Darum geht es: Grossbritannien und Frankreich haben sich auf ein Pilotprojekt geeinigt, zur Rückführung von Migrantinnen und Migranten, die mit kleinen Booten über den Ärmelkanal von Frankreich nach Grossbritannien kommen. Grossbritannien soll einen Teil von ihnen zurück nach Frankreich schicken – und gleichzeitig die gleiche Zahl von Personen auf legalem Weg aus Frankreich aufnehmen. Das haben der britische Premierminister Keir Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron in London bekanntgegeben. Das Pilotprojekt soll in den kommenden Wochen umgesetzt werden, sagte Starmer.
Abschiebung in Ersteinreiseländer: Frankreich dürfe nun jedoch nicht zum «Auffangbecken» für Menschen werden, denen Grossbritannien kein Asyl gewährt, sagte Macron. Mithilfe der Dublin-Regelung will Frankreich daher die aus Grossbritannien zurückgenommenen Migranten in die Ersteinreiseländer zurückzuschieben.
Sichtweise Grossbritannien: Michael Gerber, Grossbritannien-Korrespondent sagt: «Es ist ein Durchbruch für Keir Starmer: Er hat Emmanuel Macron die Zusicherung abgerungen, dass Frankreich künftig illegal per Boot nach Grossbritannien eingereiste Flüchtlinge zurücknehmen wird; ein Verhandlungserfolg für den britischen Premierminister. Starmer hofft auf die abschreckende Wirkung – dass etliche Flüchtlinge künftig darauf verzichten werden, ihr Leben zu riskieren und Tausende Euro auszugeben für die Überfahrt, wenn sie damit rechnen müssen, gleich nach Ankunft wieder zurückgeschickt zu werden. Und Starmer hofft auch, bald Hunderte Bootsflüchtlinge pro Woche nach Frankreich abschieben zu können. Denn, das sagte er am Donnerstagmorgen in Anwesenheit von Präsident Macron: ‹Wir sind uns einig, dass es so nicht weitergehen kann!›»

Sichtweise Frankreich: Mirjam Mathis, Frankreich-Korrespondentin sagt: «Der Druck auf Frankreich zu stärkeren Kontrollen an der Grenze von Nordfrankreich wurde in den letzten Jahren abermals erhöht. Ein grosses Polizeiaufgebot versucht, die Migranten an der Abfahrt in Schlauchbooten über den Ärmelkanal zu hindern. Nun will Grossbritannien einen Anreiz schaffen, dass die Migranten auf legalem Weg ins Königreich einreisen. Auf dem Papier klingt das spannend, aber an der französischen Küste fragt man sich, wie dies funktionieren soll. Man befürchtet, dass die zurückgeschafften Migranten im Gegenteil nun gar mehrmals die gefährliche Überquerung in Angriff nehmen könnten. Um dies zu verhindern, müsste man sie in Zentren festhalten – und diese gibt es aktuell nicht. Ob diese Massnahme tatsächlich eine abschreckende Wirkung hat, bleibt deshalb vorerst fraglich.»
Deutlicher Anstieg in diesem Jahr: Seit Jahren überqueren Migranten in grosser Zahl von Nordfrankreich aus den Ärmelkanal, um Grossbritannien zu erreichen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen etwa 21’100 Menschen auf diesem Weg nach Grossbritannien – ein Anstieg von fast 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und so viele wie nie zuvor. Das berichtete die BBC unter Berufung auf Zahlen des Innenministeriums in London. Grossbritannien versucht seit längerem, die Migration über den Ärmelkanal auch mit französischer Hilfe einzudämmen, und zahlt dafür Millionensummen an Paris.
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