Seit 1974 ist Zypern nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention de facto zweigeteilt. Auf der Insel leben gerade mal 1.3 Millionen Menschen – die UNO misst dem schwelenden Konflikt allerdings grösste Bedeutung bei.
Das zeigte sich bei den neusten Gesprächen zwischen griechischen und türkischen Zyprern in New York. Diese wurden von UNO-Generalsekretär António Guterres geleitet. Allerdings: Substanzielle Fortschritte gab es auch diesmal nicht.

Lediglich einige vertrauensbildende Massnahmen seien vereinbart worden, sagte Guterres. «Ich bin trotzdem glücklich damit. Natürlich hätte ich gerne viel mehr, aber das ist ein komplexes Thema, und ich denke, wir haben Fortschritte gemacht.»
Ein nächstes Treffen als Erfolgsmeldung
Thomas Seibert, freier Journalist in Istanbul, sagt es so: «Ein Erfolg für zyprische Verhältnisse war es bereits, dass ein nächstes Treffen für September vereinbart wurde.» Die Erwartungen waren im Vorfeld bescheiden. Die letzte hochkarätige Vermittlungsrunde der UNO fand 2017 in Crans-Montana im Wallis statt – und scheiterte krachend. Danach ging lange nichts.

Eine Option wäre, den Status quo zu erhalten, den es immerhin seit einem halben Jahrhundert gibt. Die Mittelmeerinsel gehört seit 2004 zur EU. Aufgrund der faktischen Teilung findet das EU-Recht jedoch nur im Süden Anwendung. Nordzypern wird international nur von der Türkei anerkannt.
«Die türkischen Zyprer lehnen den Status quo aber ab, weil sie quasi von der Aussenwelt abgeschnitten sind», berichtet Journalist Seibert. «Sie sind völlig von der Türkei abhängig. Ankara bezahlt im Grunde genommen den Staatshaushalt.»
Verhärtete Fronten
Die Türkische Republik Nordzypern will eine Zweistaatenlösung und international anerkannt werden. Derzeit unterliegt der türkische Teil von Zypern einem internationalen Embargo und kann nur über die Türkei erreicht werden. Die türkischen Zyprer können auch nur mit der Türkei Handel treiben.
«Eine Anerkennung durch weitere Staaten würde ihnen die Möglichkeit geben, dieses Reise- und Handelsembargo zu durchbrechen», sagt Seibert. Dadurch erhofft sich die Regierung auch eine Stärkung des Tourismus, der die Lebensader der Mittelmeerinsel ist.

Der südliche Teil der Insel – die international anerkannte Republik Zypern – strebt dagegen eine Wiedervereinigung an. Auch die EU und die UNO setzen sich dafür ein. «Die Griechen sind klar in der Mehrheit auf der Insel», sagt Seibert. «Sie wollen zu einem gemeinsamen Staat zurück und fordern den Rückzug der türkischen Truppen im Norden der Insel.»
Es ist höchste Zeit, dass sich die internationale Gemeinschaft mit den Realitäten vor Ort abfindet.
Der UNO schwebt ein föderales Modell nach Schweizer Vorbild vor. Die Pläne werden allerdings nicht nur im Norden Zyperns abgelehnt, sondern auch von der Türkei. Präsident Recep Tayyip Erdogan beharrt auf einer Zweistaatenlösung. Für Ankara ist die Inselrepublik geostrategisch und militärisch von grosser Bedeutung. Beobachter sprechen auch von einem unsinkbaren Flugzeugträger im Mittelmeer.
Sein Land unterstütze die Bemühungen für eine Zweistaatenlösung uneingeschränkt, sagte Erdogan bei einem Besuch in Lefkosa in Nordzypern anlässlich des 51. Jahrestags der türkischen Invasion 1974. «Wir sind fest davon überzeugt, dass dies früher oder später geschehen wird.» Es sei höchste Zeit, dass die internationale Gemeinschaft sich mit den Realitäten vor Ort abfinde.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke