Das ist passiert: Grossbritannien hat mit einem geheimen, milliardenschweren Programm Tausende Afghaninnen und Afghanen ins eigene Land geholt. Deren persönliche Daten waren zuvor durch ein Leck öffentlich geworden und sie müssten deshalb Vergeltungsmassnahmen der radikal-islamischen Taliban fürchten. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, die heute nach der Aufhebung einer weitreichenden Nachrichtensperre veröffentlicht wurden. Das Programm zur Umsiedlung von Tausenden von Menschen von Afghanistan in das Vereinigte Königreich kostet die Regierung Schätzungen zufolge zwei Milliarden Pfund (2.15 Milliarden Schweizer Franken).
Dieser schwerwiegende Datenvorfall hätte niemals passieren dürfen.
Das sagt der britische Verteidigungsminister: Die Sorge, dass die namentlich genannten Personen von den Taliban ins Visier genommen werden könnten, hatte die konservative Vorgängerregierung zur Einrichtung des Programms veranlasst. Der britische Verteidigungsminister John Healey entschuldigte sich für die Datenpanne. «Dieser schwerwiegende Datenvorfall hätte niemals passieren dürfen», sagte Healey vor den Abgeordneten im Unterhaus.

Asyl in Grossbritannien: Healey zufolge befinden sich rund 4500 betroffene Personen bereits in Grossbritannien oder auf dem Weg dorthin, was Kosten von rund 400 Millionen Pfund (rund 429.48 Millionen Schweizer Franken) verursacht. Er fügte jedoch hinzu, dass niemandem sonst aus Afghanistan aufgrund des Datenlecks Asyl angeboten werde. Die Details wurden bekannt, nachdem eine in Grossbritannien als «Superinjunction» bekannte gerichtliche Anordnung aufgehoben wurde. Eine solche Anordnung untersagt nicht nur die Berichterstattung über einen Sachverhalt, sondern auch über die Existenz der Anordnung selbst.
Panne vor drei Jahren: Die konservative Vorgängerregierung hatte die Verfügung im September 2023 erwirkt, nachdem das Verteidigungsministerium zuvor festgestellt hatte, dass ein Teil eines Datensatzes auf Facebook veröffentlicht worden war. Das Leck selbst ereignete sich bereits Anfang 2022. Der Datensatz enthielt persönliche Informationen von fast 19'000 Afghanen, die einen Antrag auf Umsiedlung gestellt hatten. Das Hohe Gericht erklärte in einer Zusammenfassung seines Urteils, die Daten hätten «persönliche Informationen über mehr als 33'000 Antragsteller» enthalten.
Politische Brisanz und Kritik: Britische Streitkräfte waren erstmals 2001 nach den Anschlägen vom 11. September in den USA in Afghanistan stationiert worden. Die Taliban übernahmen im August 2021 wieder die Macht. Die Nachricht von dem Leck kommt zu einer Zeit, in der die öffentlichen Finanzen Grossbritanniens angespannt sind und die rechtsgerichtete, einwanderungskritische Partei Reform UK in Meinungsumfragen führt. Die Regierung sieht sich zudem mit Klagen von Betroffenen der Panne konfrontiert, was die Kosten des Vorfalls weiter erhöhen dürfte.
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