- Der Bertreiber der Infrastruktur des Chemieparks Leuna rechnet trotz der Stilllegung der Dow-Anlage in Böhlen nicht mit größeren Problemen für den Standort.
- Die IHK Halle-Dessau warnt vor massiven Folgen für die industrielle Zusammenarbeit in der Region.
- Entscheidend ist, dass die bestehende Versorgungsinfrastruktur trotz der Schließungen erhalten bleiben kann.
Dow selbst nennt ihn das Herzstück des eigenen Olefinverbundes: Im sogenannten Steamcracker in Böhlen wird Rohbenzin unter großem Energieeinsatz etwa zu Ethylen umgewandelt. Ein Grundstoff, auf den Innospec Leuna angewiesen ist. Dort werden unter anderem Zusatzstoffe für Diesel hergestellt.
Geschäftsführer Dietrich von der Wense erklärt: "Das kommt über eine Pipeline hierher und das ist für uns der Hauptrohstoff. Also alles, was wir produzieren, basiert auf dem Ethylen. [...] Es ist wie die Luft zum Atmen und das brauchen wir ganz unbedingt."
Auswirkungen auf Chemiepark Leuna halten sich wohl in Grenzen
Das angekündigte Aus der Anlage in Böhlen bereitet von der Wense aber keine großen Sorgen. Denn der Standort wird seit mehr als 20 Jahren zusätzlich durch eine Pipeline aus Stade bei Hamburg versorgt. Das habe "immer zu einer stabilen Versorgung der Region beigetragen. Also auch, wenn der Cracker zum Beispiel mal einen Stillstand hatte – so wie gerade zum Beispiel, jetzt wird er auch wieder repariert – kommt Ethylen über die Pipeline her und das war immer ausreichend, um alle Betriebe hier in der Region zu versorgen."
Und so hält man auch bei InfraLeuna, dem Eigentümer- und Bertreiber der Infrastruktur des Chemiestandortes, die Auswirkungen der Dow-Entscheidung auf Leuna für überschaubar.
IHK befürchtet erhebliche Auswirkungen auf mitteldeutsches Chemie-Dreieck
Anders bewertet InfraLeuna-Sprecher Martin Naundorf aber die Situation in Böhlen. Er spricht von dramatischen Einschnitten: "Dort ist der Cracker einfach die zentrale Anlage des gesamten Standortes. Und auch am Standort Schkopau bei der Dow wird mit den beiden Anlagen, die dort voraussichtlich geschlossen werden, natürlich ein weiterer signifikanter Baustein in der gesamten Wertschöpfungskette des Standortes fehlen."
Wir werden dadurch wirklich ins Herz des mitteldeutschen Chemie-Dreiecks getroffen.
Die Industrie und Handelskammer Halle-Dessau schlägt deswegen Alarm. IHK-Präsident Sascha Gläßer befürchtet starke Auswirkungen auf die heimischen Unternehmen: "Wir werden da wirklich ins Herz des Chemie-Dreiecks getroffen, da unser großer Vorteil hier vor Ort ist, dass wir einen Stoffverbund haben." Das heißt, ein Unternehmen produziert in der Regel Vorprodukte für die anderen Unternehmen mit. "Und dieser Kreislauf, dieser Stoffverbund wird durch den Wegfall des Crackers ganz erheblich gestört."
Hoffnung auf Erhalt der Versorgungsinfrastruktur
Zurück nach Leuna, wo Innospec-Geschäftsführer von der Wense darauf baut, dass Dow Chemical seiner Verantwortung auch künftig gerecht wird: "Dow hat seit mehr als 30 Jahren ein Monopol über die gesamte Infrastruktur, die die Versorgung mit Ethylen in dieser Region ausmacht. Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass jetzt, nachdem die Entscheidung gefallen ist – so traurig, wie sie für den Standort Böhlen und wie verheerend sie für die gesamte Region ist – sichergestellt wird, dass zumindest die Versorgungsinfrastruktur der Dow künftig weiter aufrechterhalten wird."
Denn: Künftig Ethylen von anderen Anbietern über die Pipeline zu beziehen, gehe eben nur mit Einverständnis der Dow.
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