.

Eine aktuelle Studie der OECD vom vergangenen Monat kommt zu dem Ergebnis, dass je weniger für den Klimaschutz getan wird, desto weniger Wirtschaftswachstum in diesem Jahrhundert zu erwarten ist. Umgekehrt würden bessere Klimaschutzmaßnahmen zum Jahr 2050 bereits drei Prozent und im Jahr 2100 bis zu 13 Prozent mehr Wachstum bringen.

USA haben de facto bereits Vetorecht im IWF

Auch Trumps Forderung nach einer stärkeren Rolle der USA im IWF wird von vielen Experten nicht geteilt. Sie sehen im Gegenteil ärmere Länder aus dem globalen Süden in dieser Institution nach wie vor stark unterrepräsentiert.

Tatsächlich dominieren im IWF die großen Wirtschaftsnationen wie die USA, Japan, China und Deutschland. Die USA halten sogar 16,5 Prozent der Stimmrechte - was ihnen faktisch ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen sichert, für die eine Mehrheit von 85 Prozent der Stimmen erforderlich ist.

Hält China den Yuan künstlich niedrig?

Mit ihrer Kritik an der zu laxen Haltung des IWF gegenüber China steht die Trump-Administration indes nicht allein da. Bereits vorherige US-Regierungen, darunter die von Barack Obama und Joe Biden, warfen China wiederholt vor, den Yuan künstlich niedrig zu halten, um sich einen unfairen Exportvorteil zu verschaffen.

Eine unterbewertete Währung macht chinesische Produkte auf dem Weltmarkt günstiger, während Importe verteuert werden - mit dem Effekt, dass Handelsüberschüsse zunehmen.

So hat sich denn auch laut einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) das Defizit im deutschen Warenhandel mit China zwischen 2020 und 2024 verdreifacht. Dabei spielte die Abwertung des Yuan eine zentrale Rolle. IW-Ökonom Jürgen Matthes kommt zu dem Schluss: "Die deutsche Politik sollte China daher mit Nachdruck dazu drängen, den Yuan gegenüber dem Euro deutlich aufzuwerten."

Trump dürfte es mit IWF-Agenda schwer haben

Unterm Strich kommt der Rückzug von IWF-Vizechefin Gopinath für die Trump-Regierung zur rechten Zeit - und könnte ein Schlüsselmoment werden für die Neujustierung dieser Institution im Sinne US-amerikanischer Interessen.

Ob Trump mit seiner Reform-Agenda international durchdringen kann, ist allerdings fraglich. Zwar dürften auch andere Länder die Haltung des IWF gegenüber China kritisch sehen. Forderungen nach einer Rückbesinnung auf klassische IWF-Aufgaben und einer stärkeren US-Dominanz dürften jedoch auf deutliche Ablehnung stoßen.

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