Die Nonchalance der US-Anleger ist erst einmal dahin. Die jüngsten Zollankündigungen von US-Präsident Trump lassen die Risikofreude an der Wall Street jäh abkühlen. Der Bitcoin setzt seine Aufwärtsbewegung fort.

Nach den Allzeithochs am Vortag haben Anleger an der Wall Street zum Wochenschluss angesichts der jüngsten Entwicklungen im Zollstreit zu Gewinnmitnahmen geneigt. Nachdem US-Präsident Donald Trump Zölle von 35 Prozent auf Importe aus Kanada angekündigt hatte, fürchteten Anleger, dass andere Handelspartner mit ähnlich hohen Strafzöllen belegt würden. Da beim US-Präsidenten übers Wochenende wieder mit neuen Drohungen und Forderungen zu rechnen sei, bleibe das Schlagzeilenrisiko hoch und die Risikobereitschaft entsprechend niedrig, hieß es im Handel. Der Dow-Jones-Index sank um 0,6 Prozent auf 44.372 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite ermäßigten sich um 0,3 bzw. 0,2 Prozent. An der Nyse wurden nach vorläufigen Angaben 792 (Donnerstag: 1857) Kursgewinner gezählt, denen 1984 (909) -verlierer gegenüberstanden. Unverändert schlossen 42 (56) Titel.

Beobachter merkten zwar an, dass die Kanada angedrohten Zölle nur für Produkte gelten sollen, die nicht unter das Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada fallen. Die Folgen dürften daher weit weniger gravierend sein als angenommen. Vielleicht sei Trump aber auch bereit, die Regelungen des Abkommens zu ignorieren, so warnende Stimmen im Handel. Darüber hinaus könnten die Basiszölle für den Handel mit den USA bald steigen. Denn Trump plant pauschale Zölle von 15 bis 20 Prozent für die meisten Handelspartner. Diese lägen damit höher als die derzeit geltenden 10 Prozent.

Inflationssorgen treiben Renditen

Anleihen waren trotz der neuerlich schlechten Nachrichten zum Zollstreit nicht gefragt. Sinkende Kurse ließen die Zehnjahresrendite um 7 Basispunkte auf 4,42 Prozent steigen. Anleger zögen sich wegen des Zollstreits und der daraus möglicherweise resultierenden höheren Inflation aus US-Anleihen zurück, erläuterten die Analysten von OFI Investment Asset Management. "Der fünfte Rückgang der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Folge hat die Erwartung verstärkt, dass eine starke Eintrübung des Arbeitsmarktes wahrscheinlich nicht das ist, was die Federal Reserve dazu veranlasst, bereits im September die Zinsen zu senken", lieferte ING-Analyst Francesco Pesole weitere Gründe für die steigenden Renditen.

Gesunkene Zinssenkungsfantasien und höhere Marktzinsen stützten derweil den US-Dollar, der Dollarindex tendierte 0,2 Prozent höher. Sein kanadisches Pendant gab jedoch zum Greenback nach. Dem "Loonie" stehen nach Ansicht der Commerzbank unruhige Zeiten bevor. Trump dürfte den nördlichen US-Nachbarn nicht in Ruhe lassen. Bitcoin stieg nach den jüngsten Rekorden weiter - um 1,3 Prozent. Nachdem die US-Regierung in diesem Jahr eine strategische Reserve genehmigt hatte, schien auch China seine Haltung zu Kryptowährungen zu ändern. Händler berichteten von einem großen Interesse institutioneller Anleger.

Erdöl deutlich teurer

Gold profitierte als vermeintlich sicherer Hafen von den wieder hochkochenden Handelsstreitigkeiten und Sorgen vor einer neuen Eskalation im Nahen Osten. Der Preis für die Feinunze stieg um 1,0 Prozent. Die Ölpreise zogen um rund 3 Prozent an. Stützend wirkten sich laut Analyst John Kilduff von Again Capital der Bericht über die US-Benzinnachfrage, die Aussage Russlands, man werde die Überproduktion kompensieren, und die Spannungen im Nahen Osten aus. Dazu gesellten sich Erwartungen weiterer Sanktionen gegen Russland. Berichten zufolge plant die Kartellgruppe Opec+ überdies, nach August die Fördermengen vorerst nicht weiter zu erhöhen.

Nvidia bleibt wertvollstes Unternehmen der Welt

Unter den Einzelaktien kletterten Nvidia nach dem Rekordhoch des Vortages um weitere 0,5 Prozent. Die Marktkapitalisierung blieb damit über der Marke von 4 Billionen US-Dollar. Die Titel des KI-Halbleiterspezialisten hatten in den vergangenen drei Monaten um über 50 Prozent angezogen.

Boeing zogen um 0,3 Prozent an. Berichte deuteten darauf hin, dass der Absturz einer Air India-Maschine womöglich nicht auf ein technisches Problem zurückzuführen ist, sondern auf einen Pilotenfehler. Die Aktien von Levi Strauss rückten um 11,2 Prozent vor, nachdem der Jeanshersteller für das erste Geschäftshalbjahr überraschend starke Zahlen vorgelegt und seine Jahresziele erhöht hatte.

Der Lebensmittelkonzern Kraft Heinz bereitet offenbar seine eigene Aufspaltung vor. Das Unternehmen erwäge, einen großen Teil seines Lebensmittelgeschäfts in eine neue Gesellschaft auszugliedern, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Kurs gewann 2,5 Prozent. Der Lebensmittelgroßhändler US Foods (+0,3%) plant laut Kreisen die Übernahme des Wettbewerbers Performance Food, deren Kurs legte um 4,9 Prozent zu.

Krypto-sensible Aktien folgten Bitcoin nur zum Teil nach oben, der ein neues Rekordhoch erreicht hatte. Microstrategy gewannen 3,0 Prozent, Coinbase drehten dagegen 0,5 Prozent ins Minus. Nach einer Hochstufung durch Wedbush kletterten die Titel des Kinobetreibers AMC Entertainment um 11,2 Prozent.

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