Die US-Regierung von Donald Trump hat 4.3 Milliarden Dollar weggefegt – Geld, das für die weltweite Bekämpfung von HIV/Aids bereits gesprochen und eingeplant war. Laut der UNO-Organisation zur Bekämpfung von Aids, Unaids, bedeutet das vier Millionen Tote mehr bis zum Ende dieses Jahrzehnts.
Es war nach der Polio-Impfung die grösste Erfolgsstory im weltweiten Gesundheitsbereich.
Das sei das Ende einer einmaligen Geschichte, sagt Niklaus Labhardt, Epidemiologe am Universitätsspital Basel und Präsident der Schweizer Hilfsorganiation Solidarmed. «Es war nach der Polio-Impfung die grösste Erfolgsstory im weltweiten Gesundheitsbereich.»
Epidemiologe Niklaus Labhardt ist einer der 6000 Teilnehmenden der diesjährigen internationalen HIV/Aids-Konferenz in Kigali.
Afrika will sich selber helfen
Die Abwicklung der US-Entwicklungshilfe rege auf, aber auch an, sagt Labhardt. Teilnehmerin Hui Yang vom Global Fund, einer der wichtigsten Organisationen im Kampf gegen HIV weltweit, spricht von einer Mischung aus Angst und Selbstbehauptungswille.
«Es entsteht ein Momentum, da auch afrikanische Regierungen hinstehen und sagen: Jetzt versuchen wir, die Aufgabe weiter zu übernehmen», stellt Labhardt fest. Sambia etwa hat bereits einen Plan vorgestellt und Länder mit einem verhältnismässig guten Gesundheitssystem wie Südafrika, Namibia oder Botswana dürften folgen.
Doch andere Staaten, die bei der HIV-Bekämpfung fast komplett von ausländischen Geldern abhängig sind, werden das nicht können. Dazu gehören etwa Nigeria, Mosambik, Tansania oder Lesotho.
Suche nach neuen Geldspenden
Man tue alles, um mehr Gelder einzutreiben, aber es werde nicht möglich sein, die finanzielle Lücke der USA zu schliessen, sagt Hui Yang vom Global Fund. Die Organisation setzt rund 1.5 Milliarden Dollar jährlich für die HIV/Aids-Bekämpfung ein.
Unter dem Eindruck der Aidskrise im eigenen Land und dem Druck von Aktivistinnen und Aktivisten wurden die USA in den letzten Jahrzehnten zum mit Abstand grössten Geldgeber in der Bekämpfung von HIV/Aids. Das ist jetzt vorbei.
Immerhin: Länder wie die Schweiz, Grossbritannien, Frankreich oder Deutschland, die ihre Hilfsgelder ebenfalls gekürzt haben, könnten ihre Entscheide überdenken und den Schaden zumindest lindern.
Neues Medikament könnte Ansteckungen verhindern
Die Abwicklung der US-Entwicklungshilfeagentur USAID ist schon heute spürbar, vor allem bei der Prävention. Auf dieser ruhen die grössten Hoffnungen, seit vor einem Jahr ein neues Medikament vorgestellt wurde.
Es heisst Lenacapavir, wird gespritzt und schützt ein halbes Jahr lang beinahe zu 100 Prozent vor einer HIV-Infektion. Dieser wissenschaftliche Durchbruch werde jetzt in der Anwendung verzögert, sagt Epidemiologe Labhardt. Schützen soll die Depotspritze vor allem die verletzlichsten Gruppen.
Hui Yang ist beim Global Fund dafür zuständig, dass die Medikamente bei den Menschen ankommen. Sie hofft, dass die ersten Depotspritzen schon Ende dieses Jahres verteilt werden können. Und dass der hohe Schutz des Wirkstoffs den Ausstieg der USA wettmacht und eine Zukunft ohne HIV/Aids realistisch bleibt.
Und es gibt Neuigkeiten aus den USA: Die Hilfsgelder zur Bekämpfung von HIV/Aids versiegen nicht komplett. Gerade hat der Senat beschlossen, das Flagship-Projekt PEPFAR vorläufig nicht einzustellen und weiterhin 400 Millionen Dollar in die Aidsbekämpfung zu investieren.
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